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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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möglich.
    Lennet lief durch den Dschungel. Der Gedanke an Jules und seine Artgenossen war nicht gerade angenehm, aber alles in allem waren Riesenschlangen wohl doch ungefährlicher als Spione mit Blasrohren. Sollte er auf einen Baum klettern? Aber wer garantierte ihm, daß dieser Baum nicht gerade das Lieblingsschlafzimmer eines Freundes von Jules war? Sollte er in sein Zelt kriechen?
    Wie aber sollte er sicher sein, daß der Feind mit dem Blasrohr ihm nicht einen Pfeil durch die Zeltwand schickte? Nach kurzer Überlegung beschloß Lennet, sich zwischen den Felsen zu verstecken, die den östlichen Strand säumten. Das war zwar nicht sonderlich bequem, dafür aber relativ sicher. Er legte den Kopf auf den Arm und schlief rasch ein.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, war sein erster Gedanke:
    Nur noch vier Tage!
    Er erhob sich und lief zu den Zelten. Liane steckte gerade den Kopf aus ihrem Zelt.
    »Oh, der Herr Geheimagent«, zischte sie leise. »Gestern hast du versprochen, um drei Uhr aufzustehen und hast bis Mittag geschlafen. Heute, wo der Verräter identifiziert ist, stehst du in aller Herrgottsfrühe auf!«
    »Ich habe meine Zweifel an Goffics Schuld, Liane.«
    »So? Das ist ja fein. Und was hast du bis jetzt gemacht?«
    »Ich habe mich umgesehen. Heute geht es los!«
    »Schon? Willst du dich nicht lieber erst noch ein paar Tage umsehen?«
    Liane schien ernstlich wütend zu sein, und Lennet machte es keinen Spaß, in ihren Augen als Trottel dazustehen. Aber konnte er ihr vertrauen, nachdem sie ihm den Streich mit dem Kompaß gespielt hatte, und nachdem sie, wenigstens schien es so, mit einem Blasrohrpfeil auf ihn geschossen hatte? Nein. Es war weitaus besser, ein bißchen lächerlich zu erscheinen, als ihr über seine nächtliche Expedition und über die Möglichkeiten zu berichten, die er noch hatte.
    Diese Möglichkeiten erschienen ihm nicht gerade befriedigend. Gut, er kannte sich hier perfekt aus, er wußte über die fünf Leute auf der Insel genau Bescheid, und er hatte auch einen magnetischen Schlüssel, der ihm alle Türen öffnete. Aber sonst? Seine einzige Chance bestand darin, den Verräter auf frischer Tat zu ertappen.
    Aber darüber machte er sich keine Illusionen. Die Wahrscheinlichkeit war denkbar gering. Nun, wenn er Pech hatte, mußte er auf die Operation »Lindenblüte« umschalten.

Operation »Lindenblüte«
    Im Verlauf des Tages versuchte Lennet mit jedem der fünf Inselbewohner ein Gespräch anzuknüpfen. Das war nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick scheinen mochte. Da die Atropisten sich gegenseitig mißtrauisch beobachteten, vermied jeder, mit einem der Gäste allein gesehen zu werden, um nicht bei den anderen Verdacht zu erwecken. So gelang es Lennet gegen Mittag erst mit einiger Mühe, Madeleine Terran dazu zu überreden, ihm die schönsten Blumen der Insel zu zeigen.
    »Ich liebe Blumen«, erklärte sie, als sie die Villa verließen. »Sie sind so schön und so einsam. Die Menschen leben in Paaren zusammen, aber die Blumen leben allein. Ich fühle mich wohl bei ihnen. Sehen Sie nur diese wunderbare Orchidee.« Sie wies auf eine große weiße Blüte mit bogig eingerollten Blütenblättern. »Und ist diese Ophrys nicht wunderbar?«
    »Man könnte sie für einen Schmetterling halten«, meinte Lennet.
    »Die Ophrysarten gleichen alle Schmetterlingen!«
    »Haben Sie immer schon Blumen geliebt?«
    »Immer. Vor allem aber, seit mein Mann tot ist.«
    »War er krank?«
    »Nein, Monsieur. Er war Offizier. Er ist verunglückt.«
    Lennet, der dies bereits wußte, beugte zum Zeichen seiner Anteilnahme den Kopf. Es herrschte einige Augenblicke Schweigen, während Madeleine Terran versuchte, ihre Tränen abzutrocknen.
    »Sehen Sie die Schote, die an dieser Liane hängt?« fragte sie, als sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte.
    »Sie riecht nach Vanille.«
    »Natürlich. Es ist ja auch Vanille.«
    »Sie verstehen viel von Botanik, Madame! Haben Sie denn erst nach dem Tod Ihres Mannes zu arbeiten begonnen?«
    »Ja, ich mußte mich mit etwas beschäftigen.«
    »Sind Sie direkt nach Paramotu gekommen?«
    »Nein, ich habe erst in anderen Stellen gearbeitet.«
    »Lieben Sie Ihre Arbeit? Ich stelle mir vor, daß Sie doch recht eintönig ist.«
    »Nun, ich tippe die Post und die Dokumente. Ich mache Fotokopien und führe das Archiv. Und wenn ich Zeit habe, gehe ich zu meinen Blumen. Das ist nicht langweilig.«
    Sie sprachen wieder eine Weile über Blumen, und dann steuerte Lennet sein Ziel

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