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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mummenschanz? Ihr werdet doch nicht im Ernst glauben, daß Euch Shatterhand für einen Indianerhäuptling hält? Wem habt Ihr diese schönen Adlerfedern nun wieder abgenommen?“
    Der Gefragte antwortete nicht.
    „Auch diesen Gefallen wollt Ihr mir nicht tun? Ihr scheint Euch nicht recht sicher zu fühlen. Werden Euch also einmal in das Gesicht sehen!“
    Er faßte ihn mit kräftigen Armen, hob ihn empor und stellte ihn so auf die Füße, daß sein Gesicht gegen den Feuerschein gerichtet war. Dann packte er ihn am Schopf seines langen Haares und riß es ihm samt dem Federputz mit einem Ruck vom Kopf.
    „Alle Wetter!“ rief Helmers. „Das ist ja der famose Dragoneroffizier! Was zum Henker will der Bursche nun wieder in der Indianerfratze? Freut mich, Euch so bald wiederzusehen! Euer Kleiderschrank da hinten zwischen den Büschen ist entdeckt und ausgeräumt worden, Sir! Ihr hattet ihn schlecht verwahrt; auch Eure Uniform ist gefunden worden. Was meint Ihr wohl, was man mit Euch machen wird?“
    „Nichts könnt ihr mir tun!“ antwortete der Mann wütend. „Wer von euch will mir nachweisen, daß ihm das Geringste von mir geschehen ist?“
    „Ja, darauf verlaßt Ihr Euch. Ausgeführt habt Ihr gegen uns direkt noch nichts. Die Pläne, welche Ihr hegtet, waren schlimm, und infolgedessen könnten wir Euch nach dem Gesetz der Prärie schon ein wenig scharf vornehmen. Aber wir sind keine Henker und lassen Euch also laufen.“
    „Das müßt ihr, denn ihr könnt mir nichts beweisen.“
    „Oh, beweisen könnten wir Euch doch einiges; doch ist das gar nicht nötig. Ich sage also, daß wir Euch laufenlassen, nämlich wir Weißen. Da aber steht ein Roter, welcher wahrscheinlich eine Rechnung mit Euch auszugleichen haben wird. Seht ihn Euch einmal an!“
    Der Comanche trat vor. Der Mann sah ihn an und sagte:
    „Diesen Kerl kenne ich nicht.“
    „Lüge nicht, Halunke!“ rief Tim ihn an. „Kennst du etwa auch mich und meinen Bruder nicht? Habt ihr nicht die beiden unschuldigen Comanchen überfallen, den einen getötet und den anderen dann verfolgt, bis es uns gelang, euch von der Fährte abzubringen? Wir haben euch dann verfolgt, und es war sehr klug von dir, uns jetzt geradezu in die Hände zu laufen. Du ersparst uns dadurch viele Mühe, und hoffentlich bildest du dir nun nicht mehr ein, dich von außen herum durch Lügen fortzuschlängeln. Mache es kurz und gestehe deine Schuld ein!“
    „Ich weiß von keiner Schuld!“ knirschte der Gefangene.
    Da legte Old Shatterhand ihm die Hand schwer auf die Schulter und sagte: „Ihr seht, wie es steht, und ich nehme an, daß man mich Euch als einen Mann geschildert hat, mit welchem nicht zu scherzen ist. Was habt Ihr mit den Auswanderern vor, welche Euer frommer Master Tobias Preisegott Burton durch den Llano führen soll? Wo befinden sich jetzt diese Leute, und warum habt Ihr den Kaktus angebrannt? Wenn Ihr mir diese Fragen der Wahrheit gemäß beantwortet, habt Ihr ein mildes Urteil zu erwarten.“
    Der Mensch war so verstockt, trotz dieses Versprechens beim Leugnen zu verharren.
    „Ich weiß nicht, was Ihr wollt. Ich kenne diesen Indianer nicht, auch nicht diese beiden Kerls mit den fürchterlichen Nasen, am allerwenigsten aber einen Mann, welcher Tobias Preisegott Burton heißt. Von Auswanderern ist mir auch nichts bekannt.“
    „Warum verfolgtet Ihr den Geist des Llano estacado?“
    „Geist? Lächerlich! Der Kerl ist ein Halunke, welcher vorhin einen unserer Männer erschossen hat, mitten unter uns heraus und grad vorn in die Stirn.“
    „Weiter habt Ihr uns nichts zu sagen?“
    „Kein Wort.“
    „So bin ich also mit Euch fertig. Eure Pläne werden zuschanden gemacht werden, denn wir nehmen die Auswanderer unter unseren Schutz. Ihr leugnet also nur zu Eurem eigenen Schaden. Jetzt mag mein junger roter Bruder sagen, wessen er diesen Mann anzuklagen hat.“
    „Dieses Bleichgesicht hat den Häuptling ‚Feuerstern‘, meinen Vater, in den Leib geschossen, woran er gestorben ist. Howgh!“
    „Ich glaube dir. Darum gehört der Mörder von diesem Augenblick an dir. Tu mit ihm, was dir gefällt!“
    „Donnerwetter!“ rief der Gefangene. „Das ist kein großes Heldenstück von Euch. Ich bin vom Lasso zusammengeschnürt; da wird es dem Halunken freilich ein leichtes sein, mich auszulöschen!“
    Der Comanche erhob den Arm zu einer verächtlichen Bewegung und sagte:
    „‚Eisenherz‘ nimmt keinen Skalp geschenkt. Er wird den Mörder richten; aber er wird dabei so

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