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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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direkter an.
    »In der Schreibmaschinenfabrik, in der ich arbeite, haben wir viele Sekretärinnen. Mein Vater behauptet immer, wir hätten durch diese Frauen und Mädchen eine Menge überflüssige Kosten. Weil sie nicht nachdenken, so wie Sie!«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sehen Sie zum Beispiel die Vervielfältigungen an.
    Stellen Sie sich vor: Von jedem Blatt Papier, das bei uns hinausgeht, werden fünfzehn Kopien gemacht. Kommt Ihnen das normal vor?«
    »O nein«, rief Madeleine Terran und blieb stehen. »Fünf sind unter normalen Bedingungen doch völlig genug. Eine für den, für den das Papier bestimmt ist, eine für die Postregistratur, eine für das Archiv, eine für den direkten Chef und eine für die Vervielfältigungsabteilung.
    Höchstens brauche ich noch eine mehr für den Sicherheitsoffizier. Aber fünfzehn…. das ist verrückt!«
    »Sie selbst machen also immer fünf Abzüge?«
    »Aber gewiß doch.«
    Nun, gestern war die Fotokopiermaschine auf sechs Abzüge eingestellt. Hatte sich vielleicht ein anderer an ihr zu schaffen gemacht? Lennet durfte nicht weiter fragen, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, Verdacht zu erwecken.
    So gab er sich mit ausführlichen Betrachtungen über eine Frauenschuh-Orchidee zufrieden.
    Am Nachmittag dagegen schien Lennet Glück zu haben.
    Als sie gerade mit dem Essen fertig waren, fuhr sich der alte Baret durch die wirren weißen Haare und sagte:
    »Ich werde jetzt eine kleine Bootsfahrt unternehmen, um zu sehen, ob tote Fische an den Strand gespült wurden.
    Hat jemand Lust, mit mir zu fahren? Sie vielleicht, Mademoiselle?«
    »Aber mit dem größten Vergnügen«, erwiderte Liane.
    »Ich auch«, fügte Lennet schnell hinzu. »Wenn niemand etwas dagegen hat.«
    Diesmal schien Leutnant Plana nichts gegen das Vorhaben einzuwenden zu haben. Lennet schloß daraus, daß der Vorschlag sogar von ihm selbst kam. Denn der Sicherheitsoffizier mußte auch wissen, daß das Märchen von den fliegenden Fischen nicht gerade sehr überzeugend klang. Fand man aber nun ein paar tote Fische, so konnte man darauf hinweisen, daß doch etwas an der Geschichte wahr sei.
    Die Inselbewohner hatten ein schnelles Motorboot, das gut und gerne dreißig Knoten machte. Das Meer war glatt wie ein Spiegel.
    »Ich bin froh, daß wir nicht auf der ,Windsbraut’ sind«, sagte Lennet und betrachtete begeistert die Kiellinie, die sie hinter sich ließen.
    »Mir war die , Windsbraut’ lieber«, meinte Liane mit düsterem Gesicht. »Sogar das Floß hat mir besser gefallen. Diese Motordinger sind doch nicht das Richtige.
    Ich will Sie ja nicht ärgern, Monsieur Baret, aber das ist meine Meinung.«
    »Sie ärgern mich gar nicht«, erwiderte der Wissenschaftler, »ich bin ganz Ihrer Meinung. Ich bin zwar Wissenschaftler, aber all diese teuflischen Erfindungen sind mir unbehaglich. So ein Segelboot ist schön, es ist leise und ruhig. Wir dagegen mit unseren Motoren, wir machen Krach, wir vergiften das Meer, wir stinken. Und diese modernen Waffen, halten Sie die für das Wahre?
    Mir sind Lanzen, Rüstungen und Segelschiffe schon immer lieber gewesen. Aber man muß eben mit der Zeit gehen.«
    »Und was halten Sie von Blasrohren?« fragte Lennet ohne Umschweife.
    Baret geriet nicht im geringsten in Verwirrung.
    »Ein Blasrohr, das ist wie ein Bogen«, sagte er. »Es ist zwar schlimmer als eine Lanze, aber immer noch besser als eine Büchse.«
    Während er sprach, steuerte er mit sicherer Hand das schnelle Boot. Sie fuhren am südlichen Strand vorbei. Er nahm ein Fernglas zur Hand und suchte den Strand ab, als wolle er wirklich nach toten Fischen sehen. Aber er tat es nicht mit sonderlich viel Eifer.
    »Sie könnten langsamer fahren. Dann sieht man besser«, meinte Liane.
    »Lohnt sich nicht«, entgegnete er und gab Gas.
    Lennet und Liane sahen sich überrascht an.
    Offensichtlich hatte der Geheimagent sich in seinen Vermutungen getäuscht. Und ob die Überraschung des Mädchens gespielt oder echt war, vermochte Lennet nicht auszumachen.
    Bald war Paramotu nur noch ein Streifen am Horizont, aber Monsieur Baret machte keine Anstalten umzukehren.
    Als Liane es ihm nahelegte, fragte er: »Ist das nicht ein herrliches Wetter. Ich bin lieber auf dem Wasser als in meinem stickigen Labor. Können Sie das verstehen?«
    Auf eine solche Frage gab es keine Antwort, aber Liane flüsterte Lennet ins Ohr: »Hast du wenigstens Kieselsteine in der Tasche, Hänschen? Ich fürchte, Monsieur Baret will uns auf offenem Meer

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