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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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›Ich werd euch Beine machen, faules Pack!‹ Dabei kommt der so ins Schwitzen, dass er sich ständig mit einem Tuch über die Glatze wischt. Leider hat das Tuch noch nie eine Waschmaschine von innen gesehen, das ist schon total gelb und fleckig, igitt!«
    Ich verziehe angewidert mein Gesicht und schüttele mich wie ein nasser Hund. »Aber ihr habt jedenfalls nur einen von der Sorte«, wende ich ein. »Uns hat das Unglück im Doppelpack erwischt. Eigentlich kann ich mir Speckmann und Wilfried gut im Zirkus bei der Tigerdressur vorstellen. Mit Peitschen und brennenden Reifen und so.«
    Â»Die armen Tiger!«
    Â»Stimmt!«, sage ich. »Die müssten nämlich zur Strafe zwanzig Liegestütz machen, wenn sie nicht durch den Reifen springen wollen. Da würde bestimmt der Tierschutzbund einschreiten.«

    Eine Zeit lang versuchen wir noch, uns gegenseitig mit Beispielen zu übertrumpfen, welcher Trainer denn nun der schlimmste, fieseste, blödeste, gemeinste, dämlichste, peinlichste, hässlichste und ungerechteste von allen ist. Aber natürlich sind wir uns vollkommen einig, dass man Speckmann, Wilfried und Möller noch heute in eine Rakete setzen und zum fernsten Planeten des Universums schießen sollte.
    Als ich gerade in die Knie gehe, um Mira zu demonstrieren, wie ich die Lunte unserer Trainerrakete in Brand stecken würde, tippt sie mir auf die Schulter und sagt: »Oh, oh, ich hoffe, wir haben nicht zu laut geredet.«
    Ich drehe mich um und zucke vor Schreck zusammen. Denn hinter dem Tor der Franzosen, vielleicht dreißig Meter von uns entfernt, stehen zwei Männer und stecken die Köpfe zusammen. Gott sei Dank haben sie uns den Rücken zugekehrt. Der eine von ihnen hat einen sandfarbenen Bürstenkopf und trägt einen braunen Trainingsanzug. Der andere hat eine Glatze und steckt in einer schwarzen Lederjacke.
    Ob sie sich wohl darüber unterhalten, was sie auf ihren Flug ins Weltall mitnehmen wollen?

Sonntag, Viertelfinale
    Während sich unsere Familie um den Frühstückstisch versammelt hat, hänge ich meinen Gedanken nach. Vor allem sind es zwei Dinge, die mir seit gestern im Kopf herumschwirren. Erstens: Mira ist wirklich total nett. Zweitens: Was haben Speckmann und Möller miteinander zu schaffen?
    Dass Möller früher in unserem Verein war, hat mich echt überrascht. Vielleicht sind die beiden ja bloß ganz normale Freunde, denke ich. Wäre eigentlich logisch. Ich meine, wer gibt sich schon freiwillig mit solchen Ekelpaketen ab? Da bleibt ihnen wohl nichts anderes übrig, als sich miteinander zu befreunden. Doch andererseits wirken sie gar nicht wie Freunde. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwas stimmt da nicht - ist bloß so ein Gefühl.
    Als ich meine Hand nach dem Nutellaglas ausstrecke, das bei uns nur am Wochenende auf den Tisch kommt, höre ich die Stimme meines Vaters hinter der Zeitung: »Das würde ich an deiner Stelle nicht machen, Felix.«
    Â»Was würdest du nicht machen?«, frage ich.
    Â»Dieses braune Gift essen. Und schon gar nicht vor einem so wichtigen Spiel. Schau mal, was hier steht.«

    Mit diesen Worten reicht er mir den Vellbacher Sonntagskurier und zeigt auf einen Artikel unter der Rubrik »Vermischtes«.
    NUTELLA-FLUCH BEDROHT
    DEUTSCHE NACHWUCHSKICKER
    Â 
    lautet die Überschrift. Stirnrunzelnd lese ich weiter: Sie waren die größten Hoffnungen im deutschen Fußball. Doch die Werbung für Nutella wurde ihnen offenbar zum Verhängnis. Einst waren sie stolze Nationalspieler, dann schmierten sie ab - nachdem sie im Fernsehen für Nutella warben. Heute fristen die Fußballhelden von einst in der zweiten Liga ein trauriges Dasein, flüchten nach Schottland zu Celtic Glasgow oder werden kurzerhand aus der Nationalmannschaft geworfen.
    Es soll Ernährungsexperten geben, die davon ausgehen, dass dies kein Zufall sein kann. Wenn das so wäre, müssten vor allem talentierte Nachwuchskicker vor unmäßigem Nutellakonsum gewarnt werden, wenn sie nicht dasselbe Schicksal erleiden wollen wie ihre bedauernswerten Idole.
    Ich lasse geschockt die Zeitung sinken, schiebe das Nutellaglas weit von mir und angele mir die Erdbeermarmelade. Oh Gott, wenn da wirklich etwas dran wäre! Wie soll ich das dann bloß Benno beibringen? Der ernährt sich fast ausschließlich von diesem Zeug. Wenn es also tatsächlich einen Nutella-Fluch gibt, dann ist

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