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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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getötet, und Sie selbst sagten mir gestern, Sie glaubten nicht, dass es Katja Wolff war.«
    »Ich glaubte es damals nicht, und ich glaube es heute nicht«, erklärte die Nonne.
    »Aber jemand muss es getan haben! Oder wollen Sie mir sagen, das die Hand Gottes herabstieß und das Kind unter Wasser drückte? Wer war es also? Eugenie selbst? Richard? Der Großvater? Der Untermieter? Gideon?«
    »Er war acht Jahre alt!«
    »Und vielleicht eifersüchtig, dass plötzlich ein zweites Kind da war und ihm die Schau stahl.«
    »Also, das konnte Sonia nun wirklich nicht tun.«
    »Aber sie konnte ihm die allgemeine Aufmerksamkeit rauben. Sie beanspruchte eine Menge Zeit. Und eine Menge Geld. Vielleicht so viel, dass irgendwann nichts mehr dagewesen wäre. Und was wäre dann aus Gideon geworden?«
    »Ein Achtjähriger denkt nicht so weit voraus.«
    »Aber jemand anders hat es vielleicht getan, jemand, der ein maßgebliches Interesse daran hatte, dass Gideon weiterhin im Mittelpunkt des Familieninteresses stand.«
    »Ja. Hm. Ich wüsste nicht, wer das gewesen sein soll.«
    Barbara schwieg, während die Nonne einen halben Keks auf ihre Untertasse legte. Sie schwieg weiter, als Schwester Cecilia zum Wasserkocher ging und ihn einschaltete, um sich eine zweite Tasse Tee zu machen. Bemüht, ihre Vorurteile gegenüber Nonnen zu vergessen, dachte sie über die Auskünfte nach, die sie von dieser Frau hier erhalten hatte, und über die Art, wie sie ihr gegeben worden waren, und gelangte zu dem Schluss, dass die Nonne absolut offen mit ihr war und ihr alles sagte, was sie wusste. Sie hatte berichtet, dass Eugenie Davies nach dem Tod ihrer kleinen Tochter Sonia nicht mehr zur Kirche gekommen war. Und wahrscheinlich hatte sich danach keine Gelegenheit mehr zu den vertrauten Gesprächen geboten, bei denen Eugenie Davies ihr ihr Herz ausgeschüttet und wichtige Dinge mitgeteilt hatte. Sie sagte: »Was ist aus dem anderen Kind geworden?«
    »Welches meinen Sie? - Ach so, Sie sprechen von Katjas Kind?«
    »Mein Chef hat mich beauftragt, es ausfindig zu machen.«
    »Der Junge ist in Australien, Constable. Schon seit seinem zwölften Lebensjahr. Und wie ich Ihnen bereits sagte, als wir uns das erste Mal miteinander unterhielten - wenn Katja den Wunsch hätte, etwas über ihn zu erfahren, wäre sie gleich nach ihrer Freilassung zu mir gekommen. Das müssen Sie mir glauben. Der Adoptionsvertrag macht es den Adoptiveltern zur Auflage jährlich über das Kind zu berichten, ich habe daher stets gewusst, wo er ist, und ich hätte Katja jederzeit alle Auskünfte gegeben, wenn sie darum gebeten hätte.«
    »Aber sie hat es nicht getan?«
    »Nein.« Schwester Cecilia ging zur Tür. »Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment. Ich hole nur rasch etwas, das Sie vielleicht interessieren wird.«
    Als die Nonne die Tür hinter sich schloss, begann dass Wasser im Elektrokocher zu sprudeln, und das Gerät schaltete sich aus. Barbara stand auf und goss Schwester Cecilia eine zweite Tasse Earl Grey auf und nahm sich selbst noch ein Päckchen Kekse. Sie hatte drei Stück Zucker in den Tee gegeben und die Kekse hinuntergeschlungen, als Schwester Cecilia mit einem braunen Umschlag in der Hand zurückkehrte.
    Sie setzte sich, Füße und Knie aneinander gedrückt, und breitete den Inhalt des Umschlags auf ihrem Schoß aus. Es waren Briefe und Fotografien, sowohl Momentaufnahmen als auch Atelierporträts.
    »Der Junge heißt Jeremy«, sagte Schwester Cecilia. »Er wird im Februar zwanzig Jahre alt. Er wurde von einer Familie Watts adoptiert, zusammen mit drei weiteren Kindern. Sie leben jetzt alle in Adelaide. Ich finde, er hat große Ähnlichkeit mit seiner Mutter.«
    Barbara nahm die Fotos, die Schwester Cecilia ihr hinhielt, alle zusammen so etwas wie eine Lebensgeschichte des Jungen in Bildern. Jeremy war blond und blauäugig, wenn auch das helle Blond der Kindheit in der Adoleszenz dunkler geworden war. Etwa zu der Zeit, als die Adoptiveltern mit ihm und seinen Geschwistern nach Australien ausgewandert waren, hatte er eine pummelige Phase durchgemacht, sich dann aber zu einem gutaussehenden Jungen entwickelt - gerade Nase, kantiges Kinn, dicht am Kopf anliegende Ohren, ein guter Arier, dachte Barbara.
    Sie sagte: »Und Katja Wolff weiß nicht, dass Sie die hier haben?«
    »Ich habe es Ihnen ja schon erklärt, sie war kein einziges Mal bei mir. Nicht einmal, als Jeremys Adoption vorbereitet werden musste, wollte sie mit mir sprechen. Es lief alles über die

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