Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
den einen Schuh, rechts oder links, wo es gerade notwendig war, auf die Erde zu setzen, um festen Halt zu haben. Er glich auf seinem Tier einem jener Bewohner der australischen Inseln, welche ihre an sich höchst gefährlichen Boote mit Auslegern versehen und aus diesem Grund niemals umkippen können. Davys Ausleger aber waren seine beiden Beine.
    Auch Frank trug ganz dieselbe Kleidung, in welcher er von den beiden Freunden zum erstenmal gesehen worden war: Mokassins, Leggins, blauen Frack und Amazonenhut mit langer, gelber Feder. Der kleine Sachse saß ganz ausgezeichnet zu Pferd und machte trotz seines sonderbaren Habits den Eindruck eines recht tüchtigen Westmannes.
    Eine Lust war es, Martin Baumann im Sattel sitzen zu sehen. Er ritt wenigstens ebensogut wie Wohkadeh. Er war wie mit dem Pferd verwachsen und hatte jene weit vorgebeugte Haltung, welche dem Tier die Last erleichtert und den Reiter befähigt, die Anstrengungen eines monatelangen Rittes ohne Übermüdung auszuhalten. Er trug einen echten ledernen Trapperanzug, wie überhaupt seine ganze Ausrüstung und Bewaffnung nichts zu wünschen übrig ließ. Er war mit ganzer Seele bei der Aufgabe, welche er zu lösen hatte. Wer ihm in sein frisches Gesicht und sein helles Auge blickte, mußte zu der Überzeugung kommen, daß er sich hier in der Prärie ganz in seinem Element befinde. Er machte ganz den Eindruck, daß er, obgleich noch halb ein Knabe, nötigenfalls doch als Mann zu handeln verstehen werde. Hätte die schwere Sorge um den gefangenen Vater nicht einen Schatten über ihn geworfen, so wäre er wohl das heiterste Glied des kleinen Trupps zu nennen gewesen.
    Lustig war es, den schwarzen Bob zu betrachten. Das Reiten hatte niemals zu seiner Passion gehört, und so saß er in einer geradezu unbeschreiblichen Haltung zu Pferde. Er hatte seine liebe Not mit dem Tier, und dieses aber auch wieder mit ihm, denn er vermochte es nicht, auch nur zehn Minuten lang einen festen Sitz zu bewahren. Hatte er sich einmal ganz an den Hals des Pferdes vorgeschoben, so brachte ihn jeder Schritt des Tieres um irgendeinen Teil eines Zolles nach hinten. So rutschte und rutschte er, bis er sich in der Gefahr befand, hinten herunterzufallen. Dann schob er sich möglichst weit vor, und die Rutschpartie begann von neuem, wobei er ganz unfreiwilligerweise in Stellungen geriet, welche der Spaßmacher eines Zirkus sich nicht lächerlicher hätte aussinnen können. Er hatte nämlich anstatt des Sattels nur eine Decke aufgeschnallt, weil er infolge früherer Proben wußte, daß es ihm unmöglich sei, sich in dem Sattel zu erhalten; er war bei einem einigermaßen schnellen Tempo immer hinter denselben zu sitzen gekommen. Er hielt die Beine weitab vom Pferd. Wurde ihm gesagt, daß er festen Schluß nehmen solle, so antwortete er stets:
    „Warum soll Bob drücken mit den Beinen armes Pferd? Pferd ihm ja nichts zuleid getan! Bobs Beine sind doch keine Kneipzange!“
    Die Reiter hatten den Rand einer nicht sehr tiefen, fast kreisförmigen Bodensenkung erreicht, deren Durchmesser vielleicht sechs englische Meilen betragen mochte. An drei Seiten von kaum merklichen Terrainanschwellungen umgeben, wurde diese Senkung im Westen von einer ansehnlichen Höhe begrenzt, welche von Strauch- und Baumwuchs bestanden zu sein schien. Vielleicht hatte es früher hier eine seeartige Wasseransammlung gegeben. Der Boden bestand aus einem tiefen, unfruchtbaren Sand und zeigte außer wenigen harten Grasbüscheln nur jene grau schimmernde, nutzlose Mugwortvegetation, welche die sterilen Gegenden des fernen Westens kennzeichnet.
    Wohkadeh trieb sein Pferd, ohne sich lange zu besinnen, in den Sand hinein. Er nahm die gerade Richtung nach der erwähnten Höhe zu.
    „Was für eine Gegend ist dies hier?“ fragte der dicke Jemmy. „Sie ist mir unbekannt.“
    „Die Krieger der Schoschonen nennen diesen Ort Pa-are-pap“, antwortete der Indianer.
    „Den ‚See des Blutes‘. O weh! Da wollen wir ja nicht wünschen, Schoschonen zu begegnen.“
    „Warum?“ erkundigte sich Martin Baumann.
    „Weil wir sonst verloren wären. Hier an dieser Stelle ist eine Jagdabteilung der Schoschonen von den Weißen bis auf den letzten Mann niedergemetzelt worden, ganz ohne alle Veranlassung. Obgleich seitdem wohl an die fünf Jahre vergangen sind, würden die Stammesangehörigen der Ermordeten doch einen jeden Weißen, welcher das Unglück hätte, in ihre Gewalt zu geraten, ohne Barmherzigkeit töten. Das Blut der Gefallenen

Weitere Kostenlose Bücher