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1100 - Die Hölle von Sodom

1100 - Die Hölle von Sodom

Titel: 1100 - Die Hölle von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich. »Hast du keine Furcht davor, daß du ebenfalls in sein Visier geraten könntest?«
    »Nein«, erwiderte er leicht lachend. »Ich fürchte mich nicht. Wie sollte ich mich in diesem Alter denn fürchten? Ich bin fast achtzig Jahre alt. Ich habe ein langes und karges Leben hinter mir, das mir nicht geschadet hat. Furcht vor dem Tod habe ich nicht, denn ich weiß, daß mich ein besseres Leben erwartet.«
    Ich lächelte ihm zu. Es tat gut, diese Worte zu hören. Besonders in einer Welt, die anders dachte. In der Fun, Jugend und das Streben nach Gewinn ganz oben standen. Nur vergaßen die Menschen zumeist, daß sich die Welt weiterdrehte und somit auch Veränderungen vorkamen. Nichts bleibt wie es ist. Auch die Jugend ist vergänglich. Nur wollen die meisten davon nichts hören. Auch irgendwo verständlich.
    »Sollen wir wieder gehen, John?«
    »Ja. Ich habe alles gesehen.« Ich warf einen letzten Blick auf die Nachbarinsel. Es hatte sich nichts verändert. Noch immer war der dunkle Fleck im Meer von einem hellen Bart umgeben, den die Wellen hinterließen, wenn sie gegen den Strand liefen und an den Klippen zerschellten.
    Diesmal ging ich als erster die enge Treppe hinab. Hinter mir hörte ich Krystos' Schritte. Wie auch meine hallten sie dumpf.
    Unten blieben wir stehen. »Findest du den Weg allen, John?« fragte Krystos.
    »Bestimmt.«
    Er umarmte mich. »Ich wünsche dir den Segen des Herrn. Dir und deinen Freunden. Und ich hoffe, daß ihr es schafft, den Jungen aus dieser Hölle zu holen.«
    »Wir werden alles versuchen.«
    »Aber paßt auf. Ein Leben kann schnell vorbei sein.«
    »Ja, Krystos.« Ich dankte ihm noch einmal für seine Unterstützung.
    Das wollte er nicht hören. Er sagte nur: »Befreit uns von diesem Satan, John, bitte…«
    »Mal sehen.«
    Versprechen konnte ich es ihm nicht. Denn ich wußte, wie verdammt mächtig Aristoteles Leonidas war. Und er war noch mächtiger geworden, denn sein neuer Trumpf hieß Johnny Conolly…
    ***
    Als ich mich einige Minuten später umdrehte, waren die Bauten des Klosters verschwunden. Die Nacht hatte sie geschluckt, und ich sah nur den Turm der Kirche, der sich vor dem Nachthimmel abmalte, als wollte er die Menschen daran erinnern, daß es ihn noch gab.
    Ich hatte mich von Bill und Suko getrennt und ihnen die Aufgabe überlassen, ein Boot zu chartern.
    Das Kloster wäre vor allen Dingen für Bill nichts gewesen, der sich sehr nervös zeigte und am liebsten wie ein Kamikaze-Flieger die Insel angegriffen hätte, um seinen Sohn zu befreien.
    So ging das nicht. Auch wenn Johnny in der Klemme steckte, wir mußten schon besonnen vorgehen.
    Wir befanden uns schon jenseits der Tageswende, und auf der kleinen Insel war Ruhe eingekehrt.
    Hinzu kam die natürliche Dunkelheit, denn es brannten nicht sehr viele Lichter. Nur eine gewisse Notbeleuchtung gab ihren Schein ab. Zumeist in der Nähe des Hafens, wo die alten Laternen standen und einen weißgelben Glanz auf dem unebenen Steinpflaster hinterließen.
    Die Lokale und die Läden hatten geschlossen. Stühle und Tische blieben draußen. Ein feuchter Film hatte sich auf das Material gelegt. In der Nacht und der Stille waren alle Geräusche deutlicher zu hören. Tagsüber, wenn der Trubel und das Leben hier herrschten, nahm man das Klatschen der Wellen kaum wahr.
    Jetzt schon.
    Ich hörte sie, wie sie vor die Kaimauer schwappten. Geräusche, die immer gleich klangen. Ein ewiges An- und Wegrollen. Der Rhythmus, der das Leben hier bestimmte. Mal ruhig, dann wieder aufgewühlt bei den schweren Winterstürmen. Aber diese Jahreszeit war zumindest hier vorbei. Es roch nach Frühling, und am Tag stiegen die Temperaturen schon über die 20-Grad-Marke.
    An der rechten Seite lagen die Boote. Die meisten waren Eigentum der Fischer, deren Fang sich allerdings in Grenzen hielt. Sie lebten davon noch, weil sie ihre Beute an die Wirte verkauften, doch ihre Haupteinnahmequelle waren schon die Touristen, die sich von ihnen aufs Meer hinausfahren ließen und dafür gutes Geld bezahlten.
    Der Nachtwind war ein seichter Geselle, der auch die Laternen berührte, die an manchen Häusern hingen und dabei leicht schaukelten. Ihr Licht bewegte sich auf dem Boden, und es sah manchmal aus wie sehr dünnes, zackiges Glas.
    Ich wußte nicht, welches Boot sich Bill und Suko gemietet hatten, aber ich würde es schon erkennen, hatte man mir gesagt. Jedenfalls war es kein Fischerboot, von denen die Segelstangen in die Höhe ragten und auf dem unruhigen Wasser

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