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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Stoff in ein so geistreiches Gewand zu kleiden.“
    „Ist das etwa een Wunder? Denken Sie an den Moritzburger Schulmeester, der sein ganzes, außerordentliches Wissen off mich übertragen hat, und denken Sie ooch an die Leihbibliothek und an die Lieferungswerke, deren treuer Abonnent ich gewest bin! Dazu war ich zweeter Tenor in unserem Gesangverein und Schpritzenführer bei der freiwilligen Feuerwehr und Rettungsschar. Und ooch schpäter hab' ich schtets die Ohren geschpitzt, wo und wenn es was zu lernen gab. Unter solchen Umschtänden wird man klassisch, ohne daß man's selber merkt, und nur die Devotion, mit welcher man von anderen behandelt wird, bringt eenen zur Erkenntnis, daß man sich weit über den Nullpunkt nach Fahrenheit und Reaumur erhoben hat. Der Geist des Menschen muß nach oben schtreben, denn nur dort zwischen den Schternen hören die zeitlichen und unterirdischen Kalamitäten off. Leider muß sich selbst eene ideale Natur, wie ich bin, mit irdinären Dingen befassen. Das is der Kampf ums Dasein. Und da tue ich meine Pflicht und fürchte mich sogar vor dem größten Bären nich.“
    „Nun, so gar sehr groß ist der Ihrige wohl nicht gewesen. Ein Grizzly kann nicht klettern. Was hatte er für eine Farbe?“
    „Sein Fell war schwarz.“
    „Und seine Schnauze?“
    „War gelb.“
    „Ah, so war es nur ein Baribal, vor welchem Sie gar keine Angst zu haben brauchten.“
    „Oho! Es war ihm anzusehen, daß er Appetit nach Menschenfleesch hatte!“
    „Glauben Sie das nicht. Der Baribal frißt viel lieber Früchte als Fleisch. Ich mache mich anheischig, es ohne alle Waffen mit so einem dummguten Tier aufzunehmen. Einige kräftige Faustschläge und es würde davonlaufen.“
    „Ja, das sind Sie! Sie schlagen ja, wie Ihr Name sagt, eenen Menschen mit der Faust nieder. Ich aber bin viel zarter besaitet und möchte es ohne Waffen nich versuchen. Übrigens habe ich damals den Braten aus dem Pelz geschält und den letzteren gewaschen, ganz ebenso wie meinen Anzug, welcher durch den Lehm ganz feuerfest geworden war. Die Reparatur der Wände ließ ich sein; ich mochte mit dem Inhalt der Grube nichts zu tun haben. Aber als der Norweger mit seiner Familie zurückkehrte, lagen die Bärenschinken im Pökel, und ich wurde außerordentlich gelobt, denn ich hütete mich gar wohl, sämtliche Umstände des fatalen Abenteuers an die Öffentlichkeit gelangen zu – – halt! Was läuft da?“
    Er war, wie bereits erwähnt, während des Erzählens von seinem Platz aufgestanden. Einige Steintrümmer lagen nahe hinter ihm, auf welche er getreten war. Dadurch hatte er ein Tierchen aufgescheucht, dessen Aufenthalt unter den Steinen gewesen war. Es kam heraus, huschte blitzschnell über den Platz hinweg und fuhr in die Öffnung eines hohlen Baumstumpfes, welcher in der Nähe stand. Die Bewegungen des Tieres waren so schnell gewesen, daß man nicht hatte sehen können, zu welcher Gattung es gehörte.
    Einer war wie elektrisiert von dem kleinen Vorkommnis, nämlich der Neger Bob. Er sprang auf, rannte nach dem Baumstumpf hin und rief:
    „Ein Vieh, ein Vieh, haben hier laufen, haben sich verstecken in Loch! Masser Bob haben sagen, daß er fangen mit Händen das erste Tier, was er sehen. Masser Bob wird holen Vieh aus Baum heraus.“
    „Vorsicht, Vorsicht!“ warnte Old Shatterhand. „Du weißt ja gar nicht, was für ein Tier es gewesen ist!“
    „Oh, es sein nur so klein!“
    Er zeigte mit den beiden Spitzfingern die Länge des Tieres an.
    „Ein kleines Geschöpf kann unter Umständen gefährlicher werden als ein großes.“
    „Ein Opossum sein nicht gefährlich.“
    „Hast du denn gesehen, daß es ein solches war?“
    „Ja, ja. Masser Bob haben sehen Opossum ganz deutlich. Es sein fett, sehr fett und geben einen Braten sehr delikat, oh, sehr delikat!“
    Er schnalzte mit der Zunge und leckte die Lippen, als ob er den Braten bereits vor sich habe.
    „Und ich denke, du irrst dich. Ein Opossum ist nicht so behend, wie dieses Tierchen war.“
    „Opossum auch schnell laufen, sehr schnell. Warum Massa Shatterhand nicht gönnen Neger Bob den guten Braten!“
    „Nun, wenn du gar so überzeugt bist, dich nicht geirrt zu haben, so tue, was du willst. Uns aber bleibe mit dem Gericht vom Leibe!“
    „Sehr gern vom Leibe bleiben! Masser Bob geben keinem Menschen vom Opossum. Er essen den Braten allein, ganz allein. Jetzt aufpassen! Er ziehen Opossum aus Loch heraus!“
    Er streifte den rechten Ärmel empor.
    „Nicht so,

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