Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sich in Wirklichkeit nicht um ein Gespenst.“
    Er fuhr herum und riß sein Gewehr an die Wange. Wohkadeh hielt in demselben Augenblick sein Gewehr auch schußfertig, und Martin Baumann legte auch das seinige an. Alle drei Läufe waren auf Old Shatterhand gerichtet, welcher sich vom Boden erhoben hatte und hinter dem Baum hervorgetreten war.
    „Good evening!“ grüßte er. „Tut euer Schießzeug weg, Mesch'schurs! Ich komme als Freund und soll euch vom dicken Jemmy und vom Hobble-Frank grüßen.“
    Da ließ der lange Davy die Büchse sinken, und die anderen folgten seinem Beispiel.
    „Uns von ihnen grüßen?“ fragte er. „So habt Ihr sie getroffen.“
    „Ja freilich.“
    „Wo?“
    „Da unten am Rand des Blutsees, bis wohin sie der Elefantenfährte gefolgt waren.“
    „Das stimmt. Haben sie denn entdeckt, wer dieser Elefant gewesen ist?“
    „Ja, mein Pferd war es.“
    „Alle Wetter! Hat es denn gar so riesenhafte Plattfüße, Sir?“
    „Nein, es hat vielmehr gar zierliche Hüfchen. Freilich kann ich nicht dafür, daß Ihr die Schuhe hier für die Füße gehalten habt.“
    Er deutete auf die vier Schilfsohlen, welche er am Gürtel hängen hatte. Der Lange begriff sogleich, um was es sich handelte:
    „Ah, wie gescheit! Schnallt dieser fremde Master seinem Pferd solche Sohlen an, um die Leute, welche dann die Fährte sehen, irre zu machen! Mann, dieser Gedanke ist sehr gut; er ist so ausgezeichnet, als ob ich ihn selbst erfunden hätte!“
    „Ja, der lange Davy hat von allen Jägern, welche zwischen den zwei Meeren reiten und laufen, stets die besten Gedanken!“
    „Spottet nicht, Sir! So klug wie Ihr seid, bin ich wohl auch. Verstanden?“
    Sein Auge flog dabei mit einem geringschätzigen Blick über die saubere Erscheinung Old Shatterhands.
    „Das bezweifle ich gar nicht“, antwortete dieser. „Und weil Ihr so klug seid, werdet Ihr mir wohl auch sagen können, wer das Gespenst ist, welches Euer guter Bob gesehen hat?“
    „Ich will einen Zentner Flintenkugeln verzehren, und zwar ohne Butter und Petersilie, wenn es nicht Euer Pferd gewesen ist!“
    „Ich meine, daß Ihr es erraten habt.“
    „Dies zu erraten, braucht man nicht Gymnasiast gewesen zu sein wie der dicke Jemmy. Aber nun sagt mir doch, wo der Kerl mit dem Frank eigentlich steckt. Warum kommt Ihr allein?“
    „Weil sie abgehalten sind, selbst zu kommen. Sie sind von einer Schar Schoschonen zum Abendessen eingeladen worden.“
    Der Lange machte eine Bewegung des Schreckens.
    „Heavens! Wollt Ihr damit vielleicht sagen, daß sie gefangengenommen worden sind?“
    „Ja, sie wurden überfallen und fortgeführt.“
    „Von den Schoschonen? Gefangen! Fortgeführt! Das werden wir uns verbitten! Wohkadeh, Martin, Bob, schnell zu Pferd! Wir müssen den Schoschonen augenblicklich nach. Sie müssen die beiden herausgeben, sonst hauen wir sie zu russischem Salat zusammen!“
    Er eilte zu den Pferden, welche am Wasser grasten.
    „Stop, Sir“, sagte Old Shatterhand. „So schnell bringt Ihr das nicht fertig. Wißt Ihr denn, wo die Schoschonen zu finden sind?“
    „Nein; aber ich hoffe, daß Ihr es uns sagen könnt!“
    „Und wie viele Personen sie zählen?“
    „Personen? Meint Ihr, daß es mir einfallen kann, die Personen zu zählen, wenn es gilt, meinen dicken Jemmy herauszuhauen? Es mögen hundert sein oder nur zwei, das ist egal: heraus muß er!“
    „So wartet wenigstens noch ein wenig, bevor Ihr zuschlagt! Ich denke, wir haben uns zunächst noch einiges zu sagen. Ich bin nicht allein. Da kommt ein Kamerad, welcher Euch auch einen guten Abend bieten möchte.“
    Winnetou hatte bemerkt, daß Old Shatterhand mit den Männern sprach; darum kam er nun mit den Pferden herbei. Der lange Davy war zwar überrascht, einen Roten in Gesellschaft des Weißen zu sehen, schien aber den Häuptling nicht für besonders achtenswert zu finden, denn er sagte:
    „Eine Rothaut! Und auch wie aus dem neuen Ei geschält, gerade wie Ihr. Ein Westmann seid Ihr wohl eigentlich nicht?“
    „Nein, eigentlich nicht; das habt Ihr wieder sogleich erraten.“
    „Dachte es mir! Und dieser Indsman ist wohl auch ein ansässiger, der sich vom ‚großen Vater‘ in Washington einige Hände voll Land hat schenken lassen?“
    „Jetzt täuscht Ihr Euch, Sir!“
    „Wohl schwerlich.“
    „Ganz gewiß. Mein Gefährte ist nicht der Mann, welcher sich vom Präsidenten der Vereinigten Staaten Land schenken läßt. Er wird vielmehr – – –“
    Er wurde von Wohkadeh

Weitere Kostenlose Bücher