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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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fort. »Die Schweiz ist nicht Japan und auch nicht Portugal. Die sind sehr gefährlich, vor allem vorne. Deshalb müssen wir uns was einfallen lassen, vor allem hinten. Wir spielen mit derselben Viererkette wie letztes Mal: Felix, Basti …« Wilfried blickt sich suchend in der Kabine um. »Wo ist der eigentlich?«
    Â»Der hat mich gerade angerufen«, antwortet Benno.
»Sein Wellensittich hat Durchfall bekommen, deshalb musste er mit ihm zum Arzt. Aber vielleicht schafft er es zur zweiten Halbzeit.«
    Â»Der Wellensittich?«
    Â»Nein, Basti natürlich.«
    Â»Ach ja.« Wilfried scheint etwas aus dem Konzept geraten zu sein. Ȁh, gut, dann spielt eben Danny … Danny?«
    Â»Der lässt sich entschuldigen«, erkläre ich. »Ein runder Geburtstag seiner Oma …«
    Â»Den kann man doch auch später feiern«, raunzt Wilfried ungehalten.
    Â»Die wohnt aber weit weg«, füge ich rasch hinzu. »Sehr weit sogar. In der Schweiz, glaube ich … oder in Portugal.«
    Â»Portugal?«
    Ich zucke verlegen die Schultern.
    Wilfried blickt unsicher zu Speckmann hinüber, aber der nimmt keine Notiz von uns, sondern hustet unablässig in sich hinein.
    Für einen Moment steht Wilfried unschlüssig da, schüttelt den Kopf und atmet einmal tief durch. Dann nimmt er seine Magnettafel zur Hand und markiert mit den kleinen roten Plättchen eine Aufstellung, die gar nicht mal so unvernünftig aussieht. Als wäre er bei Andi statt bei Speckmann in die Lehre gegangen, schiebt er die Plättchen hin und her und erklärt, wie wir uns in verschiedenen Spielsituationen verhalten sollen.
    Jetzt wird’s ernst, sage ich mir, als der Gang des Kabinentrakts
kurz darauf vom Getrappel unserer Stollenschuhe widerhallt.
    Einer nach dem anderen laufen wir aufs Spielfeld und beginnen mit unseren Aufwärmübungen. So richtig System steckt eigentlich nicht dahinter. Jeder rennt ein bisschen auf und ab, deutet ein paar gymnastische Übungen an und tut so, als sei er hoch konzentriert. Dabei werfen wir verstohlene Blicke auf die andere Spielhälfte, wo unsere Gegenspieler dasselbe machen.
    Hatte Flo nicht erzählt, dass bei denen ein kleines Mädchen im Tor steht? Während wir uns den Ball zupassen, riskiere ich einen Blick - und haue vor Schreck ein Loch in die Luft, als ich die blonde Torhüterin erblicke. Sie hat ihre halblangen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, trägt ein Basecap und hat leuchtend blaue Augen. Das Mädchen mit dem Colabecher!
    Â»Sag mal, Flo, hast du nicht gesagt, die wäre so klein, dass sie eine Leiter braucht, um an die Latte zu kommen?«, frage ich nervös.
    Â»Dann muss sie wohl gewachsen sein«, entgegnet er gleichmütig.
    Mir wird heiß und kalt. Hat sie mir etwa zugewinkt? Ich wende rasch den Kopf ab und fahre mit der Hand über meinen Nacken. Er ist schweißnass. Als ich wieder hinüberblicke, um gegebenenfalls zurückzuwinken, pflückt sie gerade lässig eine Flanke herunter. Dann lässt sie sich ein paar Schüsse aufs Tor knallen, die sie mit bemerkenswerter Reaktionsschnelligkeit abwehrt.
    Noch zwei Minuten. Beide Mannschaften scharen sich
um ihre Trainer und treffen die letzten Vorbereitungen. Wilfried ruft uns ein paar aufmunternde Worte zu, aber ich höre gar nicht hin, sondern trotte mit Tunnelblick zum Anstoßkreis, wo der Ball schon bereitliegt. Ein kurzer Pfiff und das Spiel läuft.
    Da wir heute weder von Speckmanns Betontaktik noch von schweren Beinen behindert werden, lassen wir den Ball erst mal routiniert durch die eigenen Reihen laufen und warten ab, wie die Schweizer darauf reagieren. Die üben sich in vornehmer Zurückhaltung und lassen uns gewähren. Gut so, denke ich und unternehme die ersten Versuche, das Heft in die Hand zu nehmen. Doch aus irgendeinem Grund will das Spielgerät heute nicht so, wie ich gern will.
    Â»Schlechter Platz«, murmele ich, als mir ein Zuspiel von Flo über den Fuß springt und ins Seitenaus trudelt. Aber das war nur mein erster Stockfehler. Zwei Mal nacheinander verstolpere ich den Ball im Mittelfeld, und als ich Paco mit einem Außenristpass Marke extralässig bedienen will, landet der natürlich beim Gegner.
    Â»Konzentrier dich, Felix!«, höre ich Wilfrieds dumpfe Stimme.
    Ich konzentriere mich ja, aber je angestrengter ich versuche, meine Missgeschicke auszubügeln, desto peinlicher werden

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