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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fragte Helmers.
    „Ja, wir werden wohl schwerlich alle nach hier zurückkehren. Ihr solltet uns allerdings nur bis hierher begleiten; unter den jetzigen Umständen aber werdet Ihr wohl gern noch eine Strecke mitreiten?“
    „Natürlich! Möchte doch gar zu gern ein Wort mit dem Avenging-ghost sprechen.“
    Die zwei Packpferde, welche Helmers mitgebracht hatte, wurden von den Knechten an den Leitzügeln genommen. Auch Frank stieg auf. Es war nicht die Furcht, sondern nur sein alter Widerspruchsgeist, welcher ihn zu seinem Sträuben veranlaßt hatte. Die Truppe setzte sich in Bewegung und jagte in Karriere über die Ebene dahin.
    Sobald die Reiter ihren bisherigen Standort verlassen hatten, verschwand die Lufterscheinung. Nur noch das hochlodernde Feuer war zu sehen.
    Voran ritt Old Shatterhand, hart hinter sich die beiden Snuffles, deren Maultiere wie besessen dem Rappen des berühmten Jägers folgten. Dieser letztere nahm seine Richtung nicht direkt nach dem Feuerschein, sondern mehr nördlich desselben hin. Er konnte sein Ziel nicht sehen; er mußte dasselbe berechnen. Und das war sehr schwierig, da die Spiegelung, welche zudem nun verschwunden war, ihm keinen sicheren Anhalt bot, und die Reiter, welche er suchte, sich mit großer Schnelligkeit fortbewegten.
    Die kleine Schar flog wie die wilde Jagd dahin. Old Shatterhand mußte seinem Rappen Einhalt tun, sonst hätten die anderen ihm nicht folgen können. In zehn Minuten wurden wohl drei englische Meilen zurückgelegt. Dennoch war nicht zu bemerken, daß man sich dem Feuer nähere, dessen Helligkeit sich eher zu verstärken als zu vermindern schien.
    Noch zehn Minuten vergingen. Da stieß Old Shatterhand einen lauten Ruf aus und erhob den Arm, um von der jetzigen Richtung ab ein wenig nach rechts zu deuten.
    Von dort her näherten sich zwei Punkte, voran ein hellerer, welchem ein dunklerer folgte. Weiter zurück gab es eine Mehrheit solcher dunkler Punkte, welche das Bestreben hatten, sich in gleicher Schnelligkeit mit den beiden anderen fortzubewegen. Das waren lauter Reiter.
    Der Schein des Feuers fiel von seitwärts hinten auf sie und ließ die zottige Gestalt des vordersten schon von weitem ziemlich deutlich erkennen. Old Shatterhand hielt sein Pferd an und sprang aus dem Sattel.
    „Steigt ab!“ rief er den anderen zu. „Da wir aus dem Dunkel kommen, hat man uns noch nicht gesehen, während wir sie gegen das Licht hin deutlich vor Augen haben. Unsere Pferde mögen sich legen. Aber sobald ich wieder aufsteige, tut ihr dasselbe.“
    Sie gehorchten seiner Aufforderung.
    Old Shatterhand hatte wohlweislich eine etwas vertiefte Stelle gewählt, welche im Schatten lag. Als die Pferde lagen und die Reiter sich neben denselben niedergekauert hatten, war es für einen, welcher, aus dem Feuerschein kommend, in die Dunkelheit hineinritt, gar nicht möglich, sie eher zu sehen, als bis er bei ihnen anlangte. Sie hingegen konnten das vor ihnen liegende Terrain bequem überblicken. Der vorderste Reiter war vielleicht noch sechshundert Schritt von ihnen entfernt; halb so weit hinter ihm folgte der zweite, und in gleicher Entfernung kamen dann die anderen sechs.
    „Was tun wir mit ihnen, Sir? Schießen wir sie nieder?“ fragte Helmers.
    „Nein. Sie haben uns nichts getan, und ich vergieße Menschenblut nur dann, wenn ich gerechte Ursache dazu habe. Nur mit dem ersten Verfolger möchte ich ein Wörtchen reden. Laßt mich vorerst meine Sache allein machen. Ihr habt dann nichts anderes zu tun, als die sechs davonzujagen.“
    Er wand den Lasso los, welchen er sich um die Hüften geschlungen hatte. Das eine Ende desselben, an welchem sich ein Knoten befand, befestigte er an dem Sattelknopf seines ruhig im Sand liegenden Pferdes. Das andere Ende mit einem Ring formte er zu einer Schleife, groß genug, sich um den Körper eines Menschen zu legen. Den übrigen Teil des fünffach geflochtenen und wohl zwanzig Ellen langen Riemens wand er sich zwischen dem Daumen und Zeigefinger hindurch und über den Ellbogen weg in Schlingen, die er in die linke Hand nahm, während er die vorderste Schleife in der rechten behielt, so daß er den Ring mit Daumen und Zeigefinger gefaßt hatte.
    Das war so schnell gegangen, daß er mit dieser Vorbereitung noch vor dem Erscheinen des ersten Reiters fertig war. Die Nahenden ritten nämlich gerade auf die Vertiefung zu.
    Jetzt hörte man den Hufschlag des ersten Pferdes. Es war ein hochgebauter Rappe. Der Reiter trug den Schädel eines weißen

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