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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unterbrochen, welcher einen Ruf freudigen Erstaunens ausstieß. Der junge Indianer war nämlich zu Winnetou getreten und hatte die Büchse in dessen Hand bemerkt.
    „Uff, uff!“ rief er aus. „Maza-skamon-za-wakon – die Silberbüchse!“
    Der Lange verstand so viel von der Sprache der Sioux, daß er wußte, was Wohkadeh meinte.
    „Die Silberbüchse?“ fragte er. „Wo? Ah, hier, hier! Zeigt sie doch einmal her, mein roter Sir!“
    Winnetou ließ sie sich aus der Hand nehmen.
    „Es ist Maza-skamon-za-wakon“, rief Wohkadeh. „Dieser rote Krieger ist also Winnetou, der große Häuptling der Apachen!“
    „Was? Wie? Unmöglich!“ meinte der Lange. „Aber geradeso wie dieses Gewehr hat man mir die Silberbüchse beschrieben.“
    Er blickte Winnetou und Old Shatterhand fragend an. Sein Gesicht hatte in diesem Augenblick keineswegs den Ausdruck allzugroßer Klugheit.
    „Es ist die Silberbüchse“, antwortete Shatterhand. „Mein Gefährte ist Winnetou.“
    „Hört, Mann, macht keinen dummen Spaß mit mir!“
    „Pah! Wenn Ihr partout wollt, so nehmt's meinetwegen für Scherz. Ich habe keine Lust, Euch den Stammbaum des Apachen auf den Rücken zu malen.“
    „Das würde Euch auch sehr schlecht bekommen, Sir! Aber wenn dieser rote Gentleman wirklich Winnetou ist, wer seid denn Ihr? In diesem Fall müßtet Ihr ja wohl der – – –“
    Er hielt mitten in der Rede inne. Bei dem Gedanken, welcher ihm gekommen war, vergaß er, den Mund zu schließen. Er starrte Old Shatterhand an, schlug dann die Hände zusammen, tat einen Luftsprung und fuhr sodann fort:
    „Na, da hab' ich freilich einen Pudel geschossen, welcher größer als der ausgewachsenste Elefant ist! Beleidige ich da den berühmtesten Westmann, den nur jemals die Sonne beschienen hat! Wenn dieser Indsman Winnetou ist, so seid Ihr kein anderer als Old Shatterhand, denn diese beiden gehören geradeso zusammen wie der dicke Jemmy und ich. Also sagt, ist's richtig, Sir?“
    „Ja, Ihr habt Euch nicht getäuscht.“
    „So möchte ich vor Freuden gleich alle Sterne vom Himmel herunterlangen und da auf die Bäume setzen, um den Abend, an welchem ich Euch kennenlerne, durch eine Illumination zu feiern! Willkommen, Mesch'schurs, willkommen an unserem Lagerfeuer! Verzeiht die Dummheit, welche wir gemacht haben!“
    Er streckte beiden die Hände entgegen und drückte ihnen die ihrigen, daß sie hätten aufschreien mögen. Bob, der Neger, sagte gar nichts. Er schämte sich außerordentlich, ein Pferd für ein Gespenst gehalten zu haben. Wohkadeh war bis an die Bäume zurückgetreten. Er stand an einem derselben und ließ die Augen mit bewunderndem Ausdruck auf den beiden Ankömmlingen ruhen – bei den Indianern ist die Jugend eben gewöhnt, bescheiden zu sein. Wohkadeh hätte geglaubt, den größten Fehler zu begehen, wenn er als gleichberechtigt in der Nähe der anderen stehengeblieben wäre. Martin Baumann betrachtete sich ebenso die beiden Männer, von denen er bereits so viele Heldentaten hatte erzählen hören, sehr genau, freilich nicht aus solcher Entfernung wie der junge Indianer. Er stand da zwei Vorbildern gegenüber, welchen nachzueifern sein heißes Bestreben war, obgleich er nicht hoffen konnte, sie jemals im Leben zu erreichen.
    Winnetou hatte sich von Davy die Hand drücken lassen; den drei anderen nickte er grüßend zu. Das war so seine ernste Art und Weise. Old Shatterhand dagegen, heiteren Naturells und ungewöhnlich menschenfreundlich, gab ihnen, sogar dem Neger, die Hand. Das ergriff Wohkadeh in der Weise, daß er die Rechte aufs Herz legte und leise versicherte:
    „Wohkadeh wird sein Leben gern für Old Shatterhand geben! Howgh!“
    Nachdem diese Begrüßung vorüber war, setzten Shatterhand und Winnetou sich mit an das Feuer. Der erstere erzählte. Der letztere sagte kein Wort dazu; aber er nahm seine Pfeife und stopfte sie. Das war für den langen Davy das Zeichen, daß er mit ihnen Kriegskameradschaft rauchen wolle. Natürlich fühlte er sich von Herzen darüber erfreut. Seine Vermutung bestätigte sich, denn Shatterhand erklärte am Schluß seines Berichtes, daß sie beide, Winnetou und er, bereit seien, heute Jemmy und Frank zu befreien und sodann mit hinauf nach dem Yellowstone River zu reiten.
    Jetzt zündete Winnetou die Pfeife an und erhob sich. Nachdem er den Rauch in die vorgeschriebenen Richtungen geblasen hatte, erklärte er, der Nta-je (ältere Bruder) der neuen Bekannten sein zu wollen, und gab die Pfeife weiter an

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