11 - Nie sollst Du vergessen
Hauptverdächtigen beisammen. Ich schlage vor, wir lassen sie von der zentralen Zulassungsstelle überprüfen und feststellen, ob einer von ihnen neben dem Wagen, den er täglich fährt, noch ein älteres Modell in der Garage stehen hat. Fangen wir mit Robson an, mal sehen, ob sich da was findet.«
Leach hatte zugestimmt. Und mit dieser Suche war nun die junge Beamtin am Computer beschäftigt: nach Eingabe der Namen der in Frage kommenden Personen über die zentrale Zulassungsstelle nach dem Eigentümer eines Oldtimers oder einfach eines Autos alten Baujahrs zu suchen.
»Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass einer unserer Verdächtigen Zugang zu einer Auswahl an Fahrzeugen hat - alten wie neuen«, hatte Leach gemeint. »Er könnte, zum Beispiel, einen Sammler zum Freund haben. Oder einen Autohändler. Oder auch einen Automechaniker.«
»Und ebenso müssen wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Wagen gestohlen wurde, kürzlich von einer Privatperson erworben, aber nicht angemeldet wurde oder vom Kontinent eigens für die Tat herübergeholt und bereits wieder zurückgebracht wurde, ohne dass irgendjemand etwas gemerkt hat«, sagte Lynley. »Dann kommen wir über die Zulassungsstelle nicht weiter. Aber in Ermangelung von Alternativen ...«
»Genau«, stimmte Leach zu. »Was haben wir zu verlieren?«
Bei dieser Frage musste Lynley sofort an Webberly denken, dessen Zustand sich bedenklich verschlechtert hatte.
»Herzinfarkt«, hatte Hillier knapp gesagt, als er von der Intensivstation aus angerufen hatte. »Vor drei Stunden. Der Blutdruck sackte plötzlich ab, das Herz machte Schwierigkeiten, und dann - bumm! Es war ein schwerer Herzinfarkt.«
»Mein Gott!«, sagte Lynley.
»Sie haben ihn mit Elektroschocks behandelt. Zehn oder elf Mal haben sie es versucht, ehe es geklappt hat. Randie war dabei. Sie haben sie zwar rausgeschickt, aber die Alarmsignale und die ganze Panik hat sie natürlich mitbekommen ... Furchtbar ist das alles.«
»Was hat man Ihnen gesagt, Sir?«
»Er wird ständig überwacht ... sämtliche Funktionen. Er ist an tausend Maschinen und Geräte angeschlossen, überall Schläuche. Er hatte Kammerflimmern. Kann jederzeit wieder passieren.«
»Wie geht es Randie?«
»Sie hält sich tapfer.« Hillier ließ Lynley keine Gelegenheit zu weiteren Fragen, sondern fuhr ohne Pause zu sprechen fort, als wollte er es unbedingt vermeiden, ein Thema zur Sprache zu bringen, das er als tief bedrückend empfand. »Wie kommen Sie in der Sache voran?«, fragte er und war nicht erfreut, zu hören, dass alle Bemühungen Leachs, bei seiner dritten Sitzung mit Pitchley-Pitchford-Pytches irgendetwas Handfestes ans Licht zu bringen, erfolglos geblieben waren. Und genauso wenig freute es ihn, zu hören, dass die Arbeitsgruppen, die an den Tatorten der beiden Anschläge tätig waren, bisher keine neuen Erkenntnisse ermittelt hatten. Er war allerdings nicht unzufrieden über die Informationen aus dem Labor zu den Lackteilchen und zum Alter des Tatfahrzeugs. Aber Informationen - schön und gut, was jetzt anstehe, sei eine gottverdammte Festnahme!
»Ist das bei Ihnen angekommen, Herr AushilfsSuperintendent?«
Lynley holte einmal tief Luft und entschuldigte Hilliers besondere Bissigkeit mit seiner verständlichen Angst um Webberly. Aber natürlich sei das angekommen, versicherte er dem Assistant Commissioner ruhig und fragte dann, ob denn Miranda nichts brauche? Ob man nicht etwas für sie ...? Ob Helen sie wenigstens dazu gebracht habe, etwas zu essen?
»Sie ist zu Frances rausgefahren«, sagte Hillier.
»Randie?«
»Nein, Ihre Frau. Laura hat überhaupt nichts erreicht. Sie konnte sie nicht einmal dazu bewegen, das Schlafzimmer zu verlassen. Jetzt will Helen ihr Glück versuchen. Eine tüchtige Person.« Hillier räusperte sich geräuschvoll. Lynley wusste, dass er sich niemals zu einem expliziteren Kompliment versteigen würde.
»Danke, Sir.«
»Halten Sie die Stellung. Ich bleibe hier. Ich möchte nicht, dass Randie ganz allein ist, wenn etwas ... ich meine, wenn eine Entscheidung von ihr verlangt werden sollte ...«
»Natürlich, Sir. Das verstehe ich.«
Jetzt beobachtete Lynley seinen Constable, der bei seinem Telefongespräch den Hörer hinter hochgezogener Schulter barg, als fürchtete er, belauscht zu werden. Er sah sich das stirnrunzelnd an und fragte, als Nkata aufgelegt hatte: »Und? Was Neues?«
Nkata rieb sich die Hände. »Ich hoffe es. Die Frau, die mit Katja Wolff
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