Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
ohne dass sie etwas merkte, Havers. Er hätte ihren Wagen nehmen und nach vollbrachter Tat schön wieder an seinen Platz stellen können.«
    »Da sind wir wieder bei dem Wagen.«
    »Er ist das Einzige, was wir haben.«
    »Tja ... Die Kronanwaltschaft wird da wohl kaum Freudensprünge machen, Inspector. Die Tatsache, dass er Zugang zum Wagen hatte, ist als Beweis ziemlich dürftig.«
    »Die Möglichkeit des Zugangs für sich, ja, das stimmt«, pflichtete Lynley bei. »Aber darauf allein verlasse ich mich nicht.«

GIDEON
20. November
    Ich sah meinen Vater, bevor er hochblickte und mich entdeckte. Er kam den Bürgersteig am Chalcot Square herauf, und ich erkannte an seiner Haltung, dass er grübelte. Ich empfand eine gewisse Anteilnahme, aber ich war nicht beunruhigt.
    Dann geschah etwas Merkwürdiges. Am anderen Ende der Grünanlage in der Mitte des Platzes erschien Raphael. Er muss meinen Vater gerufen haben, denn dieser blieb auf dem Bürgersteig stehen, drehte sich um und wartete auf ihn, nur ein paar Häuser von meinem Haus entfernt. Vom Fenster des Musikzimmers aus beobachtete ich, dass es zu einem kurzen Gespräch kam, bei dem hauptsächlich mein Vater sprach, und noch während er sprach, wich Raphael taumelnd zwei Schritte zurück, und sein Gesicht verzerrte sich wie bei jemandem, der einen Schlag in den Magen bekommen hat. Mein Vater sprach weiter. Raphael kehrte um und ging zum Park zurück. Mein Vater sah ihm nach, wie er durch das Tor trat, zu den Bänken, die dort einander gegenüber stehen. Er setzte sich. Nein, er fiel auf die Bank, mit dem ganzen Gewicht eines Körpers, der nur Knochen und Fleisch war - der personifizierte Schock.
    In dem Moment hätte ich es eigentlich wissen müssen.
    Mein Vater ging weiter. Er blickte hoch und sah mich am Fenster. Er hob grüßend eine Hand, wartete aber nicht auf eine Erwiderung von mir. Einen Augenblick später verschwand er unterhalb von mir, und ich hörte das Geräusch seines Schlüssels im Schloss meiner Haustür. Als er ins Musikzimmer trat, zog er seinen Mantel aus und legte ihn bedächtig über die Rückenlehne eines Sessels.
    »Was ist mit Raphael?«, fragte ich. »Ist etwas passiert?«
    Er sah mich an. Sein Gesicht war voller Schmerz. »Ich habe dir etwas zu berichten«, sagte er. »Etwas sehr Trauriges.«
    »Was?« Ich spürte, wie Furcht mich packte.
    »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.«
    »Sag es einfach.«
    »Deine Mutter ist tot, mein Sohn.«
    »Aber du hast doch gesagt, sie hätte dich angerufen. Wegen der Geschichte in der Wigmore Hall. Sie kann doch jetzt nicht -«
    »Sie wurde gestern Abend getötet, Gideon. Sie wurde in West Hampstead von einem Auto überfahren. Die Polizei hat mich heute Morgen angerufen.« Er räusperte sich und massierte seine Schläfen, als ob er einen Gefühlsausbruch verhindern wollte. »Sie baten mich, den Leichnam zu identifizieren. Ich habe ihn mir angesehen. Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen ... Ich hatte sie vor Jahren das letzte Mal gesehen ...« Er machte eine ziellose Handbewegung. »Es tut mir so Leid, mein Sohn.«
    »Aber sie kann nicht ... Wenn du sie nicht erkannt hast, dann ist es vielleicht gar nicht -«
    »Die Frau trug die Ausweise deiner Mutter bei sich. Führerschein, Kreditkarten, Scheckbuch. Hältst du es für möglich, dass eine andere Person all diese Papiere Eugenies in ihrem Besitz hatte?«
    »Du hast also gesagt, dass sie es ist? Du hast gesagt, dass es meine Mutter ist?«
    »Ich sagte, ich sei nicht sicher. Ich habe ihnen den Namen ihres Zahnarzts gegeben - bei dem sie zu unserer Zeit in Behandlung war. Auf diesem Weg werden sie es sicher feststellen können. Und Fingerabdrücke gibt es ja wahrscheinlich auch.«
    »Hast du sie angerufen?«, fragte ich. »Wusste sie, dass ich ...? War sie bereit ...?« Aber wozu fragte ich das noch? Was half es mir, das zu wissen? Was spielte es noch für eine Rolle, da sie tot war?
    »Ich habe ihr eine Nachricht hinterlassen, mein Junge. Sie hatte mich noch nicht zurückgerufen.«
    »Das war's dann wohl.«
    Er hatte den Kopf bisher gesenkt gehalten, aber jetzt hob er ihn. »Wie meinst du das?«, fragte er.
    »Es ist niemand mehr da, der mir sagen kann, wie es war.«
    »Ich habe es dir gesagt.«
    »Nein.«
    »Gideon, um Gottes willen ...«
    »Du hast mir etwas gesagt, von dem du hoffst, dass es mich von meiner Schuldlosigkeit überzeugen wird. Aber du würdest das Blaue vom Himmel erzählen, um mich wieder zum Spielen zu bringen.«
    »Gideon,

Weitere Kostenlose Bücher