11 - Die Helden des Westens
handeln, wie es sich für einen tapferen Krieger geziemt. Meine Brüder mögen eine kleine Zeit verweilen!“
Er eilte fort, in das Dunkel der Nacht hinein, und kehrte bald darauf mit dem Pferd Stewarts zurück. Es war nach kurzem Lauf stehengeblieben, und die scharfen Sinne des Indianers hatten ihm gesagt, wo es zu finden sei.
Dieser letztere legte alle seine Waffen ab und behielt nur das Messer bei. Dann bestieg er sein Pferd und sagte:
„Meine Brüder mögen diesen Mann losbinden und ihm auch sein Messer geben. Dann mag er sich auf sein Pferd setzen und davonreiten, wohin es ihm beliebt. ‚Eisenherz‘ wird ihm folgen und mit ihm kämpfen. Die Waffen sind gleich: Messer gegen Messer, Leben gegen Leben. Ist ‚Eisenherz‘ nach einer Stunde noch nicht zurückgekehrt, so liegt er tot im Sand des Llano estacado.“
Der tapfere Jüngling wollte es so, und also mußte man ihm den Willen tun. Stewart erhielt sein Messer, wurde vom Lasso befreit und sprang in den Sattel. Er jagte mit den Worten davon:
„Hallo! Die Dummen werden nicht alle. Meinen Plänen könnt ihr nun nichts anhaben. Wir sehen uns wieder, und dann gnade euch allen Gott!“
‚Eisenherz‘ stieß den schrillen Kampfesruf der Comanchen aus und schoß auf seinem Pferd wie ein Pfeil hinter ihm drein.
Die anderen blieben schweigend halten. Zwar wurden, als sie sich niedergesetzt hatten, einige Bemerkungen ausgesprochen, aber die Situation bedrückte jeden so, daß man lieber schwieg.
Eine Viertelstunde verging und noch eine. Das Feuer nahm an Stärke ab. Da hörten die Wartenden den galoppierenden Hufschlag mehrerer Pferde. Der Comanche kehrte zurück, das Pferd seines Feindes am Zügel führend. An seinem Gürtel hing ein frischer Skalp. Er selbst war unverwundet.
„Einen der Mörder hat ‚Eisenherz‘ seinem Vater nachgesandt“, sagte er, indem er zu den Männern trat. „Die anderen werden diesem bald folgen. Howgh!“
Das war der blutige Schluß der heutigen Ghostly-hour.
SIEBENTES KAPITEL
Ben New-Moon
Da, wo die südöstliche Ecke von Neu-Mexiko in das Gebiet von Texas hereinstößt, befindet sich einer der gefährlichsten Winkel des fernen Westens. Dort berühren sich die Streifgebiete der Comanchen und Apachen, ein Umstand, welcher die immerwährende Unsicherheit der Gegend zur natürlichen Folge hat.
Es kann zwischen diesen beiden Völkerschaften, solange sie überhaupt noch bestehen, niemals zu einem aufrichtigen, dauernden Frieden kommen. Der gegenseitige Haß ist zu tief eingewurzelt, und selbst in Zeiten, in denen der Tomahawk des Kriegers tief vergraben liegt, glimmt das verderbliche Feuer unter der Asche fort und kann bei der geringsten Veranlassung von neuem zu blutigem Rot aufflammen.
Diese stets nur auf kurze Zeit ruhende Feindschaft fordert die meisten Opfer natürlich da, wo die beiden Gebiete aneinanderstoßen oder vielmehr ineinanderlaufen. Die Grenze bildet weder eine gerade Linie, noch ist sie überhaupt fest bestimmt; darum kommen gegenseitige Anschuldigungen wegen Grenzverletzung außerordentlich häufig vor, und dann gehen gewöhnlich, um einen Ausdruck des Fürsten von Bismarck anzuwenden, ‚die Flinten ganz von selber los‘.
‚The shears‘ nennt der Westmann diese gefährlichen Gegenden, eine Bezeichnung, welche sehr zutreffend ist. Die Grenzlinien sind beweglich; sie öffnen und schließen sich wie Scherenklingen, und derjenige, welcher zwischen sie gerät, kann sich seines Glückes rühmen, wenn er heiler Haut entkommt. Der Weiße, welcher sich dort sehen läßt, ist entweder ein kühner oder ein sehr unvorsichtiger Mann; in beiden Fällen kreist der ‚Geier des Todes‘ beständig über seinem Haupt. –
Da, wo der von den Teufelsbergen kommende Togahfluß in den Rio Pecos mündet, bildete zur betreffenden Zeit der letztere die Grenze zwischen dem Gebiet der Comanchen und Apachen. Westlich von ihm steigt das Terrain zur Sierra Guadelupe, Sierra Pilaros und Sierra del Diablo empor, während im Osten von ihm die Staked Plains liegen – der berüchtigte Llano estacado.
Aber der Llano beginnt nicht sofort an seinem Ufer; er ist vielmehr durch eine Bergkette von ihm getrennt, welche entweder als einfacher Höhenzug, oft aber auch in mehrfachen Zügen mit ihm nach Südosten streicht. Diese Züge schließen Längstäler ein, welche meist ein sehr tristes Aussehen haben und von engen, schluchtartigen Quertälern durchschnitten werden, die sich nach dem Llano öffnen.
Die Nähe des Flusses hat da, wo die
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