11 - Die Helden des Westens
Shatterhand. Von diesem kam sie an Davy. Als dieser die zeremoniellen Züge getan hatte, fühlte er sich in großer Verlegenheit. Die beiden berühmten Männer hatten aus ihr geraucht; durfte er sie nun auch den Knaben und sogar dem Neger geben?
Winnetou ahnte die Gedanken des Langen. Er neigte den Kopf nach den drei Genannten und sagte:
„Der Sohn des Bärentöters hat auch bereits den Grizzly erlegt, und Wohkadeh ist der Besieger des weißen Büffels; beide werden große Helden sein; sie sollen die Pfeife des Friedens mit uns rauchen, ebenso wie der schwarze Mann, welcher sogar die Verwegenheit gehabt hat, ein Gespenst erschlagen zu wollen.“
Das war ein Scherz, über welchen wohl gelacht worden wäre, aber das Rauchen der Friedenspfeife ist eine Handlung, bei welcher jede solche Heiterkeit vermieden werden muß. Bob freilich fühlte das Verlangen, seine Ehre wiederherzustellen; darum tat er, als er zuletzt die Pfeife bekam, einige mächtige Züge, erhob die Hand, spreizte die fünf Finger weit auseinander, als ob er gleich einen fünffachen Schwur ablegen wollte, und rief:
„Bob sein Masser Bob, ein Held und Gentleman! Er sein Freund und Schutz von Massa Winnetou und Massa Old Shatterhand. Er schlagen tot alle ihre Feinde; er tun alles für sie: er – er – er – er schlagen zuletzt ganz sich selber tot!“
Das war Freundschaft im Superlativ geschworen! Er rollte dabei die Augen und knirschte mit den Zähnen, um zu zeigen, daß es ihm mit dieser Versicherung ein heiliger Ernst sei. Sie wurde von den Genannten mit Ernst entgegengenommen.
Jetzt hatte man gesagt, was zu sagen gewesen war. Einen Plan zu entwerfen, war nicht möglich, da man ja die Situation der Gefangenen noch nicht kannte. Man mußte aufbrechen, um das Lager der Schoschonen aufzusuchen. Hatte man dasselbe rekognosziert, so konnte man entscheiden, was zu tun sei, eher aber nicht.
Natürlich war der lange Davy außerordentlich ergrimmt, seinen Jemmy in der Gewalt der Roten zu wissen, und Martin fühlte große Sorge um seinen Hobble-Frank. Beide waren bereit, ihr Leben an die Befreiung der beiden zu wagen. Wohkadeh sagte nichts als:
„Wohkadeh wußte es, daß die beiden Bleichgesichter unglücklich sein würden. Er hat sie gewarnt; sie aber wollten nicht auf seine Stimme hören.“
„Und daran haben sie recht getan“, erklärte Davy. „Wären sie der ‚Elefantenfährte‘ nicht gefolgt, so hätten sie den Häuptling der Apachen und Old Shatterhand nicht gefunden. Sie sind zwar dabei in Gefangenschaft geraten, aber wir werden sie wohl herauseisen, und dann haben wir in diesen beiden neuen Freunden zwei Helfer, wie wir sie uns gar nicht besser wünschen können. Also vorwärts jetzt zu den Schoschonen! Sie sollen heute den langen Davy kennenlernen!“
Es wurde aufgebrochen. So schnell wie möglich ritten die sechs denselben Weg zurück, den sie gekommen waren, die beiden Schluchten abwärts. Am Ausgang der Hauptschlucht bogen sie links nach Norden ein. Sie waren da noch nicht weit gekommen, so hielt Winnetou sein Pferd an. Die anderen taten natürlich sofort dasselbe.
„Winnetou wird voranreiten“, sagte er. „Meine Brüder mögen mir nicht schneller als im raschen Schritt folgen und dabei alles Geräusch vermeiden. Sie werden alles tun, was Old Shatterhand von ihnen fordert.“
Er stieg ab und beschäftigte sich eine kurze Zeit lang mit den vier Hufen seines Pferdes. Dann setzte er sich wieder auf und galoppierte davon. Das Geräusch, welches sein Pferd dabei verursachte, war kaum zu hören. Es klang nur so leise, so dumpf, wie wenn ein Mensch mit der Faust auf die Erde schlägt. Die übrigen folgten ihm so rasch, wie es sein Wunsch gewesen war.
„Was hat er gemacht?“ fragte Davy.
„Habt Ihr nicht gesehen, daß er eben solche Eisen und Pferdeschuhe an seinem Gürtel hängen hat wie ich?“ antwortete Old Shatterhand. „Er hat seinem Rappen die Schuhe angeschnallt, um nicht gehört zu werden und vielmehr selber zu hören.“
„Warum das?“
„Die Schoschonen, welche Eure Gefährten gefangengenommen haben, sind nicht auf den Gedanken gekommen, daß die beiden Gefangenen wohl Kameraden in der Nähe haben können. Tokvi-tey aber, der Häuptling der Schoschonen, ist klüger und bedächtiger als seine Krieger. Er wird sich sagen, daß zwei Jäger sich nicht allein in diese gefährliche Gegend wagen werden, und so steht zu erwarten, daß er noch nachträglich Kundschafter aussendet.“
„Pah! Das wäre ja ein ganz und
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