Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
zusammenlebt, möchte noch mal mit mir reden. Die war's, die mich angepiepst hat. Was meinen Sie, soll ich ...?« Er wies mit dem Kopf zur Tür, aber die Geste schien mehr eine Pflichtübung als eine Bitte um Anweisung, zumal Nkata gleichzeitig mit der Hand auf die Hosentasche klopfte, als könnte er es kaum erwarten, den Autoschlüssel herauszuholen.
    Lynley ließ sich durch den Kopf gehen, was Nkata ihm über sein letztes Gespräch mit den beiden Frauen berichtet hatte. »Hat sie Ihnen gesagt, worum es geht?«
    »Darüber wollte sie am Telefon nicht reden.«
    »Und warum nicht?«
    Nkata zuckte die Achseln und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Knackis. Sie wissen doch, wie diese Leute sind, Mann. Die wollen immer selber das Sagen haben.«
    Das klang überzeugend. Wenn ein Häftling sich entschlossen hatte, einen Kollegen zu verpfeifen, dann pflegte er selbst festzulegen, wie, wo und wann. Es ging dabei um eine Machtdemonstration, die dazu diente, sein Gewissen zu beschwichtigen, wenn er den Beweis lieferte, dass es unter Gaunern keine Ehre gab. Aber solche Leute hatten für die Polizei wenig übrig, und man war als Polizeibeamter gut beraten, nicht zu vergessen, dass sie einem nur allzu gern Knüppel zwischen die Beine warfen, meist von einer Größe, die in direktem Verhältnis zum Ausmaß ihres Verrats stand.
    Er sagte: »Wie heißt sie gleich wieder, Winnie?«
    »Wer?«
    »Die Frau, die Sie angepiepst hat. Wolffs Wohngenossin.« Und als Nkata es ihm sagte, fragte Lynley, welches Verbrechen Yasmin Edwards ins Gefängnis gebracht hatte.
    »Sie hat ihren Ehemann erstochen«, antwortete Nkata. »Mit dem Messer. Dafür hat sie fünf Jahre gesessen. Aber ich hab den Eindruck, dass er sie geprügelt hat. Ihr Gesicht schaut schlimm aus, Inspector. Voller Narben. Sie und die Wolff leben mit ihrem Sohn zusammen. Daniel. Er ist elf oder zwölf. Ein netter kleiner Bursche. Soll ich ...« Wieder die eifrige Kopfbewegung zur Tür.
    Lynley überlegte, ob es klug sei, Nkata schon wieder allein zur South Side hinüberzuschicken. Gerade sein brennender Eifer stimmte Lynley bedenklich. Einerseits lag Nkata natürlich daran, seine schlechte Arbeit wieder gutzumachen, andererseits war er ziemlich unerfahren, und die Ungeduld, mit der er dem nächsten Gespräch mit Yasmin Edwards entgegenstrebte, ließ befürchten, dass die Objektivität auf der Strecke bleiben würde. Wie damals bei Webberly, dachte Lynley.
    Immer kamen sie auf diesen alten Mordfall zurück. Dafür musste es einen Grund geben.
    Er sagte: »Kann es sein, dass sie noch eine Rechnung offen hat, diese Yasmin Edwards?«
    »Mit mir, meinen Sie?«
    »Mit der Polizei im Allgemeinen.«
    »Ja, kann schon sein.«
    »Dann seien Sie vorsichtig.«
    »In Ordnung«, versprach Nkata und eilte, die Autoschlüssel schon in der Hand, aus dem Besprechungsraum.
    Als Nkata weg war, setzte sich Lynley an einen Schreibtisch und schob seine Lesebrille auf die Nase. Die Situation, in der sie sich befanden, war zum Wahnsinnigwerden. Er hatte bereits früher mit diesem oder jenen Fall zu tun gehabt, wo sie Berge von Beweismaterial gehabt hatten, aber keinen Täter, dem sie es zuordnen konnten. Er hatte mit Fällen zu tun gehabt, wo man sämtlichen Verdächtigen, die sie befragt hatten, die schönsten Motive hatte nachweisen können, aber nicht einen einzigen Beweis gegen irgendjemanden in der Hand gehabt hatte. Und er hatte mit Fällen zu tun gehabt, wo es bei keinem Verdächtigen an Mittel und Gelegenheit zum Mord gemangelt hatte, aber eben leider an einem klaren Motiv. Diese Sache hier jedoch ...
    Wie war es möglich, dass zwei Menschen auf belebten Straßen von einem Auto angefahren und einfach liegen gelassen wurden, ohne dass jemand mehr bemerkt hatte als ein schwarzes Fahrzeug?, fragte sich Lynley. Und wie war es möglich, dass das erste Opfer nach dem »Unfall« quer über die Straße geschleppt worden war, ohne dass ein Mensch aufmerksam geworden war?
    Die Verlagerung der Leiche von einem Ort an einen anderen war ein wichtiges Detail. Lynley holte sich den letzten Bericht der Gerichtsmedizin, um nachzusehen, was man dort mit den Spuren hatte anfangen können, die an Eugenie Davies' Leichnam gesichert worden waren. Der Pathologe würde die Leiche mit aller Gründlichkeit untersucht und geprüft haben, und wenn - nach dem Regen in der Nacht - auch nur noch der Hauch einer Spur vorhanden gewesen war, dann würde er ihn gefunden haben.
    Lynley blätterte in den

Weitere Kostenlose Bücher