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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihrigen wird das Blut der Bleichgesichter fließen. Bereits befinden sich zwei Weiße in den Händen unserer Krieger, und bereits sind die Kundschafter der Schoschonen unterwegs, um den Weg zum neuen Sieg zu öffnen. Schande um Schande und Blut um Blut!“
    Da wendete Old Shatterhand sich zu Davy und gab ihm den leisen Befehl:
    „Holt alle anderen herbei; nur Winnetou allein soll sich nicht sehen lassen!“
    Der Lange stand auf und entfernte sich.
    „Nun“, fragte Old Shatterhand, „sieht der ‚Schwarze Hirsch‘ vielleicht, daß ich mich vor dem Blick seines Sohnes in die Erde verkrieche? Ich will euch nicht beleidigen. Der Häuptling der Schoschonen ist berühmt als tapferer Krieger und weise im Rat der Alten. Moh-aw, sein Sohn, wird in seine Fußstapfen treten und ebenso tapfer und weise sein. Ich gebe beiden die Freiheit gegen die Freiheit der beiden gefangenen weißen Jäger.“
    Über das Gesicht des Sohnes zuckte es wie Freude. Er hatte ja das Leben lieb. Sein Vater aber warf ihm darob einen zornigen Blick zu und antwortete:
    „Der ‚Schwarze Hirsch‘ und der ‚Moskito‘ sind ohne Kampf in die Hände eines elenden Bleichgesichtes gefallen; sie verdienen nicht, länger zu leben; sie wollen sterben. Nur durch ihren Tod können sie die Schande sühnen, welche auf sie gefallen ist. Und so mögen auch die Bleichgesichter sterben, welche bereits gefangen sind, und auch die, welche noch in die Gefangenschaft der Schoschonen gera – – –“
    Er hielt inne. Sein Blick ruhte erschrocken auf den zwei Kundschaftern, welche jetzt von Davy, Bob und Martin Baumann herbeigebracht wurden.
    „Warum spricht der ‚Schwarze Hirsch‘ nicht weiter?“ fragte Old Shatterhand. „Fühlt er, daß die Faust des Schreckens nach seinem Herzen greift?“
    Der Häuptling senkte den Kopf und blickte lange wortlos vor sich nieder. Hinter ihm bewegten sich die Zweige, ohne daß er es bemerkte. Old Shatterhand sah den Kopf des Apachen erscheinen und warf ihm einen fragenden Blick zu. Ein leises Nicken war die Antwort. Die beiden verstanden sich auch ohne gesprochene Worte.
    „Jetzt sieht Tokvi-tey, daß seine Hoffnung auf neuen Sieg vergeblich ist“, fuhr Shatterhand fort. „Und dennoch wiederhole ich mein Anerbieten. Ich gebe euch alle augenblicklich frei, wenn ihr mir versprecht, daß die beiden weißen Jäger auch frei sein sollen.“
    „Nein, wir sterben!“ rief der Häuptling.
    „So sterbt ihr umsonst, denn wir werden trotz eures Todes die Gefangenen befreien.“
    „Ja, vielleicht werdet ihr es, denn es scheint so, als ob Manitou uns verlassen habe. Hätte er uns nicht mit Blindheit und Taubheit geschlagen, so wäre es nicht Bleichgesichtern, welche keinen Namen haben, gelungen, den Häuptling der Schoschonen zu ergreifen.“
    „Keinen Namen? Willst du unsere Namen hören?“
    Er schüttelte verächtlich mit dem Kopf.
    „Ich mag sie nicht hören. Sie taugen nichts. Das ist ja die Schande! Wäre Tokvi-tey von Nonpay-klama besiegt worden, welchen die Bleichgesichter Old Shatterhand nennen, oder von einem Jäger mit ebenso berühmtem Namen, so könnte er sich trösten. Von so einem Krieger überlistet zu werden, ist keine Schande. Ihr aber seid wie die Hunde, welche keinen Herrn haben. Ihr reitet in Gesellschaft eines schwarzen Niggers. Ich mag keine Gnade aus euren Händen!“
    „Und wir wollen weder dein Blut noch dich selbst“, antwortete Old Shatterhand. „Wir sind nicht ausgezogen, um die tapferen Söhne der Schoschonen zu töten, sondern um die Hunde der Ogellallah zu züchtigen. Wollt ihr unsere Freunde nicht freigeben, nun, so wollen wir nicht so feig sein wir ihr. Wir erlauben euch, nach euren Zelten zurückzukehren.“
    Er stand auf, trat zu dem Häuptling und löste dessen Fesseln. Er wußte, daß er ein gewagtes Spiel beginne; aber er war ein Kenner des Westens und seiner Bewohner und hegte die Überzeugung, daß er dieses Spiel nicht verlieren werde.
    Der Häuptling hatte seine ganze Selbstbeherrschung verloren. Was dieser Weiße tat, war ja ganz unbegreiflich, ganz unsinnig! Er gab seine Hände frei, ohne seine Freunde dafür herauszubekommen. Shatterhand war nämlich auch zu dem ‚Moskito‘ getreten und löste diesem die Fesseln.
    Der ‚Schwarze Hirsch‘ starrte ihn ganz fassungslos an. Seine Hand griff nach dem Gürtel und fühlte da das steckengebliebene Messer. Eine wilde Freude glühte in seinen Augen.
    „Frei sollen wir sein!“ rief er aus. „Frei! Wir sollen sehen, daß die alten

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