110 wirksame Behandlungsmoeglichkeiten bei Krebs
weil das Immunsystem die Krebszellen nicht erkennt und daher nicht gegen sie vorgeht. Die Hitzebehandlung hilft dem Immunsystem auf die Sprünge: Zellen, die diese Eiweiße bilden, können vom Immunsystem als geschädigte Zellen erkannt und unschädlich gemacht werden.
Die Wirkung der Erwärmungstherapie beruht ferner darauf, dass die Blutgefäßein Tumorgewebe anders reagieren als in normalem Gewebe. In normalem Gewebe weiten sich die Blutgefäße bei Wärme, sodass die überschüssige Wärme vermehrt abgeleitet wird und die Gewebetemperatur gleich bleibt. Nicht so im Tumorgewebe: Die Blutgefäße im Tumorgewebe können sich nicht ausweiten; sie sind relativ starr und können darum auch Hitze nicht schnell ableiten. Wenn die Temperatur des Tumorgewebes steigt, weil die Hitze nicht abgeleitet werden kann, bilden sich kleine Thromben, die die Versorgung des Tumors versperren. Das Tumorgewebe beginnt zu zerfallen.
In der konventionellen Medizin wird die Hyperthermie ausschließlich in Verbindung mit Chemo- oder Strahlentherapie angewandt. Die Behandlung wird an einzelnen Zentren an Kliniken und nur im Rahmen von Studien durchgeführt. Das Forschungsinteresse ist groß, da Zytostatika oder auch Strahlen in Verbindung mit Hyperthermie niedriger dosiert werden können und besser wirken. Hier nutzt man vor allem die indirekte Wirkung der Hitze: Durch die Erwärmung weiten sich die Blutgefäße. Der Tumor wird besser durchblutet, dadurch erreichen Zytostatika die Tumorzellen besser. Auf diese Weise kann die Konzentration der Chemotherapie auch in großen, schlecht durchbluteten Tumoren erhöht werden. Resistenzen werden herabgesetzt. Die erhöhte Durchblutung verbessert außerdem die Sauerstoffversorgung im Tumor. Dies verstärkt – genauso wie die Hitzeschädigung der Zellen selbst – die Wirkung einer Strahlentherapie.
Die meisten Verfahren nutzen elektromagnetische Wellen oder Ultraschall. Mit beiden können die Therapeuten die Erwärmung gut steuern. Ultraschall hat den Nachteil, dass er die Knochen nur schlecht durchdringt, d. h., Tumoren, die wie im Becken von Knochen umgeben sind, können schlecht erreicht werden. Bei vielen Systemen werden unter örtlicher Betäubung oder Narkose Temperatursonden in den Tumor eingeführt, um die Erwärmung zu überwachen. Zurzeit sind die meisten Kassen nicht bereit, die Hyperthermie als eine ambulante Therapie zu vergüten. Bei der stationären Behandlung in Kliniken, die Versorgungsverträge mit den Kassen haben, sind die Kosten meist mit im Tagessatz enthalten.
Informationen:
Infoblätter: Hyperthermie und Hyperthermie Kostenerstattung. GfBK, Tel. 0 62 21/13 80 20, → www.biokrebs.de
→ www.hyperthermie.org
Ganzkörperhyperthermie
Sinnvoll ist eine Ganzkörperhyperthermie vor allem bei Metastasen und Tumoren, die nicht operiert werden können, sowie bei häufig wiederkehrenden Tumorarten. Es gibt verschiedene Methoden der Ganzkörperhyperthermie. Am häufigsten werden Wärmeröhren mit erhöhter Luftfeuchtigkeit eingesetzt, wobei in der Regel Infrarotlicht verwendet wird. Eine ältere Methode verwendete Mikrowellen, wie sie jetzt nur noch in der lokalen Hyperthermie zum Einsatz kommen. Bei anderen Verfahren wird der Patient auf einer offenen Netzliege durch wassergefilterte Infrarotstrahler erwärmt.
Die Überwärmung steigert darüber hinaus die Empfindlichkeit der Krebszellen gegenüber Chemo- und Strahlentherapie, sodass die Wirkung dieser traditionell üblichen Therapien erhöht wird. Bei all diesen Therapieformen werden Körpertemperaturen von mehr als 41 °C erreicht und über einen Zeitraum von 45 bis 60 Minuten gehalten; hinzu kommen eine Anwärm- und Abkühlungsphase von 1 bis 2 Stunden.
WICHTIG
Gefahr besteht bei der Ganzkörperhyperthermie außer für das Herz-Kreislauf-System auch für die Nieren, die durch Wasserentzug und Gifte schwere Schäden erleiden können. Da eine Überwärmungstherapie technisch aufwendig ist und der Patient überwacht werden muss, sollte sie nur in speziellen Kliniken durchgeführt werden.
Es gibt auch moderate Formen der Ganzkörperhyperthermie, wobei nicht mehr als 40 °C erreicht werden. Dafür wird diese Temperatur dann über 4 bis 6 Stunden gehalten. Dabei erfolgt die Überwärmung in einem ringsum mit Aluminiumfolien isolierten Wärmebett, die auch ambulant in Kliniken oder Praxen angewandt werden kann. Hierbei wird der Kreislauf weniger belastet, aber die Überwärmung verstärkt die Wirkung konventioneller Therapien
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