11 - Nie sollst Du vergessen
mit den Nachforschungen über das Kind voran, das die Wolff im Gefängnis zur Welt gebracht hat?«, fragte er Barbara Havers, als sie bei ihm im Büro angekommen waren.
»Im Moment hatte ich dafür keine Zeit, weil ich mich mit Pitchley befasst habe«, antwortete Barbara. »Aber ich werde mich heute darum kümmern. Es gibt allerdings keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Wolff überhaupt wissen will, was aus ihrem Kind geworden ist, Sir. Wenn sie den Jungen finden wollte, hätte sie garantiert als Erstes mit der Nonne im Kloster der Unbefleckten Empfängnis gesprochen. Aber das hat sie nicht getan.«
Leach knurrte etwas Unverständliches. »Gehen Sie der Sache trotzdem nach.«
»In Ordnung«, sagte Barbara. »Hat das Priorität vor einem Gespräch mit Lynn Davies?«
»Ist mir egal. Machen Sie's, wie Sie's für richtig halten, Constable«, antwortete Leach ungeduldig. »Wir haben übrigens einen Laborbefund. Die Lackteilchen, die an der Leiche gefunden wurden, sind analysiert.«
»Und?«, fragte Lynley.
»Wir werden umdenken müssen. SO7 berichtet, dass der Lack eine Mischung aus Zellulose und Verdünnungsmitteln aufweist. Seit vierzig Jahren wird bei Autos kein Lack dieser Art mehr verwendet. Die Splitter stammen von einem alten Fahrzeug - spätestens Fünfzigerjahre, sagen die vom Labor.«
»Fünfzigerjahre?«, wiederholte Barbara ungläubig.
»Darum meinte der Zeuge von gestern Nacht, es könnte eine Limousine gewesen sein«, sagte Lynley. »Die Autos in den Fünfzigern waren ja ungeheuer massiv. Jaguar, Rolls-Royce, Bentley, das waren alles Riesenschlitten.«
»Also hat jemand sie in seinem Oldtimer überfahren?«, fragte Barbara. »Na, da scheint ja einer vor nichts zurückzuschrecken.«
»Es könnte ein Taxi sein«, warf Nkata ein. »Ein ausrangiertes Taxi, das an jemanden verkauft worden ist, der es hergerichtet hat und jetzt damit rumkutschiert.«
»Ob Taxi oder Oldtimer«, sagte Barbara, »alle, die wir im Auge haben, sind aus dem Rennen.«
»Es sei denn, einer von ihnen hat sich den Wagen geliehen«, bemerkte Lynley.
»Richtig, diese Möglichkeit können wir nicht ausschließen«, stimmte Leach zu.
»Heißt das, dass wir wieder am Ausgangspunkt angelangt sind?«, fragte Barbara.
»Ich setze sofort jemanden darauf an. Und auf alle Werkstätten, die auf alte Autos spezialisiert sind. Obwohl bei einem Wagen aus den Fünfzigern nicht mit größeren Karosserieschäden zu rechnen ist. Das waren ja damals die reinsten Panzer.«
»Aber sie hatten Stoßstangen aus massivem Chrom«, stellte Nkata fest. »So eine könnte bei dem Unfall verbogen worden sein.«
»Das heißt, wir müssen auch alle Händler überprüfen, die alte Zubehörteile vertreiben.« Leach machte sich eine Notiz. »Es ist einfacher, so was zu ersetzen, als zu reparieren, besonders wenn man weiß, dass die Bullen sich dafür interessieren.« Er rief im Besprechungsraum an, um seine Anweisungen zu geben, dann legte er auf und sagte zu Lynley: »Und es könnte trotzdem nichts weiter als ein verrückter Zufall sein.«
»Glauben Sie das wirklich, Sir?«, erwiderte Lynley in so vielsagendem Ton, dass Nkata sofort wusste, der Inspector erwartete, aus Leachs Antwort, wie immer sie ausfallen würde, etwas heraushören zu können.
»Ich würde es gern glauben. Aber mir ist schon klar, dass man sich in so einer Situation gern Scheuklappen aufsetzt.« Leach starrte auf sein Telefon, als wollte er es mit reiner Willenskraft zum Klingeln zwingen. Die anderen sagten nichts. Schließlich murmelte er: »Er ist ein guter Mann. Er hat vielleicht hin und wieder einen Fehler begangen, aber wer von uns hat das nicht getan? Das schmälert sein Format nicht.« Er sah Lynley an, und zwischen den beiden schien ein Austausch stattzufinden, von dem Nkata nichts verstand. Dann sagte Leach kurz: »Packen Sie's an«, und sie gingen.
Draußen sagte Barbara zum Inspector: »Er weiß es, Inspector.«
»Wer weiß was?«, fragte Nkata.
»Leach«, antwortete Barbara. »Er weiß, dass es zwischen Webberly und der Davies eine Verbindung gibt -«
»Aber natürlich weiß er das. Sie haben den Fall damals gemeinsam bearbeitet. Das ist nichts Neues. Das wussten wir auch schon.«
»Okay. Aber wir wussten nicht -«
»Das reicht, Havers«, unterbrach Lynley. Die beiden tauschten einen langen Blick, ehe Barbara betont lässig sagte: »Na gut. Dann bin ich jetzt weg.« Mit einem freundlichen Nicken zu Nkata ging sie zu ihrem Wagen.
Nach diesem kurzen Wortwechsel glaubte
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