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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dennoch aber mußte es als eine Unvorsichtigkeit bezeichnet werden, daß die Yankees sich so schnell und ohne alle Prüfung entschlossen, mit ihnen zu reiten. Nur einer von den vieren schien nicht ganz vertrauensselig zu sein, nämlich Ben New-Moon.
    Er hatte diesen Beinamen erhalten, weil sein schwarzes, rundes Gesicht an dasjenige des treuen Trabanten unserer Erde erinnerte. Vielleicht war er erfahrener und auch scharfsinniger als seine drei Gefährten. Er ritt, als die Reiter sich nun flußabwärts in Bewegung gesetzt hatten, hinter den anderen her und hielt seinen Blick beobachtend auf die Mexikaner gerichtet. Einen offenbaren Grund, ihnen zu mißtrauen, fand er nicht; aber ein instinktives Gefühl sagte ihm, daß ihnen gegenüber Vorsicht doch am Platze sei.
    So ging es am rechten Ufer des Togah hinab. Von der Nähe des Llano estacado war nichts zu spüren. Gras, Sträucher und Bäume gab es genug; ja, gegen Abend traten die Bäume sogar so eng zusammen, daß sie einen Wald bildeten, durch welchen der Fluß seine Wasser in den Rio Pecos sandte.
    Der Togah führte viel erdige und sandige Bestandteile mit sich, welche er in der Weise in den Rio Pecos, der jetzt nicht viel Wasser besaß, abgelagert hatte, daß sich eine Barre quer und schief abwärts über den letzteren zog. Diese Barre wurde nur an wenigen schmalen Stellen, welche dem Wasser den Abfluß gestatteten, unterbrochen. Sie bildete eine Furt, auf welcher man den Übergang unschwer bewerkstelligen konnte, da nur die erwähnten schmalen Stellen zu überschwimmen waren.
    Es war noch nicht spät am Nachmittag, und so wurde beschlossen, den Übergang noch heute zu bewerkstelligen und dann das Nachtlager drüben im Yuavh-Kai aufzuschlagen. Die Pferde schwammen ausgezeichnet, und so kamen die Männer wohlbehalten, wenn auch mit durchnäßten Beinkleidern hinüber. Von da aus wurde nach Norden geritten und die Stelle berührt, an welcher die Texas-Pacific-Bahn jetzt über den Rio Pecos geht. Dann hielt die kleine Gesellschaft auf einen Höhenstrich zu, dessen Fuß mit grünem Gebüsch bestanden war, während die Kuppen nackt und kahl erschienen.
    Dort öffnete sich eine enge Schlucht, in welcher ein schmales, seichtes Wasser floß. Die beiden Mexikaner lenkten hinein und sagten den anderen, daß dies das ‚Singende Tal‘ sei, welches weiter aufwärts bedeutend breiter werde.
    Dieses Tal war sehr tief eingeschnitten. Es stieg nicht steil an, und das Wasser hatte wenig Fall. Der Boden war grasig, doch zu beiden Seiten hatten sich Beifußarten am Felsen angesiedelt, ein sicheres Zeichen, daß man sich einer pflanzenfeindlichen Region nähere. Später traten die Seitenwände des Tales weiter zurück; die Sohle war mit lockerem Geröll bedeckt, und nur in unmittelbarer Nähe des Wassers gab es einen spärlichen, dünnen Rasen.
    „Wäre es nicht besser gewesen, unten im Tal des Pecos zu übernachten?“ fragte Ben. „Dort hatten wir Futter für die Pferde und auch dürres Holz und Gezweig zu einem Feuer. Hier in der Schlucht aber scheint es davon desto weniger zu geben, je weiter wir hineinkommen.“
    „Wartet es nur ab, Señor!“ antwortete Carlos Cortejo. „Weiter oben gibt es eine Stelle, welche sich so vortrefflich zum Lagern eignet, daß Ihr es uns Dank wissen werdet, Euch dorthin geführt zu haben. In einer Viertelstunde sind wir dort.“
    Nach der angegebenen Zeit wurde das Tal plötzlich breiter und bildete einen beinahe kreisrunden Kessel, welcher einen Durchmesser von vielleicht tausend Fuß hatte. Er war von steilen Felswänden umschlossen, welche keinen Ausgang offen zu lassen schienen. Bald aber sahen die Yankees, daß es gerade ihnen gegenüber eine schmale tiefe Ritze gab, durch welche man wohl weiter gelangen konnte.
    Hier in diesem Kessel entsprang der Bach. Die Stelle, an welcher der Quell aus der Erde trat, lag tiefer als die Umgebung, und darum bildete das Wasser einen kleinen Weiher, welcher von einer dichten Hecke von Gesträuch eingefaßt wurde. Jenseits dieses Teiches, ganz in der Nähe des Felsenhintergrundes, erblickte man eine fremdartige Pflanzengruppe. Dort standen zwei bis drei Meter hohe Gebilde, welche riesigen Kandelabern glichen; einige derselben waren sogar noch einmal so hoch. Sie schienen weder Zweige noch Blätter zu haben, und ihre gerade emporgerichteten Arme trugen zahlreiche feigenartige Knollen. Das war eine Ansiedelung des Säulenkaktus, dessen feigenähnliche Früchte gegessen werden können. Emilio Cortejo deutete

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