Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
wäre. Und wenn er es schafft, wird er sich hinterher bestimmt nicht bemühen, uns wieder zusammenzubringen. Auch dann nicht, wenn er erreicht hat, was er will - was immer das auch ist.«
    »Er forscht irgendwas aus«, sagte Yasmin. »Oder irgendjemanden. Also -« Sie holte so tief Luft, dass es wehtat. »Hast du mir irgendwas vorenthalten, Katja? Verheimlichst du mir was?«
    »Genau so funktioniert es«, sagte Katja. »Genau das bezweckt der Typ.«
    »Aber du gibst mir keine Antwort?«
    »Weil ich nichts zu sagen habe. Ich hab nichts zu verbergen, weder vor dir noch sonst jemandem.«
    Ihr Blick hielt Yasmins stand. Ihre Stimme war fest. Beide, Blick und Stimme, waren voller Verheißung und erinnerten Yasmin an die Geschichte, die sie mit Katja verband. Anfangs war es nur der Trost gewesen, den die eine gespendet und die andere gesucht hatte, dann war aus diesem Trost etwas entstanden, was beiden Kraft gegeben hatte. Aber Gefühle waren nicht unzerstörbar. Das wusste Yasmin aus Erfahrung. Sie sagte: »Katja, du würdest es doch sagen, wenn ...?«
    »Wenn was?«
    »Wenn ...«
    Neben Yasmin, die immer noch über die Wanne gebeugt stand, kniete Katja nieder und zeichnete mit den Fingern behutsam die geschwungene Linie von Yasmins Ohr nach. »Du hast fünf Jahre auf mich gewartet«, sagte sie. »Es gibt kein Wenn, Yas.«
    Sie küssten einander lange und zärtlich, und Yasmin dachte nicht wie beim ersten Mal, so ein Irrsinn, ich küsse eine Frau ... sie streichelt mich ... ich lasse mich von ihr streicheln ... Es ist der Mund einer Frau, der mich küsst, der mich dort küsst, wo ich geküsst werden möchte ... Es ist eine Frau, und was sie tut - ja, ja, ich will es. Sie dachte nur daran, wie es war, mit dieser Frau zusammen zu sein, sich geborgen und ihrer sicher zu fühlen.
    Sie packte die Schminksachen wieder in den Make-up-Koffer und sammelte die Papiertücher ein, mit denen sie die Arbeitstische abgewischt hatte, an denen die Frauen gesessen hatten, um sich von ihr schön machen zu lassen. Sie musste lächeln, als sie daran dachte, wie sie sich an ihrer Verwandlung ergötzt hatten, kichernd und lachend wie Schulmädchen.
    Yasmin hatte Freude an ihrer Arbeit. Als ihr das bewusst wurde, schüttelte sie unwillkürlich den Kopf, erstaunt und dankbar dafür, dass lange Jahre im Gefängnis sie nicht nur zu einer Beschäftigung geführt hatten, die sie befriedigte, sondern auch zu einer Gefährtin, die sie liebte, und in ein Leben, das ihr wichtig war. Sie wusste, dass ein Happyend nach einem so harten Weg, wie sie ihn gegangen war, selten war.
    Hinter ihr wurde die Ladentür geöffnet. Das würde Mrs. Newlands älteste Tochter Naseesha sein, die Mamas frisch gewaschene Perücke abholen wollte.
    Mit einem Lächeln drehte sich Yasmin um.
    »Ich hätte Sie gern einen Moment gesprochen«, sagte der schwarze Constable.
    Major Ted Wiley war der Letzte in Henley, dem Lynley und Barbara Havers die Fotografie von Katja Wolff zeigten. Geplant war das nicht. Normalerweise hätten sie ihm das Bild zuerst gezeigt. Er war, zumindest seinen eigenen Angaben zufolge, Eugenie Davies' engster Freund und nächster Nachbar gewesen, und von ihm wäre wohl am ehesten anzunehmen gewesen, dass er Katja Wolff gesehen hatte, wenn diese tatsächlich nach Henley gekommen war, um Eugenie Davies aufzusuchen. Aber bei ihrer Ankunft in der Friday Street hatten sie die Buchhandlung geschlossen vorgefunden, mit einem Schild an der Tür: »Bin gleich zurück.« Daraufhin zeigten sie die Fotografie in sämtlichen anderen Geschäften in der Friday Street herum, jedoch ohne Erfolg.
    Barbara wunderte das nicht. »Ich sag Ihnen, wir sind auf dem Holzweg, Inspector«, erklärte sie Lynley mit Märtyrermiene.
    »Es ist ein Anstaltsbild«, erwiderte er. »So schlecht wie ein Passfoto. Es hat möglicherweise überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihr. Versuchen wir unser Glück im Sixty Plus Club, bevor wir aufgeben. Wenn dieser Mann ihr dort auflauerte, warum nicht auch Katja Wolff?«
    Der Sixty Plus Club war selbst um diese Tageszeit recht gut besucht. Die meisten der anwesenden Mitglieder spielten Karten, sie schienen ein Bridgeturnier auszutragen. Vier Frauen hatten sich in eine Partie Monopoly verbissen und das Spielbrett mit dutzenden roter Hotels und grüner Häuser besetzt. In einem schmalen Raum, einer Küche, wie es schien, saßen drei Männer und zwei Frauen, mit aufgeschlagenen Aktenordnern vor sich, um einen Tisch. Unter ihnen war der gekrauste Rotschopf der

Weitere Kostenlose Bücher