1100 - Der Frostrubin
nur der Fußabdruck von etwas anderem?" erkannte Rhodan. „So könnte man es ausdrücken", stimmte Taurec zu. „Hier laufen die Dinge nicht in einer Richtung ab, es gibt auch keine Zeit, wie wir sie verstehen.
Zum Glück ist die SYZZEL ein Flugapparat, der sich auch in einer solchen Umgebung benutzen lässt, denn er wurde schließlich jenseits der Materiequellen gebaut."
„Aber wir bleiben doch Geschöpfe des Raum-Zeit-Kontinuums, aus dem wir kommen!" rief Rhodan. „Zweifellos! Deshalb wird uns hier auch manches verrückt und unerklärbar erscheinen." Rhodan starrte in die fernen Sonnenmassen hinein, bis ihm die Augen wehtaten. Sanft schob Taurec ihn von den Kontrollen der SYZZEL weg. „Wenn es hier Sonnen gibt", meinte der Sommersprossige, „sollten auch Planeten zu finden sein." Rhodans Augen weiteten sich. „Du meinst... Leben?"
„Warum nicht? Schließlich sind wir hergekommen, um festzustellen, auf welche Weise Seth-Apophis den Frostrubin beherrscht und missbraucht."
Der Augenblick schien günstig zu sein, und Rhodan fragte schnell: „Was hat die Endlose Armada damit zu tun?"
„Vielleicht hat sie eine ähnliche Aufgabe", wich Taurec aus. Er deutete auf die rechteckige Bildfläche im Schutz schirm über der Plattform. Dort war jetzt ein Planetensystem zu sehen. Es bestand aus einer gelben Sonne und fünf Planeten, von denen der äußere einen unheimlichen Anblick bot. Er bestand aus einer Wolke scheinbar auseinanderstrebender Materiepartikel. Taurec war Rhodans erstaunten Blicken gefolgt. „Umkehr der Gravitation", vermutete er. „Der Planet wird sich schließlich verflüchtigen, und seine Bestandteile werden von den vier anderen Welten und von der Sonne angezogen." Als Rhodan einen flüchtigen Blick auf den Zeitmesser am Handgelenk des SERUN-Anzugs warf, lächelte Taurec mitleidig. „Darauf würde ich mich jetzt nicht mehr verlassen!" Die SYZZEL beschleunigte. Während sie auf das unbekannte Sonnensystem zurasten, begann eine Frage Rhodan zusehends zu beunruhigen: Wie sollten sie hier jemals wieder herausfinden?
Sie passierten den vierten Planeten des fremden Systems, und Taurec, der nicht besonders aufgeregt zu sein schien, schaltete eine Fernaufnahme der Atmosphäre auf den Bildschirm. An einer Stelle war der Himmel völlig klar, aber es regnete. Erst danach zogen Wolken auf. Rhodan blinzelte, aber er stellte keine Fragen. Die Oberfläche des Planeten machte einen verlassenen Eindruck. sie bestand aus endlosen düsteren Seen und Tümpeln mit ein paar schlammigen Landbrücken dazwischen.
Die SYZZEL huschte wie ein Phantom an dieser Welt vorbei und näherte sich dem dritten Planeten. Steppen mit meterhohen Gräsern wurden sichtbar, als Taurec die Fernortung auf die Planetenoberfläche richtete. Es gab einzelne wie kahlgefressene Hügel, auf denen gepanzerte wiederkäuende Tiere kauerten. In einer kleinen Ebene kämpften zwei dieser Riesen, indem sie sich immer wieder voneinander entfernten und dann mit einem gewaltigen Anlauf aufeinander zu rannten, um ihre gepanzerten Buckel gegeneinander zu donnern. Einer der beiden Kolosse fiel schließlich um. Sein Panzer war gesprungen und hing auf einer Seite des Körpers herab.
Taurec stieß mit der SYZZEL in die obersten Luftschichten hinein. Auf der Außenhülle des Schutzschirms bildeten sich vorübergehend Eiskristalle, die einen funkelnden Teppich über die Plattform spannten und eine Sicht nach draußen unmöglich machten. Ein solches Phänomen hätte eigentlich nicht auftreten dürfen, denn es widersprach allen bekannten Naturgesetzen. Die SYZZEL raste jedoch weiter, und Taurec schien genau zu wissen, wohin er flog. Als der Schirm wieder frei war, lag unter ihnen ein gewaltiger Talkessel. Einzelne der ihn umgebenden Berge reichten mit ihren Gipfeln in atemberaubende Höhen, bis in den luftleeren Raum. Im Talkessel selbst waren geordnete Strukturen zu sehen, als verliefen dort künstlich angelegte Wasserwege oder gepflegte Beete.
Die SYZZEL wurde langsamer. Rhodan musste sich in Erinnerung rufen, dass sie sich im Innern des rotierenden Nichts befanden und nicht irgendwo auf einer Welt im normalen Universum. Das, was wie schmale Kanäle ausgesehen hatte, entpuppte sich beim Tiefergehen als in langen Reihen nebeneinander aufgeschichtete Steine, als hätten Unbekannte willkürlich Grenzen gezogen und sie auf diese Weise markiert. „Was hat das zu bedeuten?" erkundigte sich Rhodan. Taurec zuckte mit den Schultern. „Schwer zu sagen. Scheint
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