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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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habe meinen Grund dazu, nicht so gelehrt zu reden, wie ich eigentlich könnte. Ihr habt nämlich ein so dummes Gesicht, daß ich befürchte, Ihr würdet mich gar nicht verstehen, wenn ich Redewendungen brächte, welche nur ein ganz klein wenig über den Horizont eines Schulknaben hinausgingen.“
    „Master!“ brauste der Offizier auf. „Was fällt Euch ein, einen Kapitän der Vereinigten-Staaten-Truppen in dieser Weise zu insultieren?“
    „Pshaw! Regt Euch nicht auf! Ob Ihr Käpt'n seid oder Lampenputzer, das ist mir gleichgültig. Ihr selbst habt mit der Beleidigung begonnen und müßt nun meine Antwort ruhig einstecken. Wollt Ihr das nicht, nun, so bin ich bereit, die Sache mit einer guten Büchsenkugel auszugleichen. Euer Rang imponiert einem Westmann nicht.“
    Es war dem Offizier anzusehen, daß es ihn Mühe kostete, seinen Zorn zu beherrschen; doch gelang es ihm, in ruhigem Ton zu antworten:
    „Sollte mir leid tun, Euch niederschießen zu müssen. Ich verstehe gar wohl, mit einem Gewehr umzugehen, bin aber kein Rowdy und schlage mich nur mit Offizieren. Übrigens wäre es eine Rücksichtslosigkeit gegen Master Helmers, bei ihm Blut zu vergießen. Ich habe die Absicht, hier zu bleiben, bis meine Truppe eintrifft, und darum liegt mir daran, in seinem Home Frieden zu halten.“
    „Dafür bin ich Euch dankbar, Sir“, sagte Helmers. „Wollt Ihr bei mir bleiben, so werde ich Euch eine Extrakammer anweisen lassen, und Euer Pferd soll einen guten Platz im Stall finden.“
    „Ist mir lieb. Ich werde das Tier also sofort in den Stall schaffen. Wo befindet sich derselbe?“
    „Werde Euch führen und Euch dann zu meiner Frau bringen, die Euch die Kammer anweisen kann.“
    Er stand auf, der Offizier auch, und beide begaben sich mit dem Pferd zu dem Stall. Später kehrte der Wirt allein zurück und meldete den beiden anderen, daß der Käpt'n in seiner Kammer geblieben sei, um sich dort auszuruhen. Helmers freute sich der Anwesenheit dieses Gastes und des Eintreffens der Dragoner. Frank aber sagte kopfschüttelnd, und zwar jetzt deutsch:
    „Mir gefällt dieser Mann gar nich. Er hat was im Gesicht, was mein zartes Sympathetengefühl verletzt. Seine Oogen kommen mir vor wie zwee Fettoogen off eener magern Bulljong; sie gucken eenen so tückisch an, und es is nischt Gescheites dahinter. Ich möchte ihn nich off die Probe schtellen, ob er een ehrlicher Kerl is. Ich gloobe nich, daß er das Erkennungswort ‚Schiebebock‘ ausschprechen könnte.“
    „Schiebebock? Warum dieses Wort?“ fragte der Juggle-Fred.
    „Das weeste nich? Nun ja, zu verwundern is das grade nich, denn ich habe noch keenen einstmaligen Gymnasiasten getroffen, der sich viel gemerkt hätte. Es is nur gut, daß der Hobble-Frank so een koloßzurhodusales Gedächtnis besitzt und euch Miniaturschtudenten mit seinen Kenntnissen aushelfen kann! Was das Wort ‚Schiebebock‘ betrifft, was eegentlich eenen Schubkarren bedeutet, so hat dasselbe damals, als die Hunnen zur Zeit des Kaisers Themistokles die Elbe erobern wollten, eene gewaltige Rolle geschpielt. Die Hunnen waren bekanntlich keene Reiter, sondern nur eene Art von fußgängerischen Infanteristen. Sie führten ihre Ausrüstung off Schiebeböcken bei sich. Als sie nun über die Elbe wollten, gedachten sie, inkognito hinüber zu kommen, und gaben sich für brasilianische Araber aus. Da aber schtand der Feldmarschall Derfflinger am Wasser und ließ eenen jeden das Wort ‚Schiebebock‘ ausschprechen. Wer das nich fertigbrachte, dem wurde eenfach der Kopf abgesäbelt. Weil nun aber die Hunnen nich die nötigen Gutturalwerkzeuge besaßen, um das ‚Sch‘ behaglich ausschprechen zu können, so sagten sie alle ‚Siebebock‘ und verloren so viele Köpfe, daß der Maharadscha von Delphi bei Torgau an der Elbe mit diesen Köpfen die berühmte Schädelpyramide errichtet hat, dieselbige Pyramide, welche schpäter Timurlenk wieder umgerissen hat.“
    Die beiden Zuhörer guckten den Sprecher groß an. Sie wußten dieses Mal nicht, ob sie lachen oder heulen sollten.
    „Aber Frank!“ rief Fred endlich. „Wohin gerätst du denn eigentlich! ‚Schiebebock‘! Du meinst wohl das Wort Schiboleth, welches die Gileaditer den Kindern Ephraim abforderten, wie im Buche der Richter zu lesen ist?“
    „Tacet!Oder weil du nich lateinisch verschtehst, so will ich es deutsch sagen: Klappe deine Schpeiseöffnung zu! Du wirscht mir doch nich etwa mit dem Buch der Richter kommen wollen! Ich sage dir, ich kenne die

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