11 - Die Helden des Westens
denn auch uns blickt der Llano mit anderen Augen an, und nur das Tageslicht darf unser Führer sein. Wer einen Verirrten finden will, muß darauf achten, sich nicht selbst zu verirren. Darum mögen meine Brüder sich wieder an das Feuer setzen. Das erste Licht des Morgens wird unseren Aufbruch sehen.“
Er streckte sich am Feuer nieder, und die anderen taten ebenso. Sie ließen dabei unwillkürlich einen Abstand zwischen sich und ihm, eine Folge der Ehrerbietung für den berühmten Häuptling. Diese letztere war auch der Grund, daß sie sich eine Zeitlang schweigend verhielten. Endlich aber siegte bei Ben New-Moon das Verlangen, etwas über die erwarteten Gefährten des Apachen zu vernehmen. Er wendete sich an Baumann:
„Wie ich höre, ist es gar Old Shatterhand, mit dem Ihr zusammentreffen wollt, Sir?“
„Ja, er ist es, aber nicht allein. Es wollten noch andere mit ihm kommen.“
„Wer sind diese Leute?“
„Der dicke Jemmy und der lange Davy, deren Namen Ihr vielleicht bereits gehört habt.“
„Natürlich kenne ich die beiden famosen Westmänner, wenn auch nur aus den Erzählungen und Berichten anderer. Sind sie es allein, welche Old Shatterhand begleiten?“
„Nein. Es befinden sich noch zwei bei ihnen, welche Ihr vielleicht auch kennt, da Ihr von Old Shatterhands Zug nach dem Nationalpark gehört habt, nämlich Hobble-Frank und der Neger Bob. Ihr wißt, was wir Winnetou während jenes schweren Zuges nach dem Yellowstone-River zu verdanken hatten. Am Schluß desselben trennte er sich von uns, um seinen Stamm aufzusuchen, ließ uns aber eine Einladung zurück, später einmal in voller Gesellschaft die Weidegründe der Apachen aufzusuchen. Ich bin dieser Aufforderung mit meinem Sohn eher gefolgt als die anderen, weil ich drüben an der Sierra Verde einiges zu tun hatte. Old Shatterhand kommt mit den anderen nach, und wie Ihr gehört habt, sind wir über die Zeit seines Rittes und auch über die Richtung desselben genau unterwiesen. Es steht zu erwarten, daß auch noch andere die Gelegenheit benutzt haben, unter Führung des berühmten Jägers durch den Llano zu reiten. Vielleicht hat er eine ansehnliche Gesellschaft beisammen, und das beruhigt mich. Je größer der Trupp ist, desto eher und leichter kann einer dem anderen in der Gefahr, welche so ein Tornado mit sich bringt, Hilfe leisten.“
„Schade, jammerschade, daß wir sechs schon morgen früh unseren Weg fortsetzen! Ich hätte diese Eure Freunde so gern gesehen und kennengelernt!“
„Das ist nicht gut möglich, da Ihr hinüber nach Austin wollt. Übrigens brechen ja auch wir mit dem frühesten Morgen auf. Aber sagt mir doch einmal, Sir, wie Ihr zu Eurem schwarzen Gesicht und infolgedessen zu Eurem Namen gekommen seid!“
„Beides habe ich einem der größten Schurken zu verdanken, den es im fernen Westen gegeben hat und vielleicht noch gibt, nämlich dem Stealing-Fox.“
„Diesem? Ah! Habe lange Zeit nichts von dem Kerl gehört. Möchte ihm einmal begegnen!!“
„Habt auch Ihr schon mit ihm zu schaffen gehabt?“
„Er mit mir. Er stahl meine Kasse und hat mich um alle meine damaligen Ersparnisse gebracht. Damals nannte er sich Weller; aber ich konnte aus Verschiedenem, was ich später hörte, schließen, daß es der berüchtigte Stealing-Fox gewesen sei. Ich konnte nie auf seine Fährte kommen, habe aber erst kürzlich drüben im Neu-Mexikanischen gehört, daß er noch leben soll. Er hat sich Tobias Preisegott Burton genannt und unter der Maske eines frommen Missionars der Mormonen eine Reisegesellschaft in den Llano locken wollen. Einer dieser Leute hat ihn aber erkannt und zur Rede gestellt, worauf er schleunigst verschwunden ist.“
„'s death! Wäre ich dabei gewesen! Er wäre mir nicht verschwunden; ich hätte ihm ein regelrechtes Eisenbahntunnel durch den Kopf geschossen! Fast hätte ich Lust, mich länger hier zu verweilen, da er sich in dieser Gegend befinden soll. Möchte gar zu gern Abrechnung mit ihm halten!“
„War es denn auf Euer Leben abgesehen?“
„Auf mein Leben und mein Eigentum. Das war nämlich droben am Timpa-Fork in Colorado. Ich kam aus Arizona herüber, wo ich als Goldgräber an den Limestone-Springs ein ziemlich gutes Geschäft gemacht hatte, und trug ein hübsches Päckchen Banknoten bei mir, in welche ich den Goldstaub und die Nuggets umgewechselt hatte. Unterwegs stieß ein Fallensteller zu mir, welcher gerade so wie ich nach Fort Abrey wollte, welches am Arkansas liegt. Das Aussehen und
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