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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir genau dasselbe getan, was jeder andere gute Westmann in diesem Falle unternommen hätte: wir sind längs der Gesteinsgrenze hingeritten, um die Stelle zu finden, an welcher die Kerls vom festen Fels wieder auf sandigen Boden gekommen sind. Das ging so langsam, daß wir bis jetzt noch nicht ganz fertig sind, obgleich wir uns jedenfalls bereits nördlich von dem Punkt befinden, an welchem der eine die vier anderen verlassen hatte, um nach Helmers Home zu reiten, wie Ihr sagt. Übrigens sahen wir, als wir da drüben herüberkamen, einen einzelnen Reiter, welcher an unserem Horizont südwärts galoppierte, und als wir dann dieses Gebüsch erreichten, bemerkten wir, daß er hier angehalten hatte.“
    Old Shatterhand horchte auf. Er schien eine kleine Weile lang nachzudenken, dann erhob er sich von seinem Platz, untersuchte die verschiedenen Hufeindrücke, welche sich am Rande des Mesquitegebüches befanden, und entfernte sich dabei eine ziemliche Strecke von den anderen. Dann hörten sie ihn rufen:
    „Master Tim, seid Ihr oder Jim auch hier gewesen, wo ich jetzt stehe?“
    „Nein, Sir“, antwortete der Gefragte.
    „So kommt einmal alle her!“
    Sie folgten seiner Aufforderung. Als sie zu ihm kamen, deutete er auf das Gebüsch und sagte:
    „Hier seht ihr ganz deutlich, daß jemand in die Sträucher eingedrungen ist. Da ist ein Ästchen abgebrochen, und die Bruchfläche ist noch nicht vertrocknet. Es ist also vor noch nicht langer Zeit geschehen. Folgt mir nach, Mesch'schurs!“
    Er schob sich, jedes Zweiglein und jeden Zollbreit des Bodens genau betrachtend, immer weiter in das dichte Gebüsch hinein, bis er vor einer sandigen Stelle stehenblieb. Sie war mehrere Schritt lang und breit und zeigte keine Spur von Vegetation. Nicht der kleinste, ärmste Halm war da zu sehen. Da kniete er nieder, und es schien, als ob er jedes Sandkörnchen einzeln untersuchen wolle. Endlich erhob er sich mit einem Lächeln der Befriedigung im Gesicht und betrachtete auch die übrigen Seiten des Gebüsches, welches das Plätzchen umgrenzte. Dann deutete er auf eine Stelle und sagte:
    „Auch hier ist jemand herein in dieses Versteck gekommen; ich wette, daß der Betreffende da draußen vor den Büschen auf dem felsigen Boden vom Pferd gestiegen ist. Und nun sagt mir zweierlei, Master Tim: Südlich von hier ist es gewesen, wo sich der eine von den vier anderen trennte?“
    „Südost, Sir.“
    „Schön! Hatte der Mann, den Ihr dann von hier fortreiten sahet, Uniform an?“
    „Nein.“
    „So ist für mich folgendes gewiß: Der Anführer der fünf ist, nachdem er die anderen verlassen hatte, hierher geritten, um sich die Uniform zu holen und als Offizier nach Helmers Home zu gehen. Dann, als er sich dort heimlich entfernt hatte, ritt er wieder hierher, um die Uniform ab- und einen anderen Anzug wieder anzulegen.“
    „Was Ihr sagt, Sir! Haltet Ihr diesen Ort hier für einen Kleiderschrank?“
    „Ja, wenigstens für ein Versteck, für eine ‚Cache‘, wie bekanntlich der Biberjäger die Grube nennt, in welcher er seine Felle verbirgt. Nehmt eure Messer heraus und grabt gefälligst nach! Man sieht es dem Sand ganz deutlich an, daß er vor kurzem sehr sorgfältig geebnet worden ist.“
    Die beiden Snuffles sahen ihm erstaunt in das Gesicht; der Hobble-Frank aber warf sich zu Boden und begann den Sand so eifrig gleich mit den bloßen Händen aufzuwühlen, als ob er alle Schätze von Golkonda da zu finden erwarte. Das eiferte die anderen an, seinem Beispiel zu folgen.
    Der Sand flog nach allen Seiten davon. Noch war Frank kaum zehn Zoll tief gekommen, so rief er, und zwar deutsch:
    „Ich hab's, Herr Shatterhand! Meine Finger sind off was Hartes geschtoßen.“
    „Nur weiter, weiter!“ mahnte Jim, auch in deutscher Sprache. „Das Harte kann auch Fels sein.“
    „Was!“ rief Frank. „Sie bedienen sich ooch des deutschen Mutterdialektes? Sind Sie etwa ooch zwischen dem Montblanc und Vegesack geboren?“
    „Ich heiße Hofmann. Das genügt einstweilen. Grabt nur weiter!“
    „Ich grabe ja wie een Maul- und Werwolf. Es is keen Fels, sondern Holz. Da habt Ihr's! Lauter dünne Schtangen.“
    „Das sind jedenfalls Kaktusstangen“, erklärte Old Shatterhand, „welche so miteinander verbunden sind, daß sie eine breite Fläche und als solche die Decke des Versteckes bilden.“
    Diese Ansicht erwies sich als richtig. Die linealgeraden Stengel waren mit Flechtwerk so verbunden, daß sie einen viereckigen Deckel bildeten, welcher ein

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