11 Kicker und ein falsches Spiel
FuÃballerkarriere. Ich grinse verlegen zurück und werfe einen Blick zur Schweizer Mannschaft hinüber. Doch sehe ich nicht Mira, sondern ihren Trainer, der in diesem Moment seine Mütze abnimmt. Er hat eine Glatze und einen Kinnbart.
Diesen Mann habe ich doch schon mal irgendwo gesehen, überlege ich. Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Der Typ saà an einem braunen Holztisch, auf einem Rastplatz an der LandstraÃe nach Dornheim. Vertieft in ein Gespräch mit - Speckmann.
Donnerstag, sechster Spieltag
Ich sitze allein im Flugzeug. Motorengeräusch dröhnt in meinen Ohren. Wo sind all die anderen? Als ich aus dem Fenster gucke, erblicke ich weit unter mir eine schier unendliche Steppe, die von vereinzelten Bäumen durchsetzt wird. Die Erde ist trocken und rissig. Eine Elefantenherde zieht gemächlich vorüber. Ein paar Giraffen knabbern an verdorrten Zweigen. Ein Gnu trinkt aus einem Wasserloch.
Je länger wir fliegen, desto grüner und fruchtbarer wird die Landschaft. Ich kann nun bewaldete Hügel und in der Ferne die Silhouette einer brodelnden Metropole erkennen. Der Pilot zieht die Maschine langsam nach unten, streift dabei ein paar Baumkronen und landet schlieÃlich mitten in einem Urwald.
Als ich die Gangway hinuntergehe, erblicke ich ein Banner mit der Aufschrift »Willkommen in Südafrika«. Eine Militärkapelle spielt mir zu Ehren die deutsche Nationalhymne, doch werde ich nicht vom südafrikanischen Staatspräsidenten empfangen, sondern von einem Schwarzen mit nacktem Oberkörper, der aussieht wie ein Stammeshäuptling und einen groÃen Ring durch die Nase trägt.
Wir steigen in seinen Jeep und fahren mitten hinein in den dampfenden Dschungel, der von einem ohrenbetäubenden Schreien, Pfeifen, Klappern, Glucksen, Zischen und Zirpen erfüllt ist.
Die Urwaldgeräusche werden leiser, als wir eine weite Lichtung erreichen. Dafür erblicke ich jetzt eine Gruppe von Eingeborenen in voller Kriegsbemalung, die mit erhobenen Speeren um zwei groÃe TongefäÃe herumtanzen, unter denen jeweils ein Feuer lodert.
Der Häuptling mit dem Nasenring führt mich mit sichtbarem Stolz zu den GefäÃen, bei denen es sich offenbar um Kochtöpfe handelt, und stellt mir ein kleines Podest hin, damit ich in sie hineinschauen kann. Ich lasse mich nicht lange bitten - man will ja nicht unhöflich sein - und sehe, was ich bereits geahnt habe. Im ersten Gefäà schmort Speckmann vor sich hin, während im zweiten Wilfried hockt, der auch schon mal dicker war. Wilfried gibt keinen Laut von sich, doch Speckmann, dem die Hitze anscheinend nichts ausmacht, brüllt seine üblichen Kommandos: »Schneller!« und »Hopp, hopp, hopp!«
Erst in diesem Moment erkenne ich, dass der Häuptling das Gesicht von Andi hat und dass es sich bei den wilden Kriegern, die um die GefäÃe tanzen, um meine Mannschaftskameraden handelt. Benno lehnt in diesem Moment seinen Speer gegen Speckmanns Kochtopf, geht in die Knie und bläst in die Flammen. Dann wache ich auf.
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Helles Sonnenlicht fällt durch die Lamellen der Jalousie und zaubert ein gestreiftes Muster auf meine Bettdecke.
Benommenen werfe ich einen Blick auf den Wecker. Schon halb zehn. Wegen meiner Verletzung darf ich heute zu Hause bleiben und ausschlafen. Mein Vater hat mich in der Schule entschuldigt und mir zwei schicke rote Krücken besorgt, damit ich beim Gehen mein rechtes Bein entlaste.
Ich greife unter das Bett, wo mein derzeitiges Lieblingsbuch liegt. Ehrlich gesagt, war es schon immer mein Lieblingsbuch. Noch ehrlicher gesagt, lese ich seit Jahren nichts anderes, deshalb kann ich es inzwischen fast auswendig. Es heiÃt Das Buch der Besten und enthält Porträts der gröÃten Sportler aller Zeiten. Der Boxer Muhammad Ali und der Formel-1-Fahrer Michael Schumacher kommen darin vor, aber auch der Schweizer Tennisspieler Roger Federer, der fünf Mal hintereinander in Wimbledon gewonnen hat, oder der amerikanische Schwimmer Mark Spitz, der bei den Olympischen Spielen in München 1972 sieben Goldmedaillen holte und sieben Mal Weltrekord schwamm.
Einige Geschichten sind wirklich heftig und ein bisschen unheimlich, aber irgendwie habe ich die besonders gern, weil mir dann immer so ein schöner Schauer über den Rücken läuft. Wusstet ihr etwa, dass Michael »Air« Jordan, der beste Basketballer der Welt, auf dem Höhepunkt
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