1100 - Der Frostrubin
überhaupt eine mysteriöse Welt zu sein." Die Flugröhre schwebte jetzt dicht über dem Boden. Nach allem, was zu sehen war, herrschen draußen angenehme Temperaturen. Der Aufruhr in Rhodans Gefühlen hatte sich wieder gelegt. So weit von der Wirklichkeit schien dort draußen alles nicht entfernt zu sein. Es war eine fast normale Welt. Während er sich noch der Wirkung dieser autosuggestiven Gedanken hingab, trieb draußen vor der SYZZEL ein Stück Arm vorbei.
Es war kein Teil eines menschlichen Arms, das sah Rhodan auf den ersten Blick. Das Stück war gelb behaart und mit blasiger Schuppenhaut bedeckt.
Normalerweise hätte es bluten müssen, denn es handelte sich eindeutig um einen abgetrennten Körperteil. „Taurec!" brachte Rhodan mühsam hervor. „Schon gesehen", gab der Mann von jenseits der Materiequellen ebenso leise zurück. „Was kann es sein?"
„Keine Ahnung. Wir dürfen es nicht zu ernst nehmen, zu real!" Das war sicher ein gutgemeinter Rat, aber er verfehlte seine Wirkung. Hyperraum oder nicht, sagte sich Rl1odan, dieses Körperfragment bedeutete irgendetwas. Das Armstück glitt davon, als sei es schwerelos. Sein Ziel schien die Schlucht zu sein, die einen Ausgang des Talkessels bildete.
Zum erstenmal hatte Rhodan den Eindruck, dass sein bisher so überlegen wirkender Begleiter ratlos war. „Worauf wartest du noch?" fuhr er Taurec an. „Wir folgen dem Ding." Wortlos änderte der Rothaarige den Kurs. Seine eigenartige Kleidung klirrte leise, als er sich vor den Kontrollen bewegte. Rhodan behielt das Armstück im Auge. Es glitt ziemlich schnell dahin und schien dabei einer jener Steinlinien unten am Boden zu folgen.
Bald hatten sie den Eingang der Schlucht erreicht und konnten sie einsehen.
Das Entsetzen griff wie mit eisernen Klammern nach Rhodan, als er die ebenso schreckliche wie unglaubliche Szene überblickte. Vielleicht hätte ein Mensch ohne den Ritterstatus und ohne seine Erfahrung in diesem Augenblick den Verstand verloren. In der Schlucht herrschte dämmriges Licht, aber Einzelheiten waren trotzdem gut zu erkennen. Zwischen den überhängenden Felsen wimmelte es von den verschiedensten Körperteilen aller möglichen Lebensformen.
Es war ein bizarrer, monströser Schwarm, der jeder menschlichen Vernunft hohnsprach.
Aber es musste eine Erklärung da für geben. An diesen Gedanken klammerte sich Rhodan. „Keine Panik!" rief Taurec ihm zu. „Ist dir übel geworden?" Rhodan schüttelte stumm den Kopf. Erschrocken und fasziniert beobachtete er die Vorgänge in der Schlucht. Körperteile aller Art tummelten sich zwischen den Felsen wie Fische über einem Riff. Es war ein quirlendes Durcheinander. Taurec steuerte die SYZZEL behutsam über die Schlucht hinweg. Auf der anderen Seite wurde den bei den Passagieren der Flugröhre erst das ganze Ausmaß des Unvorstellbaren bewusst.
Ringsum an den Hängen wimmelte es von Körperteilen. Wie vom Wind bewegt, wogten sie auf und nieder, wirbelten über das Gestein hinweg oder glitten in die Steppe hinab. Es mussten Hunderttausende sein. Rhodan zitterte vor innerer Anspannung. Der Gedanke an schnelle Flucht beherrschte ihn. Aber er unterdrückte ihn. „Kannst du irgendwo landen?" krächzte er Taurec zu. „Ja, natürlich!"
„Wir müssen feststellen, ob menschliche Fragmente darunter sind. „ Die Verwunderung in Taurecs Stimme war unüberhörbar: „Du hast Nerven, Perry Rhodan. Ich wollte gerade den Vorschlag machen, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. „ „Nein, lande bitte."
Unter den gegebenen Umständen war es eine fliegerische Meisterleistung, dass Taurec die SYZZEL nur ein paar Sekunden später an einer glatten Felswand andockte. Scheinbar neugierig flogen ein paar Körperteile herbei und kurvten um die SYZZEL herum. Rhodan vermied es hinzusehen. Es waren innere und äußere Körperteile, als hätte ein Wahnsinniger Tausende verschiedener Lebensformen zerstückelt und hierher gebracht. Aber das erklärte nicht, weshalb sie hier scheinbar völlig unbeeindruckt umherflogen und außerdem lebensfähig zu sein schienen. Rhodan spürte, dass ihn jemand an den Schultern gepackt hatte und heftig schüttelte. „Vergiss nicht, wo wir sind!" riet ihm Taurec. „Wenn du alles zu sehr verinnerlichst, wirst du bald nicht mehr bei klarem Verstand sein. Hier ist alles anders als im normalen Universum. Unsere Sinne sind nicht dafür geschaffen, hier alles richtig zu sehen." Rhodan machte sich aus seinem Griff frei.
Nachdem Taurec den
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