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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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imponierenden Eindruck auf sie machte. Sie ließen die beiden herankommen, legten aber ihre Gewehre nicht ab.
    Derjenige von ihnen, welcher den Befehl ausgesprochen hatte, war eine breitschulterige, untersetzte Gestalt. Ein dichter, schwarzer Vollbart bedeckte den unteren Teil seines Gesichtes, so daß die Lippen nicht gesehen werden konnten; doch war seiner Aussprache anzuhören, daß er eine Hasenscharte haben müsse.
    Als die Snuffles nun vor ihm anhielten, sagte er in zornigem Ton:
    „Wißt ihr nicht, was hier im Westen Regel und Sitte ist? Wer angerufen wird, hat stehenzubleiben, verstanden! Ihr verdankt es nur unserer Nachsicht, daß ihr noch lebt.“
    „Schneide nicht so auf, Mann!“ antwortete Jim. „Wem habt denn ihr es zu verdanken, daß ihr noch lebt? Auch wir haben Gewehre. Die Sitte des Westens kennen wir sehr genau; sie lautet: Schieße jeden, der das Gewehr auf dich anlegt, sofort nieder! Ihr habt eure Schießhölzer gegen uns erhoben, und wir haben euch nur deshalb nicht nach der Regel geantwortet, weil wir gleich gesehen haben, daß ihr nicht die Leute seid, denen man einen guten, sicheren Schuß zutrauen kann. Eure Kugeln wären ganz gewiß meilenweit an uns vorübergeflogen.“
    „Thunder-storm! Da irrt ihr euch gewaltig. Wir schießen auf hundert Schritt einer Fliege den Kopf vom Rumpf; das laßt euch gesagt sein! In welcher Absicht treibt ihr euch denn eigentlich in dieser Gegend herum?“
    „Das könnt ihr euch doch denken! Wir wollen die nächste Sonnenfinsternis sehen, welche hier am besten zu beobachten sein soll.“
    Der Bärtige wußte nicht, wie er diese in sehr ernstem Ton vorgebrachte Antwort aufzunehmen habe. Er machte ein sehr zweifelhaftes Gesicht und fragte:
    „Wann soll sie denn sein?“
    „Heute abend zwölf Uhr fünf Minuten elf Sekunden. Ich sage euch, so eine Sonnenfinsternis um Mitternacht ist das höchste der Gefühle!“
    „Mann, wollt ihr uns foppen?“ brauste der andere auf. „Wir werden euch die Lust dazu sehr schnell vertreiben. Wir stehen nicht hier, um uns von euch an den Nasen ziehen zu lassen. Die eurigen sind geeigneter dazu als die unserigen. Nehmt euch in acht, daß wir euch nicht daran fassen!“
    „Oh“, lachte Jim, „das mögt ihr immerhin tun. Wir haben nichts dagegen. Nur muß ich euch da warnen: Unsere Nasen sind nämlich geladen, wie ihr ihnen leicht ansehen werdet. Sie gehen bei der geringsten Berührung los und sind in dieser Beziehung weit und breit gefürchtet. Oder solltet ihr noch nicht von den beiden Snuffles gehört haben, Sir?“
    „Snuffles? Die beiden Snuffles seid ihr?“ rief er aus. „Alle Teufel! Ja, wir haben viel von euch gehört. Jim und Tim, Tim und Jim, das sollen ein paar so verteufelt drollige Burschen sein, daß ich mich immer gesehnt habe, ihnen einmal zu begegnen. Es freut mich ungemein, diesen Wunsch jetzt in Erfüllung gehen zu sehen. Eure Nasen sollen die allerschönsten Affensprünge machen können. Hoffentlich macht ihr uns den Spaß, uns hier eine Komikervorstellung zu geben. Ihr werdet an uns ein aufmerksames und dankbares Publikum finden. Wir bezahlen gut, fünf Cent pro Mann und einen Cent pro Pferd.“
    „Das läßt sich hören! So eine Einnahme konnten wir hier in diesem Zirkus kaum erwarten. Wir produzieren uns aber stets nur bei Sonnenfinsternis. Ihr werdet also wohl bis zwölf Uhr nachts zu warten haben. Wollt ihr euch aber nicht bis dahin gedulden, so schlagt euch selbst einige Purzelbäume. Das dazu gehörige Talent besitzt ihr sicher, denn euer Aussehen läßt vermuten, daß ihr erst ganz kürzlich aus einem Affenhaus entsprungen seid.“
    „Mann, wagt nicht zuviel! Einen Spaß machen wir uns zwar gern, uns selbst aber geben wir nicht dazu her!“
    „So, dann gehört ihr also zu den feineren Pavians. Das sieht man euch aber nicht an, und ihr werdet mich also wohl entschuldigen. Darf man vielleicht erfahren, welche Namen ihr von euern geehrten Eltern erhalten habt?“
    Diese Worte wurden mit so herzgewinnender Freundlichkeit gesprochen, daß der Bärtige darauf verzichtete, noch gröber als bisher zu werden. Er antwortete:
    „Ich heiße Stewart. Die Namen meiner Genossen mögen ungenannt bleiben. Ihr würdet sie Euch doch nicht merken können, da Euer Kopf in einer sehr traurigen Verfassung zu sein scheint. Wo kommt ihr denn eigentlich her?“
    „Aus der Gegend, welche hinter uns liegt.“
    „Und wo wollt ihr hin?“
    „Nach der Gegend, welche vor uns liegt.“
    „So! Das ist sehr geistreich

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