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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sind.“
    „Du würdest die Wette wahrscheinlich verlieren“, antwortete Ben New-Moon. „Sie haben mir gleich vom ersten Augenblick an nicht gefallen.“
    „Darauf gebe ich nichts. Mißtrauen darf man einem Menschen nur erst dann, wenn man Beweise hat, daß er es verdient.“
    „Diese zwei Männer verdienen es“, erklärte der Bärenjäger. „Kein Estanciero schickt seine zwei Oberknechte zugleich fort. Und betrachtet ihre Pferde, Sir! Sehen sie aus, als ob sie einen Marsch von San Diego aus bis hierher hinter sich hätten? Das sind, wenn ich richtig schätze, wenigstens dreihundert englische Meilen. Pferde, welche eine solche Strecke durch eine fast ganz wilde Gegend zurückgelegt haben, sehen ganz anders aus. Ich vermute sehr, daß diese Tiere gar nicht weit von hier ihr eigentliches, ständiges Unterkommen haben, und möchte tausend Dollar setzen, daß diese beiden Kerls nichts sind als Zubringer für die Geier des Llano estacado.“
    „Storm of thunder and lightning!“ rief Porter. „Meint Ihr das wirklich, Sir?“
    „Ja, das meine ich.“
    „Da wären wir freilich in eine ganz vortreffliche Gesellschaft geraten! Diese Leute sollten uns durch den Llano führen.“
    „Davon seht um Gottes willen ab! Es würde ganz gewiß zu eurem Verderben sein. Glaubt es mir! Ich bin ein alter Bärenfex und habe gelernt, in den Gesichtern der Leute zu lesen.“
    „Nun, ein Greenhorn bin ich auch nicht! Ich werde in demselben Alter stehen wir Ihr und habe mich seit meiner Bubenzeit stets nur in der Prärie umhergetrieben. Doch ist es ja möglich, daß diese Männer unser Vertrauen nicht verdienen.“
    Da ließ sich auch einmal die Stimme Martin Baumanns hören, welcher in Anbetracht seiner Jugend sich schweigsam verhalten hatte:
    „Sie verdienen es wirklich nicht, Master Porter. Ich bin bereit, es ihnen ins Gesicht zu sagen.“
    „So? Welchen Grund habt denn Ihr, so schlimm von ihnen zu denken, junger Mann?“
    „Habt Ihr denn nicht die Blicke bemerkt, welche sie sich zuwarfen, als von dem Stealing-Fox erzählt wurde?“
    „Nein. Ich habe auf die Erzählung gehört, aber nicht auf diese Leute gesehen.“
    „Man soll im Westen nicht nur hören, sondern auch sehen, denn es ist – – –“
    „Good lack!“ unterbrach ihn Porter. „Wollt Ihr mir altem Burschen etwa gute Lehren erteilen?“
    „Nein, Sir! Ich wollte nur von mir, nicht aber von Euch sagen, daß ich während der Erzählung nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen offen gehabt habe. Da mein Vater mißtrauisch gegen sie war, habe ich sie scharf beobachtet. Das konnte ich leicht und unbemerkt tun, weil sie so einem jungen, unerfahrenen Kerl, wie ich doch bin, nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkten. Ich sah da Blicke, welche sie sich gegenseitig zuwarfen, aus denen zu schließen ist, daß sie den Stealing-Fox wohl kennen.“
    „Meint Ihr? Hm! Dieser Fuchs soll sich jetzt hier aufhalten, um Leute in den Llano zu locken; diese Kerls sollen ihn kennen; daraus könnte man sich freilich einen Reim machen, wenn er auch nicht allzu schön klingen würde. Mir scheint, es sind Dinge im Anzug, welche uns höchst fatal werden können. Die gespenstigen Flammen dort auf den Kaktussen sind mir auch nicht recht geheuer. Ich bin nicht abergläubisch; aber solche Erscheinungen kommen nicht von ungefähr; sie haben stets etwas zu bedeuten.“
    „Natürlich haben sie etwas zu bedeuten“, meinte der Bärenjäger lächelnd.
    „Was denn aber?“
    „Daß die Atmosphäre sich in elektrischer Spannung befindet.“
    „Elektrisch? Spannung? Das verstehe ich nicht. Das ist mir zu gelehrt. Ich weiß zwar, daß man sich elektrisieren lassen kann; aber Feuer, Flammen, noch dazu auf Kaktuspflanzen? Wollt Ihr das wirklich der Elektrizität in die Schuhe schieben?“
    „Allerdings, Master Porter.“
    „Oh, die ist jedenfalls höchst unschuldig daran!“
    „Ist der Blitz etwa nicht auch eine feurige Erscheinung?“
    „Jedenfalls, und was für eine!“
    „Nun, die Ursache des Blitzes ist die Elektrizität, wie man wohl nicht zu erklären braucht. Was die Flämmchen betrifft, welche wir vorhin sahen, so werden dieselben sehr oft von Seeleuten an den Masten, Rahen und Stangen der Schiffe bemerkt; man sieht sie an Kirchturmspitzen, an den Wipfeln der Bäume, an den Spitzen der Blitzableiter. Man nennt diese Lichtbüschel Sankt-Elmsfeuer oder auch Kastor und Pollux. Sie entstehen durch ausströmende Elektrizität. Ihr habt doch wohl vom Geiste des Llano estacado

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