11 Kicker und ein falsches Spiel
gut«, sagt Benno, »aber was haben wir davon?«
»Dein Vater kann sich sowieso erst nach dem Turnier darum kümmern«, füge ich bestätigend hinzu. »Und solange Andi im Krankenhaus liegt, haben wir Speckmann weiter an der Backe und müssen zusehen, dass wir trotzdem irgendwie nach Südafrika kommen.«
Flo beiÃt sich auf die Lippen und ist offenkundig enttäuscht darüber, dass sich unsere Begeisterung in Grenzen hält.
»Felix hat recht«, erklärt Benno. »Wir haben einfach keine Zeit, um auf die Nachforschungen deines Vaters zu warten. Also wenn mir jemand garantieren könnte, dass Speckmann morgen früh um acht im Kittchen sitzt, im Sträflingsanzug und mit einer Eisenkugel am FuÃ, das wär âne super Sache. Ansonsten kann der nach dem Turnier auch Urlaub in Honolulu machen. Meine Meinung.«
Für eine Weile sitzen wir schweigend da und überlegen, was wir mit Flos Information anfangen sollen.
»Sag mal Flo, diese Aktenordner, die du erwähnt hast«, beginne ich zögerlich. »Liegen die jetzt einfach so im Arbeitszimmer deines Vaters? Ich meine, hat er sie nicht weggeschlossen?«
»Also eben lagen sie jedenfalls noch auf der Fensterbank. Du meinst doch nicht etwa, dass wir �«
»Warum denn nicht? Das merkt doch kein Mensch, wenn wir da mal ein bisschen drin rumblättern.«
»Also ich weià nicht«, entgegnet Flo und wiegt nachdenklich seinen Kopf. »Wenn mein Vater das rauskriegt, bekomme ich tierischen Ãrger. Sein Büro ist quasi sein
Heiligtum. Selbst meine Mutter geht da nur zum Staubsaugen rein.«
»Mensch, stell dir vor, wir könnten Speckmann selber was nachweisen!« Benno ist Feuer und Flamme. »Dann werden wir berühmt und kommen in die Zeitung. Ãberschrift: Vellbacher Nachwuchskicker bringen Trainer in den Knast. Das wär doch der Hammer!«
»Wir müssten nur den richtigen Zeitpunkt abpassen«, füge ich hinzu. »Deine Eltern sind doch bestimmt nicht immer zu Hause.«
Flo kaut weiterhin auf seiner Unterlippe herum. Dann sagt er nachdenklich: »Morgen Abend wollen sie ins Kino â¦Â«
»Na also!«, ruft Benno. »Und wir drei machen bei euch einen schönen DVD-Abend.«
»Wieso DVD-Abend?«
»Na, zum Schein natürlich. Felix und ich brauchen doch irgendeinen Vorwand, um von zu Hause wegzukommen und bei euch aufzukreuzen. Also, du checkst das noch mal mit dem Kino ab, und wenn deine Eltern morgen Abend tatsächlich weg sind, dann knöpfen wir uns die Unterlagen vor. Einverstanden?«
»Super Idee, so machen wir das!«, stimme ich begeistert zu. »Abgemacht, Flo?«
Flo scheint immer noch mit sich zu kämpfen. »Abgemacht«, sagt er schlieÃlich. »Aber auf eure Verantwortung!«
Benno ballt die Fäuste. »Das muss gefeiert werden!« Er rast in die Küche und kommt im nächsten Moment mit
drei Dosen Cola und einem Nutallabrötchen für jeden von uns zurück. Keine Ahnung, wie er die so schnell hat schmieren können. Wahrscheinlich macht er sie auf Vorrat.
»Da ist noch was«, sage ich kauend.
»Wie, noch was?«, fragt Flo.
»Na, mit Speckmann. Habt ihr gestern den Ohrenhofener Trainer gesehen?«
»Wir sind ja nicht blind«, antwortet Benno.
»Ich hab den erst richtig erkannt, als er seine Mütze abgenommen hat. Die Glatze kenn ich doch, hab ich gedacht, und da fiel mir ein, dass ich den zufällig am Vormittag vor unserem ersten Spiel gegen Japan gesehen habe.«
»Und was soll daran so besonders sein?«, fragt Flo.
»Ich war mit meiner Mutter auf dem Weg zum Einkaufszentrum nach Dornheim, da hab ich ihn im Vorbeifahren auf einem kleinen Rastplatz an der LandstraÃe sitzen sehen. Und jetzt ratet mal, wer ihm gegenübersaÃ!«
»Nee!«, ruft Benno.
»Doch!«, entgegne ich. »Günter Speckmann, live und in Farbe. Nur irgendwie sah der ganz anders aus als sonst. Zog den Kopf ein und saà da wie ein Häufchen Elend. Aber es war Speckmann, hundert Pro. Seine grüne Schrottkarre stand direkt daneben.«
»Ist ja nicht verboten, sich mit jemand auf einem Rastplatz zu treffen«, meint Flo.
»Aber die hätten sich doch genauso gut im Sportpark treffen können«, wende ich ein. »AuÃerdem hat der Angeber
später behauptet, er hätte den ganzen Vormittag an seinem Schreibtisch verbracht, um die richtige Taktik
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