1101 - Erkundung gegen Unbekannt
ballähnliche Gebilde schwebte über seinem Kopf und wies ihn zeit seines Lebens, so wie jeden anderen Armadisten, als Mitglied der Endlosen Armada aus.
Niemals und durch nichts konnte diese Flamme erlöschen, es sei denn durch den Tod. Sie schwebte über der jeweils höchsten Körpererhebung eines Armadamitglieds.
„Hörst du, An?" erkundigte sich der Astronom besorgt. Der Kommandant hatte sich in letzter Zeit etwas seltsam verhalten. Die Entdeckung von TRIICLE-9 hatte ihn überdies freudig geschockt. Mehrere Cygriden waren an ähnlichen Schocks gestorben.
„Ich höre wohl", brummelte An. „Wenn die Fremden in Not sind, werden wir zu erkunden haben, weshalb sie in eine solche geraten sind. Woher kommt das Schiff. Konntest du das ermitteln?"
„Nicht mit Sicherheit, aber wir vermuten, daß es zu den vielen fremden Einheiten gehört, die wir geortet haben. Vielleicht war jemand übermutig und wollte sehen, was wir darstellen. Du bist dir doch darüber klar, daß unser Auftauchen in diesem Raumsektor bei hier einheimischen Lebewesen Verwirrung hervorrufen muß."
„Verwirrung?" wiederholte An gedehnt. „Astronom Run, wir sollten besser glauben, daß diese Unbekannten für den schlimmen Zustand von TRIICLE-9 verantwortlich sind. Ich halte die Besatzung des Fremdschiffs, ob es nun brennt oder nicht, für Erkunder mit schädlichen Absichten. Einige sahen darin wohl eine Gefahr, haben sich gegen die Befehle des Kommandanten aufgelehnt und sind zur Rechenschaft gezogen worden. Dabei kann es zu Gewalttätigkeiten gekommen sein, die schließlich das halbe Schiff zerstörten. Senden die Boten einer verwerflichen Macht Hilferufe aus? Wenn ja - an wen sind sie gerichtet?"
„An jedermann, also auch an uns. Es sind offene Hyperkomrufe, die nach allen Sektoren abgestrahlt werden. Wer das tut, muß was sein ...?"
„In großer Not", beantwortete Jercygehl An die unausgesprochene Frage. Er tat es mit Unwillen und erfüllt von innerer Unruhe. „Kann das Schiff noch manövrieren?"
„Ausgeschlossen, meinte Ingenieur Zhu. Die Triebwerke drohen zu bersten. Rote Feuersglut ist zu sehen. Wir haben, eine gute Bildortung hergestellt. Was sollen wir tun?"
„Ihr gar nichts, ich werde etwas tun!" belehrte der Kommandant. „Es wird nichts unternommen, bis ich im Kessel erscheine; auch von Op wird nichts eingeleitet."
Auf Ans Interkomschirmen wechselte das Bild. Ingenieur Zhu wurde erkennbar.
„Op hat soeben gegen meinen Willen das Armadaherz benachrichtigt", gab er bekannt. „Ich konnte es nicht verhindern. Du solltest schnell in den Kessel kommen."
An starrte wortlos auf den Schirm. Dann stieß er die mächtige, von einem muskulösen Arm geführte Faust nach vorn.
„Ich komme", entschied er, ohne nochmals auf Ops Eigenmächtigkeiten einzugehen. „Ich befinde mich im dritten Schacht. Ich brauche etwas Zeit zur Sammlung und zur Überlegung.
Das fremde Schiff fliegt uns nicht davon. Falls es angreifen sollte, werde ich es vernichten. So lautet das Gebot. Wer in Frieden kommt, ist willkommen. Bösartige, die in Not geraten sind, nehmen eine Sonderstellung ein. Hat das Armadaherz geantwortet?"
„Noch nicht."
Jercygehl An ging schweren Schrittes auf die Kontrolleinheiten zu und legte die Kommunikationsanlagen seines streng privaten Konzentrationsraums still. Zhus Bild verblaßte.
Der alte Kommandant begann in aller Ruhe seine Bekleidung zu ordnen. Wenn Tarzarel Op nicht erneut seine Angriffslust und Ungeduld kundgetan hätte, wäre An fraglos eilfertiger gewesen.
So aber machte es ihm Freude, zusätzlich zu der heimlichen Mahlzeit vor sich selbst zu bestehen.
Dabei dachte er klar und nüchtern über die Gegebenheiten nach. Woher immer die Fremden kamen, was immer sie wollten: gefährden konnten sie seine Armadaeinheit 176 auf keinen Fall.
Warum also in Hektik verfallen?
An zupfte seinen kunstledernen Waffenrock zurecht, schnallte den breiten Hüftgürtel um und legte zusätzlich einen Gurt über Schulter, Brust und Rücken. Die Verschlüsse schnappten hörbar ein.
Anschließend kontrollierte er die Gegenstände in den aufgesetzten Taschen des breiten Schultergurts.
Die Beleuchtung blendete ab. Ein frischer Lufthauch durchwehte die Kabine. Es duftete nach etwas, was An nicht zu identifizieren wußte. Wahrscheinlich stammte der Durchlüftungsrhythmus von einem seiner Vorgänger, der in grauen Vorzeiten Erinnerungen an etwas, was vielleicht auf einem Planeten heimisch war, wachhalten wollte.
Jercygehl An verließ
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