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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Auftreten dieses Mannes war sehr vertrauenerweckend, und da man niemals gern so ganz allein durch den wilden Westen reitet, so war mir seine Gesellschaft sehr willkommen.“
    „Ihr sagtet es ihm wohl, daß Ihr Geld bei Euch hättet?“
    „Fiel mir gar nicht ein; aber er mochte es erraten haben, denn ich ertappte ihn einmal des Nachts dabei, daß er leise meine Taschen untersuchte, wobei ich glücklicherweise erwachte. Er machte die Ausrede, ich hätte im Schlafe so gestöhnt, daß er auf den Gedanken gekommen sei, mir den Rock aufzuknöpfen, damit ich leichter atmen könne. Natürlich glaubte ich ihm nicht und war von nun an außerordentlich auf meiner Hut. Was das heißt, könnt Ihr Euch denken!“
    „Gewiß! Man befindet sich mit einem Spitzbuben ganz allein in der Wildnis. Man will und muß doch schlafen und soll doch alle Aufmerksamkeit darauf richten, nicht zu Schaden zu kommen. Das ist eine schwierige Aufgabe. Ein Messerstich, eine Kugel – – und Leben und Eigentum sind weg!“
    „Was mich betrifft, so konnte ich ruhig sein. Ich hatte den Kerl bald durchschaut. Er war im Grunde genommen ein Feigling. Stehlen und betrügen, ja; aber Blut zu vergießen, da fehlte ihm der Mut. Am Timpa-Fork machten wir Camp. Es war ein heißer Tag, aber der Wind wehte stark und machte die Hitze erträglich. Ich rauche leidenschaftlich und hatte mir die Pfeife neu gestopft, wißt Ihr, eine kurze Pfeife mit einem sehr großen Veinedkopf, welcher einen Viertelbeutel Tabak faßte. Ich hatte einen so großen Kopf gewählt, um nicht immer stopfen zu müssen. Als ich anbrennen wollte, sagte der Mann, er habe die Stimme eines Turkey im Gebüsch gehört. Ich legte sofort die Pfeife weg, griff zum Gewehr und machte mich davon, um den Vogel vielleicht vor den Schuß zu bringen. Aber ich fand keine Spur von ihm, traf aber dafür ein Opossum, welches ich schoß. Als ich mit demselben zurückkam, war wohl eine halbe Stunde vergangen. Der Kerl machte sich gleich daran, das Tier aufzubrechen und abzuhäuten; ich griff aber nach meiner Pfeife, um den Tabak in Brand zu stecken. Das wollte mir wegen des Windes nicht gelingen. Ich legte mich also lang nieder, mit dem Gesicht gegen die Erde, zog den Hut gegen die Windseite vor und schlug Feuer auf den Schwamm. Diesmal gelang es. Ich drückte den Schwamm auf den Tabak, tat einige Züge und – ein Zischen, ein Knall, Feuer schlug mir ins Gesicht und um den Kopf. Zu gleicher Zeit packte mich der Kerl von hinten im Genick, drückte mir den Kopf nieder und fuhr mir mit der anderen Hand unter die Brust und in die Tasche. Ich war so erschrocken, daß es ihm gelang, mir das Pocketbook zu entreißen. Aber ich erwischte seinen Arm und hielt denselben fest. Ich war stärker als er, aber für den Augenblick geblendet. Er hielt das Buch fest; ich erfaßte es auch, er zog hin und ich her; es zerriß, denn es war aufgegangen; wir kamen auseinander; er hatte die eine Hälfte und ich die andere. Da sprang ich auf und zog das Messer. Glücklicherweise hatte ich die Augen, als der Feuerstrahl mir in das Gesicht zuckte, für einen Moment geschlossen gehabt, sonst wäre ich sofort erblindet. Die Lider waren aber doch verletzt. Ich konnte sie nur ganz wenig öffnen; das genügte aber, den Kerl zu sehen. Ich drang mit dem Messer auf ihn ein. Das gab ihm den Mut, sein Gewehr vom Boden aufzuraffen und auf mich anzulegen. Ein stechender Schmerz zog mir die Augen zu; ich war verloren; der Schuß fiel, oder vielmehr ein Schuß fiel, aber zu meinem Erstaunen wurde ich nicht getroffen. Ich wischte mir die Augen, riß sie mit Anstrengung auf – ich sah den Kerl nicht; aber von jenseits des Wassers drüben ertönte eine Stimme, welche ein gebieterisches ‚Halt, Mörder!‘ rief. Darauf hörte ich den Hufschlag eines sich schnell entfernenden Pferdes. Der Halunke war zu seinem Pferd gesprungen, um mit der halben Brieftasche, in welcher sich auch ziemlich die Hälfte meines Geldes befand, zu entfliehen.“
    „Sonderbar!“ sagte Baumann. „Er ist also gestört worden?“
    „Ja. Ein sehr bekannter Westläufer, der Juggle-Fred, hatte sich in der Nähe befunden und, als ich das Opossum erlegte, meinen Schuß gehört. Er war jenseits des Flüßchens dem Schall nachgegangen und hatte uns gerade in dem Augenblick gesehen, als der Halunke auf mich anlegte. Er schoß auf denselben und traf ihn in den Arm, infolgedessen der Spitzbube die Büchse fallen ließ und nach seinem Pferd rannte, um schleunigst fortzujagen. Der

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