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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ooch meinen Namen wissen Sie?“
    „Ich sehe, daß Sie hinken, und Frank heißen Sie. Da lag die Frage nahe. Sie hausen mit Baumann, dem Bärentöter, zusammen?“
    „Wer hat Ihnen das gesagt?“
    „Er selbst. Ich kam mit ihm vor einigen Jahren ein weniges zusammen. Wo befindet er sich jetzt? Daheim? Ich glaube, das ist ungefähr drei Tagesritte von hier?“
    „Ganz genau. Aber er is nich daheem. Er is den Ogellallah in die Hände gefallen, und wir sind unterwegs, um zu sehen, was wir für ihn tun können.“
    „Sie erschrecken mich. Wo ist das geschehen?“
    „Gar nicht weit von hier, am Devils Head. Sie schleppen ihn mit noch fünf Gefährten hinauf nach dem Yellowstone, um ihn am Grab des ‚Tapferen Büffel‘ zu töten.“
    Der Fremde horchte auf.
    „Aus Rache jedenfalls?“ fragte er.
    „Ja, freilich. Haben Sie vielleicht mal von Old Shatterhand gehört?“
    „Ich glaube, mich zu besinnen, ja.“
    Es spielte dabei ein eigenartiges Lächeln um die Lippen des Sprechers.
    „Nun, der hat den ‚Tapferen Büffel‘, den ‚Böses Feuer‘ und noch eenen dritten Sioux getötet. Nun sind die Ogellallah unterwegs, um das Grab dieser drei zu besuchen, und dabei is Baumann ihnen in die Hände gefallen.“
    „Wie haben Sie das erfahren?“
    Frank erzählte von Wohkadeh und von allem, was seit dem Erscheinen dieses jungen Indianers geschehen war. Der Fremde hörte ihm sehr aufmerksam und ernst zu. Nur manchmal, wenn der Hinkende allzusehr in seinen heimatlichen Dialekt verfiel, flog ein schnelles Lächeln über sein Gesicht. Als der Bericht beendet war, sagte er:
    „So trägt also Old Shatterhand eigentlich die Schuld an dem Unglück, welches dem Bärentöter widerfahren ist. Er hat es auf dem Gewissen.“
    „Nee. Was kann der dafür, daß Baumann die Vorsicht außer acht gelassen hat?“
    „Nun, streiten wir uns darüber nicht. Es ist sehr brav von Ihnen, daß Sie die Gefahren und Anstrengungen, denen Sie unbedingt entgegengehen, nicht scheuen, um die Gefangenen zu befreien. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen ein gutes Gelingen. Besonders interessiere ich mich für den jungen Martin Baumann. Vielleicht bekomme ich ihn einmal zu sehen.“
    „Das kann sehr leicht geschehen“, sagte Jemmy. „Sie brauchen ja nur mit uns zu gehen oder vielmehr mit uns zu reiten. Wo haben Sie Ihr Pferd?“
    „Woher wissen Sie, daß ich kein Waldläufer, sondern beritten bin?“
    „Na, Sie tragen ja Sporen!“
    „Ach so, das verrät es Ihnen. Mein Pferd befindet sich hier in der Nähe. Ich habe es für die wenigen Augenblicke verlassen, um Sie vorüberreiten zu sehen.“
    „Haben Sie denn unser Kommen bemerkt?“
    „Freilich. Ich sah Sie bereits vor einer halben Stunde da draußen halten, um sich über die Verschiedenheit der Fährte zu beraten.“
    „Wie? Was wissen Sie davon?“
    „Weiter nichts, als daß es meine eigene Spur ist.“
    „Was, die Ihrige?“
    „Ja.“
    „Alle Teufel! So sind Sie es, der uns vexiert hat?“
    „Haben Sie sich wirklich täuschen lassen? Nun, das ist ja eine große Genugtuung für mich, einem Westmann, wie dem dicken Jemmy, ein Schnippchen geschlagen zu haben. Freilich galt das nicht Ihnen, sondern ganz anderen Leuten.“
    Der Dicke schien nicht zu wissen, was er von dem Sprecher denken solle. Er betrachtete ihn kopfschüttelnd vom Kopf bis zu den Füßen herab und fragte sodann: „Aber wer sind Sie denn eigentlich?“
    Der andere lachte belustigt auf und antwortete:
    „Nicht wahr, Sie bemerken sofort, daß ich hier im fernen Westen ein Neuling bin?“
    „Ja. Den Greenfinch sieht man Ihnen sofort an. Mit Ihrem Sonntagsgewehr können Sie getrost auf Sperlinge gehen, und Ihre Ausrüstung tragen Sie erst seit Tagen auf dem Leib. Sie müssen in zahlreicher Gesellschaft hier sein und gehören jedenfalls zu einem Trupp Touristenschützen. Wo haben Sie die Eisenbahn verlassen?“
    „In St. Louis.“
    „Was? So weit im Osten? Unmöglich! Wie lange Zeit befinden Sie sich hier im Westen?“
    „Diesmal seit acht Monaten.“
    „O bitte, nehmen Sie es mir nicht übel! Aber das wollen Sie mir doch nicht etwa im Ernst weismachen!“
    „Es kann mir nicht einfallen, Ihnen eine Unwahrheit zu sagen.“
    „Pshaw! Und getäuscht wollen Sie uns auch haben?“
    „Ja; die Fährte war von mir.“
    „Das glaubt kein Gendarm! Ich mache eine Wette, Sie sind Lehrer oder Professor und reiten mit etlichen Kollegen hier herum, um Pflanzen, Steine und Schmetterlinge zu sammeln. Da lassen Sie sich einen guten

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