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11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

Titel: 11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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sein dämliches Gelaber während der Fahrt hat mir ein wenig die Stimmung verdorben.
    „Wo willst du eigentlich wirklich hin?“, erklingt neben mir Richards Stimme, womit klar ist, dass er dort immer noch steht.
    „Nach Wien“, brumme ich.
    „Klingt gut“, murmelt er und ich hebe den Kopf, um seine ansehnliche Kehrseite zu bewundern, während er auf die Bäume zuläuft.
    Merkwürdiger Kerl. Ob er ständig ziellos durch die Gegend trampt? Verwahrlost sieht er nicht aus, im Gegenteil. Seine Haare sind gepflegt und seine Kleidung tadellos. Seufzend wende ich mich wieder dem Kofferraum zu.
    „Linseneintopf oder Bohnensuppe?“, frage ich dreißig Minuten später, in denen Richard das Zelt aufgebaut und ich den Spirituskocher endlich gefunden habe.
    „Beides“, sagt Richard spontan und lacht.
    Wow! Der Kerl wird immer schöner. Ich reiche ihm die Konserven mitsamt dem Büchsenöffner und beobachte, wie seine langen, schlanken Finger geschickt die Deckel öffnen. Offenbar hat er wirklich mehr zu bieten, als politisches Gesabbel.
    Nachdem ich den Kocher in Gang gesetzt und einen Topf mit Bohnensuppe darauf gestellt habe, hole ich den Schlafsack aus dem Auto und nehme auch gleich die Petroleumlampe mit. Es dämmert sicher bald, dann wird es hier dunkel werden.
    Richard sitzt auf der Holzbank und bewacht den Topf, in dem er gelegentlich rührt. Es ist ein schönes und friedliches Bild. Wir haben Glück, dass hier ein paar Tische und Bänke aus Naturholz stehen, denn auf dem Boden esse ich wirklich nicht gern. Allerdings werden wir aus dem Topf löffeln müssen, denn Teller habe ich nicht gefunden.
    „Ich glaube, das Zeug ist jetzt heiß“, verkündet Richard und schnappt sich einen Löffel, mit dem er vorsichtig probiert.
    Seine Lippen sind – wie alles an ihm – wunderschön. Ich mag es, wenn sie breit sind und einen eleganten Schwung haben. Jetzt lächelt dieser Mund und sagt: „Wir können essen.“
    Ich seufze leise und setze mich neben ihn. Schulter an Schulter löffeln wir den Topf leer, nur um diesen danach mit dem Linsengericht zu füllen. Während das Zeug langsam erhitzt wird, betrachte ich meinen Nachbarn neugierig.
    „Sag mal…fährst du ständig ziellos durch die Gegend, oder…?“, frage ich nach sekundenlangem Schweigen.
    „Ich nehme gerade eine Auszeit. Brauche das einfach“, antwortet Richard, „Und du?“
    „Geht mir genauso.“ Ich seufze, diesmal laut. „Ich bin auf unbestimmte Zeit ganz ausgestiegen, konnte es einfach nicht mehr ertragen.“
    „Aha…und, was machst du so, wenn du nicht gerade rumfährst um Anhalter mitzunehmen?“, erkundigt sich Richard.
    Ich zucke die Achseln. Es ist mir immer noch ein wenig peinlich, über meinen ‚Kram‘ zu reden.
    „Ich schreibe…Zeug und gestalte…Bilder“, nuschle ich.
    „Klingt spannend. Was für Zeug ist es denn, was du schreibst?“ Richards dunkle Augen sind mit ehrlichem Interesse auf mich gerichtet.
    Ich werde ihn nie wiedersehen, wenn sich morgen unsere Wege in Wien trennen. Also hole ich tief Luft und gestehe: „Schwule Erotik.“
    Stille.
    Dann lacht Richard leise und wiederholt. „Schwule Erotik?“
    Ich nicke und beobachte ihn dabei. Er wirkt nicht angeekelt, stattdessen wird das Interesse in seinen Augen immer deutlicher.
    „Ja“, sage ich schließlich mit leicht trotzigem Unterton.
    „Klingt gut“, murmelt er und sein Blick wandert – ich sehe es ganz genau – runter zu meiner Körpermitte.
    „Schön, dann wäre das geklärt.“ Ich springe auf und laufe zum Wagen, aus dem ich die Flasche Rotwein hole, die Sissi mir mit der Bemerkung ‚falls dir mal die Cola über ist‘ in die Hand gedrückt hat.
    Dieser Moment ist jetzt gekommen. Richard zieht den Korken mithilfe meines Schweizer Taschenmessers, von dem ich jetzt wünschte, es würde sich auch eine Zahnbürste daran befinden. Ich werde mich, sobald ich wieder zuhause bin, sofort mit dem Hersteller in Verbindung setzen. Diese Idee ist Gold wert. Wenigstens besitzt das Messer eine Zange, falls Richard oder ich Zahnschmerzen bekommen und wir eine Extraktion vornehmen müssen.
    Die Dunkelheit sinkt langsam herab, während wir abwechselnd kleine Schlucke aus der Flasche nehmen, die Petroleumlampe flackert und unser Gespräch locker dahinplätschert. Gott und die Welt, Politik, Religion und Philosophie sind unsere Themen, und Richard ein angenehmer Gesprächspartner und aufmerksamer Zuhörer.
    Außer, dass er attraktiv ist, kommen so immer mehr wirklich

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