11 - Die Helden des Westens
Zusammentreffen!“
„Ja, ich habe ganz dieselbe Karriere gehabt. Aber wenn er die schöne Anstellung eines Oberförsters gehabt hat, warum hat er sie denn aufgegeben?“
„Aus Ärger. Ich glaube, die betreffende Waldung befand sich im Privatbesitz, und sein Patron war ein stolzer, rücksichtsloser und jähzorniger Herr. Beide sind auf- und auseinandergeraten, und Helmers hat ein schlechtes Zeugnis erhalten, so daß er keine Wiederanstellung fand. Da ist er dann so weit wie möglich fortgegangen. Siehst du da drüben das Rot- und Schwarzeichengehölz?“
„Ja!“ antwortete Frank, indem er in die angegebene Richtung blickte.
„Dort treffen wir wieder auf den Bach, und hinter dem Wald beginnen Helmers Felder. Bisher hast du mich ausgefragt; nun will einmal ich einige Erkundigungen aussprechen. Wird nicht dieser brave Neger Sliding-Bob genannt?“
Da tat Bob im Sattel einen Sprung, als ob er sich vom Pferde schnellen wolle.
„Ah! Oh!“ rief er. „Warum schimpfen Massa Bloody-Fox gut, brav Masser Bob?“
„Nicht schimpfen und nicht beleidigen will ich dich“, antwortete der Jüngling. „Ich glaube, ich bin ein Freund von dir.“
„Warum da nennen Masser Bob grad so, wie haben Indianer ihn genannt, weil Masser Bob damals immer rutschen von Pferd herab! Jetzt aber Masser Bob reiten wie ein Teufel!“
Um zu zeigen, daß er die Wahrheit gesagt habe, gab er seinem Pferde die Sporen und galoppierte davon, gerade auf das erwähnte Gehölz zu. Auch Frank war über die Frage des jungen Mannes erstaunt.
„Du kennst Bob?“ sagte er. „Das ist doch beinahe unmöglich!“
„O nein! Ich kenne auch dich.“
„Das wäre! Wie heiße ich denn?“
„Hobble-Frank.“
„Good lack! Das ist richtig! Aber, Boy, wer hat dir das gesagt? Ich bin doch all mein Lebtag noch nicht hier in dieser Gegend gewesen.“
„Oh“, lächelte der Jüngling, „man wird doch einen so berühmten Westmann kennen, wie du bist.“
Frank blies sich auf, daß ihm der Frack zu eng werden wollte, und sagte:
„Ich? Berühmt? Auch das weißt du schon?“
„Ja!“
„Wer hat es dir gesagt?“
„Ein früherer Bekannter von dir, Jakob Pfefferkorn, welcher gewöhnlich nur der ‚Dicke Jemmy‘ genannt wird.“
„Alle Wetter! Mein Spezial! Wo hast du den getroffen?“
„Vor einigen Tagen oben am Washita Fork. Er erzählte mir, daß ihr euch verabredet habt, euch hier in Helmers Home zu treffen.“
„Das ist richtig. Kommt er denn?“
„Ja! Ich bin eher aufgebrochen und komme direkt von oben herunter. Er wird jedenfalls bald nachfolgen.“
„Das ist herrlich; das ist prächtig! Also hat er dir von uns erzählt?“
„Er hat mir euren ganzen Zug nach dem Yellowstone berichtet. Als du mir vorhin sagtest, daß du auch Forstmann gewesen seist, wußte ich sogleich, wen ich vor mir habe.“
„So wirst du mir nun glauben, daß ich ein guter Deutscher bin?“
„Nicht nur das bist du, sondern ein guter, herzensbraver Kerl überhaupt“, lächelte der junge Mann.
„So hat der Dicke mich also nicht schlechtgemacht!“
„Ist ihm gar nicht eingefallen! Wie könnte er seinen braven Frank verleumden!“
„Ja, weißt du, wir haben uns zuweilen ganz außerordentlich über Dinge gestritten, welche zu begreifen eine Gymnasialbildung nicht ganz hinreichend ist. Er hat aber glücklicherweise eingesehen, daß wir einander überlegen sind, und so kann es nun auf der ganzen Welt keine besseren Freunde als uns geben. – Aber da ist Bob, und da ist das Gehölz. Wie nun weiter?“
„Über den Bach hinüber und zwischen den Bäumen hindurch; das ist die genaue Richtung. Reiter, wie Bob einer ist, brauchen keinen gebahnten Weg.“
„Ja, richtig!“ stimmte der Neger stolz bei. „Massa Bloody-Fox haben sehen, daß Masser Bob reiten wie ein Indianer. Masser Bob machen mit durch dick und dünn.“
Sie setzten über das Wasser, ritten durch das Wäldchen, woran kein Unterholz sie hinderte, und kamen dann zwischen eingezäunten Mais-, Hafer- und Kartoffelfeldern hindurch.
Hier gab es stellenweise den fruchtbaren schwarzen Sandboden des texanischen Hügellandes, welcher reiche Ernten gibt. Das Wasser des Baches erhöhte den Wert des Settlements und floß ganz nahe an dem Wohnhaus vorüber, hinter welchem sich die Stallungen und die Wirtschaftsgebäude befanden.
Das Haus war aus Stein gebaut, lang, tief und ohne Oberstock, doch enthielten die Giebelseiten je zwei kleine Dachstuben. Vor der Tür standen vier riesige Postoaks mit bis zur
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