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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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meine Aktionen. Okay, jeder hat mal einen schlechten Tag, denke ich, aber doch bitte nicht ich . Und vor allem nicht heute !
    Da ich dafür sorge, dass wir den Ball in schöner Regelmäßigkeit an die Ohrenhofener abtreten, fühlen die sich
natürlich zu eigenen Angriffen ermutigt. Leider liefere ich besten Anschauungsunterricht darin, wie man seinen Gegner stark macht. Ein erster Warnschuss zischt nur haarscharf an Jaromirs Pfosten vorbei. Eine Minute später segelt eine harmlos aussehende Flanke in unseren Strafraum, irgendein Unglücksrabe - wer wohl? - säbelt über den Ball, und ein Schweizer Angreifer zimmert den Ball am machtlosen Jaromir vorbei in unseren Kasten. Betreten verziehe ich mich in Richtung Mittellinie.
    Als der Schiedsrichter kurz darauf zur Pause bittet, hätte ich mich am liebsten auf der Stelle in eine Maus oder meinetwegen in eine von Wilfrieds stinkenden Socken verwandelt - hauptsache, es erkennt mich keiner. Doch niemand macht mir einen Vorwurf. Schließlich sind wir ein Team, oder?
    Nach der Pause drehen wir mächtig auf. Meine Mitspieler haben begriffen, dass mit mir heute kein Blumentopf zu gewinnen ist, und verzichten vorsichtshalber darauf, mich in ihre Kombinationen einzubinden. Das verschafft mir immerhin die Gelegenheit, mich unbemerkt in den gegnerischen Strafraum zu schleichen, um dort auf meine Chance zu lauern.
    Und der Fußballgott hat tatsächlich ein Einsehen: Nach einem Pressschlag von Pablo fällt mir drei Meter vor dem Tor zufällig der Ball vor die Füße. Völlig unbedrängt habe ich plötzlich die Riesenchance, auf einen Schlag alles gutzumachen. Ich hole weit aus und sehe den Ball schon im Netz zappeln, als ein dröhnender Schmerz durch mein rechtes Bein zuckt und mich zu Boden
streckt. Ich muss mit voller Wucht in den Rasen getreten haben.
    Der Schmerz ist so groß, dass mir für einen Augenblick die Luft wegbleibt. Als ich wieder zu mir komme, blicke ich direkt in zwei besorgte blaue Augen, die mir wie Scheinwerfer entgegenleuchten: »Geht’s wieder, Felix?«
    Â»Wie heißt du eigentlich?«, frage ich sie, ehe ich wieder klar denken kann.
    Â»Mira«, antwortet sie und lacht. »Alles okay mit dir?«
    Â»Geht schon«, murmele ich und bemühe mich um eine männlich tiefe Stimme. Dann lasse ich mir von ihr und Flo auf die Beine helfen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen halte ich durch, obwohl mir bei jedem Schritt ein Blitz durch die Hüfte zuckt. Gegen eine Auswechslung hätte ich jetzt nicht das Geringste einzuwenden, aber diese Möglichkeit haben wir uns ja selbst genommen.
    Während ich also versuche, nicht allzu sehr im Weg rumzustehen, belagern meine Mitspieler den gegnerischen Strafraum. Einen Drehschuss von Paco wehrt Mira mit dem Fuß ab; einen Schlenzer von Flo fischt sie im letzten Moment aus dem Winkel. So langsam läuft uns die Zeit davon, und diese Mira zeigt hier wirklich die unglaublichsten Paraden. Als Pablo im nächsten Moment frei vor ihrem Kasten auftaucht, springt sie ihm wie ein Handballtorwart entgegen und macht auch diese Großchance zunichte.
    In den letzten Minuten stürmen wir mit Mann und Maus. Selbst Benno bleibt jetzt vorne und wirft sich mit
seinem ganzen Kampfgewicht in die Flanken, die im Sekundentakt vor das Schweizer Tor segeln.
    Jetzt aber, das muss es doch sein - einen Flugkopfball von Alex lenkt Mira mit den Fingerspitzen an den Innenpfosten. Der Ball kullert direkt vor dem Tor entlang. Flo und Pablo springen nacheinander an ihm vorbei, ehe ich die Kugel mit einem schmerzhaften Spreizschritt über die Linie drücke.
    Sekunden später werde ich unter einem verschwitzten Spielerhaufen begraben. Alle schreien mir in die Ohren, zerren vor Begeisterung an meinen Haaren oder schlagen mir enthusiastisch auf den Kopf. So eine Jubelorgie ist wie eine Tracht Prügel.
    Danach ist Schluss. Auf Benno gestützt schleppe ich mich zum Spielfeldrand und nehme die Glückwünsche von Wilfried entgegen. Von Speckmann ist weit und breit nichts zu sehen.
    Wir haben tatsächlich das Viertelfinale erreicht. Mir fällt ein Stein vom Herzen, vor allem wenn ich an Philipp, Michi, Basti und Danny denke. Nicht auszudenken, wenn wir das hier vergeigt hätten.
    Flo sieht mich grinsend an. »Warum hast du die eigentlich nach ihrem Namen gefragt?« Tja, wenn ich das wüsste. Vermutlich einer der peinlichsten Momente meiner bisherigen

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