11 - Die Helden des Westens
haben müssen ein sehr groß Hunger!“
„Allerdings habe ich den; aber ich werde mir selbst nehmen, was ich brauche. Du hast keine Zeit dazu. Du mußt die Schläuche füllen, mit denen ich augenblicklich aufbrechen werde.“
„Jessus, Jessus! Schon wieder fort? Warum alt Sanna stets ganz allein lassen mitten in groß, weit Estacado?“
„Weil sonst ein ganzer Zug fremder Einwanderer verschmachten muß. Diese Leute sind von den ‚Geiern‘ irregeführt worden.“
„Warum haben Massa Fox sie nicht besser führen?“
„Ich konnte nicht an sie, denn sie werden von so zahlreichen Geiern umschwärmt, daß ich dem sicheren Tode verfallen wäre, wenn ich es gewagt hätte, die Kette zu durchbrechen, welche sie bilden.“
„So werden töten sie die arm, gut Emigrant!“
„Nein. Es kommen kühne und starke Jäger von Norden her, auf deren Hilfe ich mit Sicherheit rechne. Aber was nützt diese Hilfe, wenn kein Wasser vorhanden ist! Die Emigranten würden verschmachten, obgleich sie von den Geiern befreit worden wären. Also Wasser, Wasser, Sanna, und zwar schnell! Ich belade sämtliche Pferde mit den Schläuchen. Nur den Rappen hier muß ich zurücklassen. Er ist zu sehr ermüdet.“
Fox ging nach dem Häuschen und trat durch die von den Passifloren eng umrahmte Tür. Das Innere bestand aus einem einzigen Raum. Die vier Wände waren aus Schilf und aus dem feinen Schlamm des kleinen Sees errichtet und mit langem, trockenem Rohr gedeckt. Über einem aus Erde gebauten Herd öffnete sich der ebenso aus Schilf und Schlamm bestehende Rauchfang, unter welchem ein eiserner Kessel hing. In jeder der drei anderen Wände gab es ein kleines Fenster, welches von dem Blumengerank freigehalten wurde.
Unter dem Dach hingen Stücke geräucherten Fleisches und an den Wänden alle Arten von Waffen, welche in dem Westen zu sehen und zu haben sind. Der Fußboden war mit Fellen belegt. Die zwei Bettstellen bestanden aus an Pfählen befestigten Riemen, über welche Bärenfelle gebreitet waren. Den größten Schmuck der Stube bildete die dickzottige Haut eines weißen Büffels, an welcher der Schädel gelassen worden war. Sie hing der Tür gegenüber, und zu beiden Seiten von ihr steckten wohl über zwanzig Messer in der Wand, in deren Horn- oder Holzgriffen verschiedene Zeichen eingeschnitten waren.
Ein Tisch, zwei Stühle und eine Leiter, welche bis zur Decke reichte, bildete das ganze Ameublement des Passiflorenhäuschens.
Bloody-Fox trat zu dem Fell, strich mit der Hand an demselben herab und sagte zu sich:
„Die Uniform des ‚Geistes‘, daneben die Messer der Mörder, die von seiner Kugel fielen – – – sechsundzwanzig schon. Wann aber werde ich den entdecken, der mehr als sie alle den Tod verdient? Vielleicht nie! Pshaw, noch hoffe ich, denn der Bösewicht pflegt von seinem Gewissen immer und immer wieder zur Stätte des Verbrechens zurückgetrieben zu werden. Jetzt muß ich eine Viertelstunde lang ruhen.“
Er warf sich auf das eine Lager und schloß die Augen, doch nicht, um zu schlafen. Was für Bilder mochten an der Seele dieses noch so jungen Mannes vorüberziehen!
Nach Verlauf einer halben Stunde kam die Negerin Sanna herein und meldete ihm, daß die Schläuche gefüllt seien. Er sprang vom Lager und hob eins der am Boden liegenden Felle auf. Unter demselben gab es eine kleine verdeckte Vertiefung, aus der er ein mit Blech ausgeschlagenes Kistchen nahm. Es enthielt Munition, von welcher er den an seinem Gürtel hängenden Beutel füllte. Dann stieg er auf der Leiter zur Decke empor, um sich mit Fleisch zu versehen. Als dies geschehen war, ging er hinaus an den See, an dessen Ufer acht große, mit Wasser gefüllte Lederschläuche lagen, von denen je zwei und zwei durch einen breiten Ledergurt und mehrere Riemen verbunden waren. Mit dem Inhalt dieser Schläuche hatte Bloody-Fox schon manchen verirrten Reisenden vom Tod des Verschmachtens errettet.
Fünf Pferde waren es, welche sich am kleinen See befunden hatten. Eins von ihnen bekam den Reitsattel aufgelegt, welchen Fox dem ermüdeten Rappen abnahm; die anderen bekamen die Schläuche zu tragen, und zwar in der Weise, daß ihnen der Gurt auf dem Rücken und rechts und links je ein Schlauch zu liegen kam und die Vorrichtung dann mittels der Riemen befestigt wurde. Die Pferde wurden aneinandergehängt, das eine mit dem Zügel an den Schwanzriemen des anderen, so daß das Reitpferd als vorderstes kam; dann stieg Bloody-Fox in den Sattel.
Die Negerin hatte bei
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