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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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denken.«
    »An mich zu denken?«, wiederholte ich dumpf, während ich aufzunehmen versuchte, was er sagte. »Woher weißt du das? Woher weißt du, dass sie nie aufgehört hat, an mich zu denken?«
    Sein Gesicht gab mir die Antwort, noch bevor er zu sprechen begann. Er hatte den Kontakt zu meiner Mutter in all den Jahren, seit sie uns verlassen hatte, nie verloren. Er hatte nie aufgehört, mit ihr zu sprechen. Er hatte nie aufgehört, sie zu sehen, in Pubs, Restaurants, Hotelfoyers, Parks und Museen. Sie pflegte zu sagen:
    »Erzählen Sie mir, wie es Gideon geht, Raphael«, und er berichtete ihr das, was sie aus den Zeitungen, Konzertbesprechungen, Zeitschriftenartikeln und dem Klatsch innerhalb der klassischen Musikszene nicht erfahren konnte.
    »Du hast sie gesehen«, sagte ich. »Du hast sie gesehen! Warum?«
    »Weil sie dich geliebt hat.«
    »Nein, ich meine, warum hast du das getan?«
    »Sie hat mir nicht erlaubt, es dir zu sagen«, erklärte er mit brüchiger Stimme. »Gideon, sie sagte, sie würde jeglichen Kontakt zu mir abbrechen, wenn sie je erführe, dass ich dir von unseren Treffen erzähle.«
    »Und das hättest du nicht ausgehalten, nicht wahr?«, sagte ich bitter, weil ich endlich alles verstand. Ich hatte geahnt, was die Blumen bedeuteten, die er ihr in jenen lang vergangenen Tagen gebracht hatte, ich wusste, was diese Reaktion jetzt bedeutete, da sie tot war und er nun nicht mehr seinen Fantasien nachhängen konnte, dass sich eines Tages etwas von Bedeutung zwischen ihnen entwickeln würde. »Denn was wäre denn aus deinem hübschen kleinen Traum geworden, wenn du sie nicht mehr hättest sehen dürfen?«
    Er sagte nichts.
    »Du hast sie geliebt. So war es doch, Raphael? Du hast sie immer geliebt. Und wenn du sie einmal im Monat, einmal in der Woche, einmal am Tag oder einmal im Jahr gesehen hast, so hatte das mit nichts anderem zu tun als deinen ganz persönlichen Hoffnungen und Wünschen. Darum hast du mir nichts von diesen Treffen gesagt? Du hast mich in dem Glauben gelassen, sie wäre gegangen und hätte nie zurückgeblickt, hätte nie auch nur ein Interesse daran gehabt, zurückzublicken. Und dabei wusstest du die ganze Zeit -« Ich konnte nicht weitersprechen.
    »Sie wollte es so«, sagte er. »Ich musste ihre Entscheidung respektieren.«
    »Du musstest gar nichts!«
    »Es tut mir Leid. Gideon, wenn ich gewusst hätte ... Woher hätte ich wissen sollen ...?« »Erzähl mir, was an dem Abend geschah!«
    »An dem Abend?«
    »Du weißt, welchen ich meine. Spiel jetzt nicht den Idioten. Was ist an dem Abend geschehen, als meine Schwester starb? Und sag mir jetzt nicht, dass Katja Wolff es getan hat. Du warst mit ihr zusammen. Du hast mit ihr gestritten. Ich bin ins Badezimmer geschlüpft. Ich habe Sonia unter Wasser gedrückt. Wie ging es dann weiter?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Aber es ist die Wahrheit. Wir haben dich im Badezimmer überrascht. Katja fing an zu schreien. Dein Vater kam. Ich brachte Katja nach unten. Das ist alles, was ich weiß. Ich kam erst wieder nach oben, als die Sanitäter eintrafen. Ich habe die Küche nicht verlassen, bis die Polizei kam.«
    »Hat Sonia sich in der Wanne noch bewegt?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube nicht. Aber das heißt nicht, dass du ihr etwas angetan hast.«
    »Herrgott noch mal, Raphael, ich habe sie unter Wasser gedrückt!«
    »Daran kannst du dich nicht erinnern. Ausgeschlossen. Du warst viel zu jung, Gideon. Katja hatte sie fünf oder sechs Minuten allein gelassen. Ich war zu ihr gegangen, um mit ihr zu sprechen, und wir gerieten in Streit. Wir sind hinübergegangen ins Kinderzimmer, weil ich wissen wollte, was sie wegen des ...« Er stockte. Er konnte es nicht sagen, nicht einmal jetzt.
    Ich sagte es für ihn. »Warum, zum Teufel, hast du sie geschwängert, wenn du meine Mutter geliebt hast?«
    »Sie war blond«, lautete die erbärmliche Antwort. Erst nach fünfzehn Sekunden, in denen er nichts anderes tat, als in unregelmäßigen Stößen zu atmen, kam sie ihm über die Lippen. »Sie waren beide blond.«
    »Mein Gott«, flüsterte ich. »Und hat sie dir erlaubt, sie Eugenie zu nennen?«
    »Nein«, sagte er. »Es passierte nur einmal.«
    »Und du konntest es dir nicht erlauben, mit irgendjemandem darüber zu sprechen. Ihr habt beide in der Klemme gesessen. Sie konnte sich nicht leisten, irgendjemanden wissen zu lassen, dass sie Sonia so lange allein gelassen hatte, und du konntest dir nicht gestatten, irgendjemanden

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