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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dorthin und sagte:
    „Dort pflücken wir unser Abendmahl, und am Weiher gibt es genug Gras und grüne Blätter für unsere Pferde. Ich denke, ihr werdet zufrieden sein. Kommt, Señores!“
    Er setzte sein Pferd in Trab und ritt auf das Wasser zu; die anderen folgten ihm. Sie befanden sich ungefähr noch sechs Pferdelängen von den Büschen, da tönte ihnen ein lautes „Halt“ entgegen. Natürlich hielten sie ihre Pferde an.
    „Wer da?“ fragte Porter, indem er ebenso wie die anderen, doch ohne jemand zu sehen, nach der Stelle des Gebüsches blickte, von welcher aus der Ruf erklungen war.
    „Weiße Jäger“, lautete die Antwort. „Wer seid ihr?“
    „Reisende.“
    „Woher kommt ihr?“
    „Aus Kalifornien.“
    „Wohin wollt ihr?“
    „Hinüber ins Texas, nach Austin.“
    „Über den Llano?“
    „Ja.“
    „Einige von euch haben ehrliche Gesichter, die anderen nicht. Doch wollen wir es mit euch versuchen, Mesch'schurs.“
    Die Büsche teilten sich. Zwei Gewehrläufe waren zu sehen, und dann traten die beiden hervor, welchen die Gewehre gehörten. Der eine war ein vollbärtiger, breitschultriger Mann und der andere ein blonder, bartloser Jüngling, welcher wohl noch nicht zwanzig Jahre zählte. Sie waren ganz in Leder gekleidet und trugen breitkrempige Biberhüte auf den Köpfen.
    „All devils!“sagte Porter. „Wieviel Truppen habt ihr denn da am Wasser liegen?“
    „Keine, Sir.“
    „So seid ihr allein?“
    „Ja.“
    „Und wagt es, sechs gut bewaffneten Männer mit angeschlagenen Gewehren entgegenzutreten?“
    „Pah!“ antwortete der ältere. „Wir haben Doppelläufe. Vier von euch hätten wir mit den Gewehren aus dem Sattel genommen, und für die beiden letzten hätten die Revolver ausgereicht. Wir sahen euch kommen. Einige eurer Gesichter sind ganz leidlich. Darum lassen wir euch herein. Käme es auf uns an, so müßten die anderen umkehren.“
    „Bedenkt Ihr nicht, daß dies eine Beleidigung ist?“
    „Aufrichtig ist's, beleidigen will ich nicht. Übrigens habe ich diejenigen, welche mir nicht gefallen, nicht bezeichnet. Haltet also Frieden und kommt an das Wasser.“
    Die sechs Reiter taten das und stiegen am Ufer des Weihers ab. Dort weideten die Pferde der zwei Fremden, denn es gab da einen saftigen Rasen. Eine Stelle, an welcher Asche lag, deutete an, daß hier ein Feuer gebrannt habe. Dort ließen sich die beiden nieder, welche einander so ähnlich sahen, daß man in ihnen Vater und Sohn vermuten mußte.
    Sie sahen nicht aus, als ob sie Neulinge im fernen Westen seien. Der Vater machte den Eindruck eines erfahrenen, mutigen Jägers, und auf dem jugendlichen Gesicht seines Sohnes lag ein so ruhiger, bedachtsamer Ernst, daß man gleich vermutete, er sei trotz der geringen Zahl seiner Jahre bereits in einer guten Schule gewesen.
    Sie wurden von den anderen halb neugierig, halb mißtrauisch gemustert. Dann setzten sich diese zu ihnen hin und zogen ihren Proviant hervor, welcher aus gedörrtem Fleisch bestand. Dieses muß man dort, wo von einer ergiebigen Jagd keine Rede ist, stets bei sich führen.
    „Wollt Ihr uns wohl sagen, Sir, wie lange Ihr Euch schon hier befindet?“ fragte Porter, welcher die Führung des Wortes übernahm.
    „Seit gestern abend“, antwortete der ältere Jäger.
    „Schon! Das hat ja den Anschein, als ob ihr lange hier verweilen wolltet.“
    „Ist auch der Fall.“
    „Aber, Sir, diese Gegend ist gefährlich. Sie ist zum Aufschlagen eines Wigwams nicht geeignet.“
    „Aber sie gefällt uns und liegt uns recht, Master. Wir haben droben in den Bergen ein Stelldichein. Diejenigen, welche wir erwarten, kommen über den Llano und durch dieses Tal. Da wir zu früh eingetroffen waren, so wurde uns die Zeit zu lang, und wir ritten unseren Freunden bis hierher entgegen.“
    „Wann werden diese kommen?“
    „In zwei oder drei Tagen.“
    „Wenn ihr so lange warten wollt, so könnt ihr sehr leicht die Bekanntschaft der Apachen und Comanchen machen!“
    „Tut nichts. Wir leben mit ihnen im Frieden.“
    „Wir auch. Aber den Roten ist ja niemals zu trauen. Sie kommen stets in hellen Haufen, und wenn man nur zu zweien ist wie ihr, so ist eine solche Begegnung sehr gefährlich.“
    „Mag sein, macht uns aber keine Sorge. Wir haben einen bei uns, welcher eine ganze Schar Indianer aufwiegt.“
    „So seid ihr also nicht allein, sondern zu dreien! Wo ist der Mann?“
    „Er ritt fort, um zu rekognoszieren, wird aber bald wiederkommen.“
    „Er soll so viel wert sein wie

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