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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Schweiß und diverse andere Körperflüssigkeiten gebadet, voneinander ab. Erschöpft blieben sie auf dem Bett liegen und lauschten dem Donnern der Lastzüge, die die A4 hinauf- und hinunterbrausten.
    »Mein Gott, ist das ein Lärm«, stöhnte er. »Ich hätte mir ein besseres Hotel einfallen lassen sollen. Hier werden wir nie zum Schlafen kommen.«
    »Oh«, sagte sie brav wie auf Kommando, »keine Sorge! Ich kann sowieso nicht bleiben.«
    »Nein?« Bedauernd.
    Ein Lächeln. »Nein, so weit hatte ich nicht geplant. Es hätte doch leicht sein können, dass wir beide uns persönlich nicht so gut verstehen wie im Netz. Du weißt schon.«
    Und wie er das wusste! Blieb nur eine Frage, als er nach Hause fuhr: Was weiter? Zwei Stunden lang hatten sie es getrieben wie die Biber, hatten es beide ungeheuer genossen und sich mit dem Versprechen getrennt, dass man »in Verbindung« bleiben würde. Aber Sahnehöschens Abschiedsumarmung hatte unterschwellig etwas an sich gehabt, das zu ihrer zur Schau getragenen Nonchalance im Widerspruch stand und ihn warnte, lieber eine Weile Abstand zu halten.
    Und nach einer langen ziellosen Fahrt durch den Regen, die er brauchte, um sich abzureagieren, beschloss er, genau das zu tun.
    Gähnend lenkte er den Wagen in die Straße, in der er wohnte. Nach den körperlichen Anstrengungen des Abends würde er ausgezeichnet schlafen. Durch die Windschutzscheibe blinzelnd, halb eingeschläfert vom eintönigen Surren der Scheibenwischer, fuhr er langsam die Steigung hinauf und setzte mehr aus Gewohnheit als Notwendigkeit den Blinker zum Abbiegen in die Einfahrt zum Haus, als er neben einem Vauxhall Calibra neueren Modells ein vom Regen durchweichtes Kleiderbündel liegen sah.
    Er seufzte. Die Leute sind doch wirklich Schweine, dachte er. Werfen ihr Gerümpel einfach auf die Straße, anstatt es zur Kleidersammlung zu geben. Zum Kotzen ist das.
    Er wollte schon vorüberfahren, als in dem Wust klatschnasser Lumpen etwas Weißes aufleuchtete, das ihn veranlasste genauer hinzusehen. Ein Strumpf, ein zerfetzter Schal, ein Schlüpfer? Was?
    Aber da erkannte er, was es war, und trat schockiert auf die Bremse.
    Es war eine Hand, ein Handgelenk, ein kurzes Stück Arm, was sich von dem Schwarz eines Mantels abhob. Eine Schaufensterpuppe, sagte er sich unwirsch zur Selbstberuhigung. Ein geschmackloser Scherz, den sich irgendjemand erlaubt hat. Das Ding ist sowieso zu klein, um ein Mensch zu sein. Und Beine oder ein Kopf sind auch nicht da. Nur dieser Arm.
    Aber trotz dieser beruhigenden Überlegungen ließ er sein Fenster herunter. Der Regen schlug ihm ins Gesicht, während er mit zusammengekniffenen Augen das formlose Ding auf dem Boden musterte. Und sah, was noch da war.
    Beine. Und ein Kopf. Sie waren nur nicht sofort auf den ersten Blick durch das regenblinde Fenster zu erkennen gewesen, weil der Kopf wie im Gebet tief in den Mantel zurückgezogen war und die Beine bis zum Rumpf unter dem Auto lagen.
    Herzinfarkt, sagte er sich, obwohl seine Augen ihm etwas ganz anderes sagten. Aneurisma. Schlaganfall.
    Aber was taten die Beine unter dem Auto? Dafür gab es nur eine mögliche Erklärung ...
    Er griff nach seinem Handy und wählte dreimal die Neun.
    Die Grippe hatte Inspector Eric Leach von der Kriminalpolizei schwer erwischt. Er konnte sich vor Gliederschmerzen kaum bewegen. Er hatte einen heißen Kopf und einen rauen Hals und Schüttelfrost. Er hätte sich gleich krank melden sollen, als er den ersten Anflug gespürt hatte, und hätte sich ins Bett legen sollen. Das wäre in zweierlei Hinsicht von Nutzen gewesen: Er hätte den Schlaf nachholen können, den er versäumt hatte, seit er versuchte, sein Leben nach der Scheidung wieder auf die Reihe zu bringen; und er hätte eine gute Entschuldigung gehabt, dem Anruf, der ihn um Mitternacht erreicht hatte, nicht Folge zu leisten. Stattdessen schleppte er sich nun zitternd und zähneklappernd aus seiner spartanisch eingerichteten neuen Wohnung in Regen und Kälte hinaus, wo er sich garantiert eine beidseitige Lungenentzündung holen würde.
    Man lernt eben nie aus, dachte er verdrossen. Wenn ich das nächste Mal heirate, bleibe ich verheiratet, verdammt noch mal!
    Als er die letzte Linkskurve nahm, sah er weiter vorn schon die blauen Blinklichter der Polizeifahrzeuge. Es war ungefähr zwanzig nach zwölf Uhr nachts, aber die leicht ansteigende Straße vor ihm war taghell erleuchtet von starken Flutlichtern, deren Schein bei jeder Blitzlichtaufnahme des

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