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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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lügt.«
    »Ich hab gesagt, Sie sollen verschwinden«, sagte Yasmin. »Ich hab nicht die Absicht, es noch mal zu sagen.«
    »Mrs. Edwards, Sie stecken in einer riskanten Situation, aber Sie sollten sich klar machen, dass sie nicht nur für Sie riskant ist, sondern auch für Ihren Sohn. Er ist ein netter Junge. Er ist gescheit, und er ist brav. Man merkt ihm an, dass er Sie mehr liebt als alles andere auf der Welt, und wenn irgendwas passiert, was Sie wieder von ihm trennt -«
    »Raus!«, schrie sie. »Raus aus meinem Laden! Wenn Sie nicht auf der Stelle abhauen, werd ich -« Ja, was denn?, dachte sie völlig aufgelöst. Was, in Gottes Namen, würde sie tun? Ihn mit dem Messer niederstechen wie ihren Mann? Auf ihn losgehen? Ha! Und was würden sie dann mit ihr anstellen? Und mit Daniel? Was würde aus dem Jungen werden? Wenn sie Daniel ihr wegnähmen - ihn auch nur für einen Tag in Pflege gäben, während sie nach altbewährter Manier die Sache regelten nie könnte sie die Last der Verantwortung für seinen Schmerz und seine Verwirrung tragen.
    Sie senkte den Kopf. Sie würde ihm ihr Gesicht nicht zeigen. Er konnte sehen, wie schwer sie atmete, er konnte den Schweiß auf der Haut ihres Nackens erkennen, aber mehr würde sie ihm nicht zeigen. Nicht um alles in der Welt, nicht um ihre Freiheit oder irgendwas anderes.
    Unter den gesenkten Augenlidern hervor sah sie plötzlich seine dunkle Hand über den Verkaufstisch gleiten. Sie erschrak, aber dann begriff sie, dass er nicht die Absicht hatte, sie zu berühren. Vielmehr schob er ihr eine Visitenkarte hin und zog die Hand dann wieder zurück. Sehr leise sagte er: »Rufen Sie mich an, Mrs. Edwards. Auf der Karte steht meine Piepsernummer. Sie können sich jederzeit mit mir in Verbindung setzen, Tag und Nacht. Rufen Sie an, wenn Sie so weit sind -«
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.« Aber sie flüsterte nur.
    »Jederzeit, Mrs. Edwards«, wiederholte er.
    Sie sah nicht auf, aber das war auch nicht nötig. Sie hörte das Geräusch seiner Absätze auf dem gelben Linoleum, als er aus dem Laden hinausging.
    Nachdem sie und Lynley sich getrennt hatten, fuhr Barbara Havers ins Valley of Kings, wo es von dunkelhäutigen Kellnern aus Nahost wimmelte. Nachdem diese sich von ihrer kollektiven Entrüstung darüber erholt hatten, eine Frau in Uniform zu sehen statt im gewohnten schwarzen Bettlaken, studierten sie der Reihe nach den Schnappschuss von Eugenie Davies, den Barbara und Lynley nach längerem Suchen in dem Häuschen in der Friday Street aufgestöbert hatten. Sie hatte sich zusammen mit Ted Wiley auf jener Brücke fotografieren lassen, die das Tor zur Stadt Henley bildete, am Tag der Regatta, nach den flatternden Fähnchen, den Booten und den Menschenmengen im Hintergrund zu urteilen. Barbara hatte das Foto in der Mitte abgeknickt, um den Major verschwinden zu lassen. Wozu die Angestellten vom Valley of Kings durch das Konterfei eines Mannes durcheinander bringen, den sie gewiss nie gesehen hatten.
    Aber auch so schüttelten sie einer nach dem anderen den Kopf. Keiner konnte sich erinnern, die Frau auf dem Foto irgendwann einmal gesehen zu haben.
    Wenn sie hier gewesen war, dann zusammen mit einem Mann, erklärte Barbara hilfsbereit. Die beiden waren getrennt gekommen, aber mit der Absicht, sich zu treffen, möglicherweise in der Bar. Sie hatten aus ihrem Interesse aneinander keinen Hehl gemacht, und es hatte sich um sexuelles Interesse gehandelt.
    Zwei der Kellner schienen fasziniert von diesem Detail, während die angewiderte Miene eines dritten deutlich sagte, dass in einem Sündenbabel wie London natürlich gar nichts anderes zu erwarten war als schamloses Verhalten dieses Art. Mehr brachte dieses Bemühen, den Leuten ein klares Bild zu zeichnen, Barbara nicht ein, und sie war schon bald wieder draußen auf der Straße, um als Nächstes das Comfort Inn anzupeilen.
    Von dem Komfort, den der Name versprach, war kaum etwas zu finden, aber so war das nun mal mit preiswerten Hotels in belebten Großstadtstraßen. Auch hier zeigte sie das Bild von Eugenie Davies - dem Mann am Empfang, den Zimmermädchen und allen anderen Angestellten, die mit den Hotelgästen in Berührung kamen -, aber das Resultat war so negativ wie im Valley of Kings. Allerdings war der Nachtportier, der die Dame auf dem Foto am ehesten bemerkt hätte, wenn sie mit einem Geliebten hier aufgekreuzt wäre, noch nicht im Dienst, wie der Geschäftsführer Barbara mitteilte. Wenn sie also am Abend noch einmal

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