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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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und hatte selbst kaum etwas vom Nachmittag. Mit Eugenie zusammen war es einfacher und angenehmer. Wir teilten uns die Betreuung von Virginia und hatten trotzdem die Möglichkeit, uns zu unterhalten, in die Sonne zu setzen, die Inschriften auf den Grabsteinen zu lesen. Eugenie war ein wahres Glück für Virginia und mich.«
    »Haben Sie am Tag von Virginias Beerdigung mit ihr gesprochen?«
    »Ja, natürlich. Aber ich fürchte, wir haben nicht über Dinge gesprochen, die Ihnen bei Ihren Ermittlungen weiterhelfen würden. Es ging eigentlich nur um Virginia. Wie ich mit dem Verlust fertig werden würde. Eugenie war mir ein großer Trost. Sie hatte mir schon seit Jahren Kraft gegeben. Und Virginia ... Sie wurde so vertraut mit Eugenie, dass sie sie wirklich kannte. Und erkannte. Und -«
    Lynn Davies brach ab. Sie stand auf und ging in den Erker hinüber. Vor der Staffelei, auf der das letzte Bild ihrer Tochter an deren schnellen Tod erinnerte, blieb sie stehen und sagte sinnend: »Gestern habe ich selbst mehrere solcher Bilder gemalt. Ich wollte spüren, was ihr eine solch große Freude bereitet hat. Aber es gelang mir nicht. Ich malte ein Bild nach dem anderen, bis meine Hände ganz braun waren von dem Gemisch der vielen Farben, die ich verwendet hatte, aber ich spürte es trotzdem nicht. Erst da wurde mir klar, wie sehr sie im Grund vom Glück gesegnet war: ewig ein kleines Kind, das so wenig vom Leben verlangte.«
    »Daraus kann man etwas lernen«, meinte Barbara.
    »Ja, nicht wahr?« Tief in Gedanken versunken, stand sie vor dem letzten Bild.
    Barbara beugte sich in ihrem Sessel vor. Sie wollte Lynn Davies in die Gegenwart zurückholen. »Eugenie Davies hatte in Henley einen engen Freund, Mrs. Davies. Einen ehemaligen Major namens Ted Wiley. Er betreibt eine Buchhandlung gegenüber von ihrem Haus. Hat sie mal von ihm erzählt?«
    Lynn Davies wandte sich vom Bild ihrer Tochter ab. »Ted Wiley? Nein. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals von einem Ted Wiley gesprochen hat.«
    »Hat sie vielleicht sonstjemanden erwähnt, zu dem sie eine engere Beziehung hatte?«
    Lynn Davies dachte nach. »Sie war sehr zurückhaltend, was persönliche Dinge betraf. Von Anfang an. Aber ich glaube - ich weiß nicht, ob das eine Hilfe ist, aber als wir das letzte Mal miteinander sprachen, also bevor ich sie anrief, um sie von Virginias Tod in Kenntnis zu setzen, da erwähnte sie ... Also, ich weiß wirklich nicht, ob es etwas zu bedeuten hatte. Ich meine, ich weiß nicht, ob es bedeutete, dass sie eine engere Beziehung, wie Sie es nennen, aufgenommen hatte.«
    »Was hat sie denn gesagt?«, fragte Barbara.
    »Es war weniger das, was sie sagte, als wie sie es sagte.
    Es lag so eine Unbeschwertheit in ihrem Ton, die ich vorher nie bei ihr gehört hatte. Sie wollte wissen, ob ich glaubte, man könne dort Liebe finden, wo man sie nie erwartet hätte. Sie fragte mich, ob es meiner Meinung nach möglich sei, nach Jahren einen Menschen plötzlich in einem ganz anderen Licht zu sehen, und dass aus diesem neuen Blick auf den anderen Liebe entstehen könnte. Kann es sein, dass sie da von diesem Ted Wiley sprach? Könnte er der Mann sein, den sie seit Jahren gekannt, aber bis zu diesem Moment nie als Geliebten gesehen hatte?«
    Barbara ließ sich das durch den Kopf gehen. Möglich war es, sicher. Aber so einfach hinzunehmen war es nicht: Der Ort, an dem Eugenie Davies sich zum Zeitpunkt ihres Todes aufgehalten, die Adresse, die sie bei sich gehabt hatte, ließen etwas anderes vermuten.
    Sie sagte: »Hat sie je einen James Pitchford erwähnt?«
    Lynn Davies schüttelte den Kopf.
    »Und Pitchley? Oder vielleicht Pytches?«
    »Nein, diese Namen sind nie gefallen. Aber so war sie: eine sehr verschlossene Frau.«
    Eine sehr verschlossene Frau, die das Opfer eines Mörders geworden ist, dachte Barbara. Und sie fragte sich, ob nicht diese Neigung zur Verschlossenheit der Grund für ihre Ermordung gewesen war.
    Chief Inspector Leach hörte schweigend zu, als ihm die Oberschwester der Intensivstation im Charing Cross Hospital das Schlimmste eröffnete. Keine Veränderung, das sagten die Ärzte immer, wenn sie die Verantwortung für einen Patienten an Gott, das Schicksal, die Natur oder die Zeit abgaben. Sie sagten es nicht, wenn ein Patient dem Tod ein Schnippchen geschlagen hatte, auch nur die kleinsten Fortschritte zum Besseren zeigte oder auf wundersame Weise genas.
    Leach legte den Telefonhörer auf und wandte sich grübelnd von seinem Schreibtisch

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