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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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angesehen: Genau, schreiben Sie sich das gefälligst hinter die Ohren. Aber so reagierte Mr. P nicht, und das überzeugte Leach noch mehr, dass man den Mann zum Reden bringen musste. Er war sich nicht sicher, was sie dadurch gewinnen würden, aber einen Versuch, fand er, war es auf jeden Fall wert.
    »Tja, Mr. Pytches«, sagte er beinahe jovial.
    Woraufhin Azoff hörbar gereizt und mit einem übel riechenden Ausstoß von Tabaksqualm, der seine Ungehaltenheit noch unterstreichen sollte, »Pitchley!«
    sagte.
    »Ah«, meinte Leach, zu Mr. P gewandt. »Sie haben Geheimnisse vor ihm, hm?« Und er wies mit einer Kopfbewegung zu Azoff. »Skelette im Schrank, die Sie ihm noch nicht gezeigt haben?«
    Mr. P ließ den Kopf in die Hände sinken, deutliches Zeichen seiner Niedergeschlagenheit bei der plötzlichen Erkenntnis, dass er soeben noch ein Stück tiefer in den Schlamassel gerutscht war den er aus seinem Leben gemacht hatte. »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß«, erklärte er, ohne auf das Thema Jimmy Pytches einzugehen. »Ich habe diese Frau das letzte Mal sechs Monate nach dem Prozess gesehen. Und alle anderen, die mit der Sache zu tun hatten, auch. Ich bin umgezogen. Was hätte ich denn tun sollen? Neues Haus, neues Leben ...«
    »Neuer Name«, sagte Leach. »Wie gehabt. Aber Mr. Azoff hier weiß anscheinend nicht, dass ein Typ wie Sie mit einer Vergangenheit wie der Ihren ein Talent dafür hat, immer wieder in irgendwelche zwielichtigen Geschichten verwickelt zu werden. Auch wenn er meint, er hätte seine Vergangenheit mit Betonklötzen beschwert in der Themse versenkt.«
    »Was, zum Teufel, wollen Sie damit sagen, Leach?« fuhr Azoff ihn an.
    »Nehmen Sie erst mal das Ding aus dem Mund, mit dem Sie uns hier die Bude verpesten, dann bin ich gern bereit, Sie aufzuklären«, entgegnete Leach. »Hier ist Rauchen verboten, und ich nehme doch an, Sie sind der Kunst des Lesens mächtig, Mr. Azoff.«
    Azoff nahm betont gemächlich die Zigarette aus dem Mund, drückte sie noch gemächlicher an seiner Schuhsohle aus, sehr behutsam, um sich den Rest für später aufzuheben. Während dieser Vorstellung weihte Mr. P seinen Anwalt unaufgefordert in die diesem bisher unbekannten Details seiner Biografie ein.
    Am Ende des Vortrags, den er so kurz und positiv wie möglich gehalten hatte, sagte er: »Ich habe diese Geschichte von dem plötzlichen Kindstod nie erwähnt, Lou, weil es keinen Anlass dazu gab. Und es gibt immer noch keinen. Zumindest gäbe es keinen, wenn er hier« - Mr. P wies mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf Leach, nicht bereit, ihn mit der Nennung seines Namens zu würdigen - »sich nicht was zusammenfantasiert hätte, das mit der Wahrheit überhaupt nichts zu tun hat.«
    »Pytches«, sagte Azoff nachdenklich, aber die zusammengekniffenen Augen ließen darauf schließen, dass er weniger über diese neue Information nachdachte als über eventuelle Strafmaßnahmen für einen Mandanten, der ihm beharrlich wichtige Fakten vorenthielt, so dass er vor der Polizei jedesmal ausgesprochen dumm dastand. »Es ist noch ein Kind ums Leben gekommen, Jay?«
    »Zwei Kinder und eine Frau«, warf Leach ein. »Und das ist übrigens noch nicht das Ende. Gestern Abend hat es wieder einen erwischt. Wo waren Sie da, Pytches?«
    »Das ist nicht fair«, rief Mr. P. »Ich habe nicht einen einzigen von diesen Leuten gesehen ... Ich habe mit keinem gesprochen ... Ich weiß nicht, warum sie meine Adresse bei sich hatte ... Und ich glaube nie im Leben -«
    »Gestern Abend«, wiederholte Leach.
    »Nichts. Nirgendwo. Ich war zu Hause. Wo soll ich denn sonst sein, wenn Sie auf meinem Wagen sitzen?«
    »Vielleicht haben Sie sich von jemandem abholen lassen.«
    »Von wem denn? Von einem Kumpel vielleicht, der mit mir auf einen schnellen Unfall mit Fahrerflucht durch London gezischt ist?«
    »Ich glaube nicht, dass ich etwas von einem Unfall mit Fahrerflucht gesagt habe.«
    »Ach, hören Sie doch auf. Es reicht doch, wenn Sie sagen, dass es wieder einen erwischt hat. Oder halten Sie mich für total bescheuert? Warum wäre ich denn sonst hier, hm?«
    Mr. P begann nervös zu werden, und das gefiel Leach ausgezeichnet. Genauso gut gefiel ihm die Tatsache, dass der Anwalt sauer genug war, seinen geschätzten Mandanten eine Weile hängen zu lassen. Das könnte sich als höchst nützlich erweisen.
    »Gute Frage, Mr. Pytches«, sagte Leach.
    »Pitchley«, korrigierte Mr. P.
    »Haben Sie in letzter Zeit Katja Wolff gesehen oder von ihr

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