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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gehört?«
    »Kat -« Mr. P schluckte. »Was ist mit Katja Wolff?«, fragte er leise und vorsichtig.
    »Ich hab mir heute Morgen die alten Akten mal gründlich angeschaut und festgestellt, dass Sie beim Prozess nicht ausgesagt haben.«
    »Ich bin nicht vorgeladen worden. Ich war im Haus, aber ich habe nichts gesehen, und es bestand kein Grund -«
    »Aber die Beckett hat doch auch ausgesagt. Die Privatlehrerin des Jungen. Sarah-Jane hieß sie. Aus meinen Unterlagen geht hervor - habe ich übrigens erwähnt, dass ich mir stets alle meine Aufzeichnungen aufhebe? -, dass Sie und Sarah-Jane zusammen waren, als das Kind umgebracht wurde. Sie waren zusammen, und das heißt doch wohl, dass Sie beide alles gesehen haben oder überhaupt nichts, aber ganz gleich, die -«
    »Ich habe nichts gesehen!«
    »- die Beckett hat ausgesagt«, fuhr Leach energisch fort, »während Sie den Mund gehalten haben. Warum?«
    »Sie war die Lehrerein des Jungen. Gideons. Des Bruders. Sie war viel mehr mit der Familie zusammen. Und mit dem kleinen Mädchen. Sie hat miterlebt, wie Katja die Kleine versorgt hat. Sie wird geglaubt haben, sie hätte was beizutragen. Ich sag's noch mal, ich bin nicht als Zeuge geladen worden. Die Polizei hat mich vernommen, ich hab meine Aussage gemacht, ich hab darauf gewartet, dass ich vorgeladen werde, aber das ist nicht passiert.«
    »Sehr bequem.«
    »Wieso? Wollen Sie vielleicht behaupten -«
    »Schluss«, sagte Azoff endlich. Und zu Leach: »Kommen Sie zur Sache, oder wir verschwinden.«
    »Nicht ohne meinen Wagen«, sagte Mr. P.
    Leach kramte den Freigabeschein für den Porsche aus seiner Jackentasche und legte ihn zwischen sich und den beiden Männern auf den Tisch. »Sie waren der Einzige aus dem ganzen Haus, der nicht ausgesagt hat, Mr. Pytches«, bemerkte er. »Man sollte doch meinen, sie wäre mal kurz bei Ihnen vorbei gekommen, um sich zu bedanken, nachdem sie jetzt raus ist.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, schrie Mr. P erregt.
    »Beckett hat zur Persönlichkeit ausgesagt. Sie hat uns und allen anderen erzählt, welche Drähte bei der Wolff durchgebrannt sind. Ein bisschen Ungeduld hier, ein kleiner Wutanfall dort. Anderes im Kopf, als sich ordentlich um die Kleine zu kümmern. Nicht ständig auf Zack, wie das bei einer ausgebildeten Kinderfrau der Fall gewesen wäre. Nachlässig eben. Und dann lässt sie sich auch noch schwängern ...«
    »Ja und?«, sagte Mr. P. »Sarah-Jane hat viel mehr mitgekriegt als ich. Und das hat sie erzählt. Bin ich vielleicht ihr Gewissen oder was? Mehr als zwanzig Jahre danach?«
    Azoff mischte sich ein. »Wir würden gern wissen, worum es bei diesem Gespräch eigentlich geht, Chief Inspector. Wenn Sie uns das nicht sagen können, nehmen wir jetzt unser Papierchen für das Auto und empfehlen uns hochachtungsvoll.« Er griff nach dem Schein.
    Leach hielt das Papier fest. »Es geht um Katja Wolff«, sagte er.
    »Und um die Verbindung Ihres Mandanten zu dieser Frau.«
    »Ich habe keinerlei Verbindung zu ihr«, protestierte Mr. P.
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Irgendjemand hat sie geschwängert, und dass es der Heilige Geist war, glaube ich wirklich nicht.«
    »Versuchen Sie nicht, das mir in die Schuhe zu schieben. Wir haben im selben Haus gewohnt. Das ist alles. Wir haben uns auf der Treppe gegrüßt, wenn wir einander begegnet sind. Ich habe ihr hin und wieder mal eine Englischstunde gegeben, und, ich gebe es zu, ich habe sie bewundert. Sie war attraktiv. Sie war selbstsicher und stolz, ganz anders, als man das von einer Ausländerin erwarten würde, die nicht einmal die Sprache perfekt beherrscht. Mir gefällt so was an einer Frau, das wird ja wohl noch erlaubt sein.«
    »Aha, ich kann mir schon vorstellen, wie das war. Nachts schleicht man sich durchs Haus ins andere Zimmer. Trifft sich ein, zwei Mal im Gartenhäuschen und, hoppla, was ist denn da passiert!«
    Azoff schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ein Mal, zwei Mal, fünfundachtzig Mal«, sagte er. »Wenn Sie nicht vorhaben, über den aktuellen Fall zu sprechen, verabschieden wir uns jetzt. Ist das klar?«
    »Das ist der aktuelle Fall, Mr. Azoff, wenn wir mal davon ausgehen, dass unser Freund hier die letzten zwanzig Jahre mit Gewissensbissen darüber zugebracht hat, dass er die Frau, mit der er ein Verhältnis hatte, einfach im Stich gelassen hat, als sie a) von ihm schwanger wurde und b) unter Mordanklage gestellt wurde. Vielleicht wollte er Wiedergutmachung leisten. Und gibt's da was Besseres, als

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