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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tornado ist hart an Helmers Home vorübergegangen. Wir sahen die Verwüstungen, welche er angerichtet hat, und mußten aus der Richtung, welche er zurückgelegt hatte, mit Bestimmtheit vermuten, daß er auch euch getroffen habe. Glücklicherweise ist er ziemlich gnädig mit euch umgesprungen.“
    Auch die anderen gaben ihrer Freude Ausdruck. Es waren Jemmy, Davy, Bob und Helmers mit einigen Knechten. Die zwei Erstgenannten hatten von Old Shatterhand die Anwesenheit der beiden Snuffles erfahren. Sie freuten sich des Zusammentreffens mit ihnen, machten aber wenig Worte darüber, denn es gab Wichtigeres zu besprechen.
    Fred berichtete in Kürze über das zweimalige Erscheinen des Geistes. Jemmy und Davy schüttelten still die Köpfe. Sie wollten den Erzähler nicht durch die Äußerung eines Zweifels beleidigen. Helmers meinte:
    „Was Ihr da berichtet, Sir, muß wahr sein, denn zehn Augen haben es gesehen; aber begreifen und erklären kann ich es nicht. Es wird wohl keinen Menschen geben, welcher unumstößlich nachzuweisen vermag, ob wir es mit einem Trugbild oder einem wirklich existierenden Wesen zu tun haben.“
    „O ja, diesen Menschen gibt es freilich, und der bin ich selber!“ antwortete der Hobble-Frank. „Von eener trügerischen Kompression kann keene Rede sein, denn die Geschtalten sind von uns in perplexer Vollendung gesehen worden. Der Geist is een überirdisches Wesen, welches durch die Luft zu reiten vermag. Wir schtehen in diesem Oogenblicke mitten in der mitternächtigen Geschpensterschtunde, was der Yankee Ghostly-hour nennt; dieser Umschtand erklärt die Erscheinung und is der sicherste Beweis, daß wir es mit eener abgeschiedenen Seele aus der jenseitigen Himmelsgegend zu tun haben. Ich gloobe nich, daß jemand es wagen wird, mir zu widersprechen.“
    Er hatte sich geirrt, denn Old Shatterhand klopfte ihm auf die Schulter und sagte, allerdings in freundlichem Ton:
    „Was hätte man denn zu erwarten, wenn man einen Widerspruch wagte, lieber Frank?“
    „Hm, das wäre verschieden, je nach der Persönlichkeet. Jeden anderen würde ich mit meinen Beweisen förmlich niederschmettern, so daß seine wissenschaftliche Existenz für immer und ewig vernichtet wäre. Aber wenn Sie selbst mal eene kleene, bescheidene Frage riskieren, so bin ich ausnahmsweise bereit, Ihnen den gewünschten Aufschluß in möglichster Freundlichkeit zu erteilen.“
    „Einen Aufschluß fordere ich nicht von Ihnen. Daß die Erscheinung das zweite Mal in der Mitternachtsstunde stattgefunden hat, ist kein Beweis ihres überirdischen Ursprungs, denn vorher war sie ja am hellen Tage zu sehen. Wollen Sie mir eine ausführliche Beschreibung des ganzen Vorganges geben, so bin ich überzeugt, ihn zur Genüge erklären zu können.“
    „Das möchte ich bestreiten; aber da Sie es sind, so will ich Ihnen die Schilderung liefern, denn Sie sind von allen Anwesenden der eenzige, der mir komponieren kann.“
    Der kleine Sachse gab eine ganz vorzügliche und sehr ausführliche Beschreibung der zweimaligen Geistererscheinung. Old Shatterhand warf zuweilen eine Frage dazwischen.
    Indessen sank im Süden der Lichtschimmer immer tiefer und erbleichte mehr und mehr. Er schien ganz verschwinden zu wollen. Einige Minuten lang wurde er nur noch wie ein blasser Schimmer auf dem Horizont; dann aber wurde er plötzlich wieder heller, stieg aber keineswegs zunächst wieder zur früheren Höhe empor, sondern lief wie an einer funkensprühenden Lunte immer weiter nach Westen hinüber. Dort blieb er halten und bildete sich mit ungeheurer Schnelligkeit zu einem Flammenmeer aus, welches den halben Himmel erleuchtete.
    „Alle Teufel!“ rief Frank aus. „Da geht die Geschichte schon wieder los! So eene Geisterschtunde habe ich noch nicht erlebt. Diese Feuer sind übernatürlichen Urschprunges, denn – – –“
    „Unsinn!“ unterbrach ihn Old Shatterhand. „Die Sache ist sehr leicht zu erklären. Das Feuer dort ist ein ganz natürliches.“
    „Was sollte denn da brennen?“
    „Verdorrter Kaktus. Es gibt bekanntlich in dem Llano meilenweite Strecken, welche so dicht mit Kaktus bedeckt sind, daß kein Reiter hindurchkommen kann. Sind die Pflanzen vertrocknet, so genügt ein einziger unvorsichtiger Funke, um in wenigen Augenblicken ein wahres Feuermeer zu erzeugen.“
    „Das ist wahr“, stimmte Helmers bei, „und ich weiß ganz gewiß, daß im Süden und Westen von hier sehr bedeutende Kaktusstrecken liegen.“
    „Nun, so haben wir also zunächst

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