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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nähe befunden, als ich mit ihnen sprach?“
    „Ja. Winnetou hatte die Schoschonen beobachtet und gesehen, daß eine Abteilung von ihnen davonritt, in der Richtung nach dem See des Blutes. Da er nun wußte, daß sein weißer Bruder dorthin kommen werde, ritt er über die Höhen und durch den Wald gerade auf den Baum der Zusammenkunft zu. Zuletzt hinderte ihn das Pferd, schnell vorwärts zu kommen und seinen Bruder zu warnen; darum ließ er es stehen und eilte zu Fuß weiter. Von hier oben erblickte er dann seinen Bruder mit den beiden Bleichgesichtern unten stehen. Er sah auch die Schoschonen, welche die Fährte der Weißen bemerkten. Diese letzteren eilten davon und wurden von den Roten, welche ihnen nacheilten, gefangen. Jetzt versteht es sich von selbst, daß Old Shatterhand sie befreien wird, und Winnetou wird ihm dabei zur Seite stehen. Er vermutet auch, daß die beiden Weißen sich nicht allein hier am See des Blutes und am Devils Head befinden. Sie werden auf Old Shatterhands Fährte getroffen sein und sich von ihren Gefährten getrennt haben, um ihr für einige Zeit zu folgen. Mein weißer Bruder wird wissen, wo diese Gefährten sich befinden, und wir werden sie jetzt aufsuchen, damit sie uns behilflich sind, die Gefangenen zu befreien.“
    Das war abermals ein Beweis seines ungewöhnlichen Scharfsinns. Old Shatterhand erzählte ihm in kurzen Worten, was er von Jemmy und Frank erfahren hatte. Der Apache hörte aufmerksam zu und sagte dann:
    „Ugh! So haben sich die Hunde der Sioux auf die Beine gemacht, um zu erfahren, daß Old Shatterhand und Winnetou nicht dulden werden, daß der Bärentöter den Tod am Marterpfahl sterbe. Wir werden heute den Dicken und den Hinkenden befreien und sodann mit ihnen und ihren Kameraden hinauf nach dem Yellowstone reiten, um den Sioux vom Stamm der Ogellallah zu zeigen, daß Old Shatterhand, welcher damals ihre drei tapfersten Krieger mit der bloßen Faust erschlug, sich jetzt wieder in den Bergen des Toli-tli-tsu befindet.“
    Dieses viersilbige Wort bedeutet ‚Gelber Fluß‘, also fast genau dasselbe wie Yellowstone River.
    Es war Old Shatterhand höchst willkommen, daß Winnetou sich aus freien Stücken bereit zeigte, Baumann zu Hilfe zu eilen. Er sagte:
    „Mein roter Bruder hat meinen Wunsch erraten. Wir sind nicht in diese Gegend gekommen, um das Blut der roten Männer zu vergießen; aber wir werden es auch nicht geschehen lassen, daß Unschuldige meine damalige Tat mit dem Tod büßen. Winnetou mag mir zu denen folgen, welche zu ihrer Rettung ausgezogen sind!“
    Sie führten ihre Pferde die steile Böschung vollends hinab, stiegen auf und ritten dann schnell in derselben Richtung fort, welche Jemmy und Frank vorher bei ihrer mißglückten Flucht eingeschlagen hatten.

FÜNFTES KAPITEL
    Bobs Gespenst
    Es war nicht mehr weit zum Anbruch der Dunkelheit; darum ließen Old Shatterhand und Winnetou ihre Pferde weit ausgreifen. Bald erreichten sie die Stelle, an welcher die Schoschonen die Flüchtigen ereilt hatten. Dort hielten sie für einige Augenblicke an, um die Spuren zu untersuchen.
    „Es ist gar nicht gekämpft worden“, meinte Winnetou.
    „Nein. Die beiden Bleichgesichter waren ja nicht verwundet. Hätten sie es für geraten gehalten, sich zu verteidigen, so wären sie den Schoschonen ganz gewiß nicht unverletzt in die Hände gefallen. Sie haben klugerweise eingesehen, daß ein Kampf nur zu ihrem Nachteil ausschlagen könne, und sich also freiwillig ergeben.“
    Winnetou machte eine seiner eigenartigen, scharf bezeichnenden Handbewegungen und fragte:
    „Klugerweise, sagt mein Bruder? Ich möchte ihn fragen, ob er und Winnetou sich ergeben hätten, wenn sie es gewesen wären, die von den Schoschonen verfolgt wurden!“
    „Ergeben? Wir uns? Ganz gewiß nicht!“
    „Howgh!“
    „Wir hätten gekämpft bis zum Tod, und viele der Schoschonen wären gefallen, ehe man uns ergriffen hätte.“
    „Vielleicht hätten wir auch nicht gekämpft. Winnetou möchte den Schoschonen sehen, der ihn und Old Shatterhand ereilen könnte, wenn beide ihre Rappen unter sich haben. Und ist Old Shatterhand nicht ein Meister im Auffinden fremder und im Verbergen seiner eigenen Spuren? Die Schoschonen hätten sein müssen wie Männer, welche der große Geist mit Blindheit geschlagen hat. Keines ihrer Augen hätte unsere Fährte bemerkt. Tapferkeit ist die Zierde eines Mannes; durch Klugheit aber vermag er mehr Feinde zu besiegen als durch den Tomahawk.“
    Sie ritten weiter, gerade

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