Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
zischte er.
    Zunächst war der schmale Gang nicht besser als ihr bisheriges Gefängnis. Nichts verriet, wohin er führte. Seine Wände waren fugenlos und glatt; und wenn die beiden auch mit Sicherheit zu wissen glaubten, daß sich Türen hier und dort durch ähnliche Mechanismen öffnen lassen würden, wie sie einen gefunden hatten, so war ihre Ungeduld doch viel zu groß, danach zu suchen.
    Sie marschierten weiter in der festen Überzeugung, jeder Gang müsse irgendwo ein Ende haben.
    Sie waren jedoch noch keine fünfzig Meter weit gekommen, als McHenderley plötzlich stehenblieb. Trimmer brauchte etwas länger, um zu erkennen, daß das, was er in seinem Gehirn empfand, Gedankenimpulse von außen waren. Wenn er sich konzentrierte, verstand er, was irgendwo in der Nähe mehrere Menschen sich mit Hilfe von Impulssendern zu sagen hatten. Trimmer begriff nicht so schnell wie McHenderley, daß, wenn die Unbekannten sich der gedanklichen Übertragung bedienten, zumindest einer von ihnen die Sprache seiner Partner wahrscheinlich nicht beherrschte. Konnte es sich um einen Mann aus der Flotte handeln?
    McHenderley erinnerte sich an den Mann, der ihre Namen aufgerufen hatte, nachdem die Kameraden durch die Abwehr der Maschine getötet worden waren.
    „Was haben Sie erfahren?“ fragte einer der Unbekannten.
    „Ich habe den Funkverkehr der Flotte sorgfältig überwacht. In den vergangenen hundert Stunden kamen nur zwei Meldungen durch: man hat bemerkt, daß die Regierung nicht mehr in der Lage ist, das Wetter zu kontrollieren und hält den Augenblick günstig für einen Angriff. Der Kommandant hat zwanzig Schiffen den Befehl gegeben, das Zentralmassiv einzukreisen. Eine halbe Stunde später wurde folgendes angeordnet: Eine kleine Gruppe soll durch den Tunnel vorstoßen und das Gebäude in die Luft sprengen!“
    „Leider hat Schumacher wirklich recht!“ antwortete ein anderer. „Die Regierung ist im Augenblick tatsächlich nicht in der Lage, einen mit der nötigen Wucht und Konsequenz vorgetragenen Angriff abzuwehren! – Was können wir tun?“
    Der erste sprach wieder:
    „Wir sollten die Abwehr selbst übernehmen, solange die Regierung nicht dazu in der Lage ist. Es wird nicht schwierig sein, zwanzig automatische Raketen abzuschießen. Die Zurückschlagung der Spezialtruppe wird etwas schwieriger sein. Wieviel Leute haben Sie hier zur Verfügung?“
    „Etwa hundert! Sie sind – ebenso wie auch Midas, der Präsident – unter einem bestimmten Gesichtspunkt ausgesucht worden. Ihre intellektuelle Kapazität ist so gering, daß sie sich so leicht durch nichts erschrecken lassen.“
    „Das heißt“, erwiderte der andere, und selbst den Gedankenimpulsen merkte man an, wie spöttisch er es meinte, „sie sind zu dumm, als daß sie erschrecken könnten, nicht wahr?“
    „Sie können es auch so ausdrücken! Freilich ist die Schockunempfindlichkeit auch dieser Leute relativ. Ich glaube nicht, daß sie einen Vergleich mit auch nur einem Ihrer Leute ausstehen könnten!“
    Das war es! Einer von den beiden war ein Angehöriger der Flotte. McHenderley knirschte mit den Zähnen. Der Verdacht, den er schon beim Tod der Kameraden gehabt hatte, schien sich zu bestätigen!
    „Ich glaube nicht, daß das ausschlaggebend sein wird!“ antwortete der Verräter. „Ich nehme an, daß Sie über die stärkeren Waffen verfügen!“
    „Ohne Zweifel! Ich bin jedoch trotzdem skeptisch, denn es gibt in der Geschichte der Erde unzählige Beispiele dafür, daß in wichtigen Dingen nicht die materielle Stärke, sondern die geistige Schwungkraft entscheidend waren!“
    „Werden Sie skeptisch?“ fragte der andere.
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    „Ich bin nicht gewiß, ob die Ansicht, die ich bisher vertreten habe, die einzig richtige ist!“
    „Schieben Sie Ihre Bedenken auf, bis diese Sache vorbei ist! Wir können dann immer noch sehen! Was ist mit Beta Lee? Wird sie Schwierigkeiten machen?“
    „Ich weiß nicht recht! Sie schien mir noch nie eine überzeugte Anhängerin der Maschine zu sein – ich meine: der Regierung! In den letzten Tagen macht sie einen besonders spöttischen Eindruck! Wir werden uns vorsehen müssen!“
    „Wir sollten sie sofort beseitigen, wenn sie sich uns in den Weg stellt!“
    „Sie ist die einzige, die der Regierung in dieser schwierigen Situation zu helfen vermag!“ gab der andere zu bedenken.
    „Es werden sich in der Flotte genügend Leute finden, die sie ersetzen können!“
    Das Gespräch schien beendet.

Weitere Kostenlose Bücher