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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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leise, daß nur Lennet es verstehen konnte.
    »Ich glaube eher, daß sie Baret eine frohe Neuigkeit signalisieren wollen«, erwiderte Lennet im gleichen Ton.
    »Ob das Flugzeug repariert ist?«
    »Nein, dann würde sich vor allem Plana freuen. So aber hüpft Goffic am meisten herum.«
    In der Tat, der Funker schien höchst vergnügt. Von Zeit zu Zeit machte er sogar eine Andeutung von Tanzschritten.
    Und jäh begriff Lennet den Sinn ihres Ausfluges zu Saturnin: Man hatte am Nachmittag Versuche mit den neuen Raketen gemacht, und Baret war beauftragt worden, die beiden Gestrandeten so weit wie möglich fortzubringen. Die Detonationen, die Liane und Lennet gehört hatten, stammten von den Schüssen, die auf die Unterwasserbojen abgefeuert worden waren. Und so war auch die Freude Henry Goffics leicht zu erklären: Das Experiment war gelungen, die Aufgabe war vollendet. Er konnte in die Bretagne und heiraten!
    Unter diesen Bedingungen lag es auf der Hand, daß der feindliche Spion sich beeilen mußte, seinen Vorgesetzten die Ergebnisse durchzugeben. Ohne Zweifel mußte er noch die Zusammenfassung der Ergebnisse abwarten, außer er besaß bereits alle Informationen. Dann konnte nur der Chefingenieur der Verräter sein! Aber nein. Auch der besaß nicht alle Informationen, wenigstens nicht zur Stunde. Er kannte noch nicht die Zielbedingungen, er kannte nicht die Meeresbedingungen, die wiederum nur Goffic und Baret besaßen. Es blieben also noch vierundzwanzig Stunden oder ein paar mehr. So lange würde es sicher dauern, bis alle Ergebnisse zusammengefaßt und der Spion sie durchgeben konnte…
    Lennet, der eben noch geglaubt hatte, drei Tage Zeit zu haben, hatte nur noch einen Tag, höchstens zwei Tage, um zu verhindern, daß der Gegner alles erfuhr. Und das galt es um jeden Preis zu verhindern. Und um jeden Preis bedeutete dies auch die Anwendung der Operation »Lindenblüte«, wenn es keine anderen Möglichkeiten mehr gab.
    Die Befehle, die Lennet erhalten hatte, waren eindeutig.
    »Wenn es Ihnen nicht gelingt, den Spion ausfindig zu machen«, hatte sein Vorgesetzter Hauptmann Montferrand erklärt, »haben Sie den Befehl, die ganze Einrichtung Atropos zu zerstören. Es genügt, wenn Sie eine kleine Dosis des türkisfarbenen Pulvers, das Sie im Labor unter dem Namen ,Lindenblüte’ finden, in einen Behälter mit Raketentreibstoff schütten. Nach einer gewissen Zeitspanne, die je nach Menge des Pulvers zwischen drei und zwölf Stunden währen kann, wird der Treibstoff explodieren und die ganze Festung in die Luft fliegen. Es gibt kein Gegenmittel. Nur müssen Sie rechtzeitig den Chef Porticci benachrichtigen, damit sich die Leute noch in Sicherheit bringen können. Das ganze Personal wird dann verhaftet, eingesperrt und verhört, bis der Täter gefunden ist! Verstanden?«
    Lennet hatte verstanden. Und ob er verstanden hatte.
    Montferrand hatte ja nicht undeutlich gesprochen. Aber der Plan »Lindenblüte« war dennoch nicht nach Lennets Geschmack. Die Einrichtungen zerstören, die so viel Geld gekostet hatten? Und dabei den Tod mehrerer Menschen zu riskieren, von denen ihm ja ein gewisser Leutnant des Geheimdienstes nicht völlig gleichgültig war? Sich der Wut des Chefingenieurs zu stellen, wenn er ihm die Sabotage gestand? Zugeben, daß die Mission »Schere« bisher gescheitert war. Das alles gefiel dem jungen Geheimagenten keineswegs. Er wußte jedoch, daß dies nicht der richtige Augenblick war, sich zu unüberlegten Handlungen hinreißen zu lassen und daß alle Unannehmlichkeiten unendlich viel besser waren, als einer feindlichen Nation die Geheimnisse zu überlassen, die ihr eine absolute Überlegenheit auf den Meeren eintragen würden.
    Während sie gemeinsam zur Villa zurückgingen, kam Lennet, dessen Gehirn fieberhaft arbeitete, zu folgendem Schluß:
    Ich gebe mir noch vierundzwanzig Stunden, in denen ich die ganze Mannschaft beobachte. Wenn ich morgen um diese Zeit noch nichts entdeckt habe, wende ich den Plan »Lindenblüte« an.
    Nachdem er seine Entscheidung gefällt hatte, gab er vor, heftige Kopfschmerzen zu haben.
    »Was fehlt Ihnen, Jerome?« erkundigte sich Madeleine Terran besorgt.
    »Oh, nichts weiter«, erwiderte er, »ich habe wohl auf dem Boot einen kleinen Sonnenstich gekriegt.«
    »Du hast wohl ein empfindliches Köpfchen?« fragte Liane ironisch.
    Er hatte keine Lust, sich auf ihre Stichelei einzulassen, erklärte jedoch, er werde trotzdem mit den anderen essen.
    »Das wäre wohl der richtige

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