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1103 - Das Azteken-Ritual

1103 - Das Azteken-Ritual

Titel: 1103 - Das Azteken-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte sie Rücksicht nehmen können. Manchmal hatte sie den Eindruck gehabt, mit dem Rad fliegen zu können, aber jetzt war sie wieder am Ziel und bremste in der Nähe der Gehege ab.
    Auf der Fahrt hatte sie sich immer wieder einzureden versucht, daß alles auf einem Irrtum beruhte.
    Daß die Vögel sich noch in ihren Gehegen aufhielten und nicht durch die Luft segelten, um ihre Freiheit zu genießen.
    Es stimmte nicht.
    Sie sah, was sie nicht glauben wollte, und ging mit zitternden Knien näher. Ihr Mund stand offen.
    Der Atem drang stoßweise hervor. Sie hielt die Augen halb geschlossen und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    Es war so schrecklich. Es war grausam für sie und zugleich auch unverständlich. Jemand hatte die Türen der Gehege geöffnet, um den Vögeln die Freiheit zu geben.
    Es war kein Weltuntergang, sondern irgendwie auch normal. Becky und ihr Mann Derek taten das auch, aber Derek hielt sich in London auf, und sie hatte keine Tür geöffnet. Es mußte ein anderer getan haben. Jemand, der sich auf ihrem Grundstück herumtrieb. Ein Mensch, den sie nicht kannte, der sich wie ein Dieb versteckte und nur auf den richtigen Zeitpunkt wartete, um zuschlagen zu können.
    Einmal hatte er es bereits geschafft, und sie fragte sich, wie seine weiteren Pläne aussehen würden.
    Becky Flint trat in den ersten großen Käfig hinein. Er war sehr hoch, er war auch bepflanzt worden.
    Die Vögel konnten sich im Geäst der Bäume aufhalten oder auf den kurzen Baumstämmen hocken, die Marterpfählen ähnelten.
    Es war keiner mehr da.
    In einem anderen Gehege fand sie die Nachtvögel. Sie hatten sich nicht gerührt und würden bis zur Dunkelheit warten. Automatisch schloß Becky die Tür wieder und lehnte sich danach mit dem Rücken gegen das Gitter des Maschendrahts.
    Sie brauchte Ruhe. Sie wollte und mußte zu sich selbst finden. Sie mußte auch versuchen, die Gedanken zu ordnen, denn mit einer derartigen Situation war sie noch nie zuvor konfrontiert worden.
    Und sie fühlte sich sehr allein. Ihr Mann Derek würde erst gegen Abend aus London zurückkehren, und er hatte zudem den Wagen mitgenommen. Zwar fuhr Becky ihr eigenes Auto, das jedoch stand in der Werkstatt, weil es eine neue Auspuffanlage bekam.
    Allein bin ich nicht mehr, dachte sie. Irgend jemand hält sich hier auf und wartet auf mich. Er will etwas von mir. Sie dachte automatisch an den toten Geier, der ein Herz in seinem Schnabel gehalten hatte.
    Jemand zog hier seine Kreise. Es war nicht unbedingt ein Vogel. Es war ein Feind im Hintergrund.
    Ein böses und Gestalt gewordenes Omen, das hier die Regie übernommen hatte.
    Wieder blickte sie zum Himmel.
    Dort bewegten sich die Tiere in ihrer zurückgewonnenen Freiheit. Sie fühlten sich wohl. Ihre hellen und manchmal krächzenden Schreie drangen bis an ihre Ohren. Sie schienen sich darüber zu freuen, daß ihnen der Himmel gehörte.
    Becky wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte und was in dieser Lage richtig war. Am liebsten hätte sie sich versteckt, denn aus den gefiederten Freunden waren Feinde geworden. Sie konnte sich vorstellen, daß die Tiere pfeilschnell aus dem Himmel nach unten stießen und sie angriffen.
    Becky löste sich vom Gehege und hob ihr Bike auf. Sie schob es auf das Wohnhaus zu und ging mit schleppenden Schritten nebenher. Die gesamte Welt kam ihr auf einmal feindlich vor, und selbst das rustikale Holzhaus, das sie so mochte, fand sie jetzt bedrohlich. Schatten schienen über dem Dach und den Außenwänden zu liegen. Hier hatte eine andere Macht die Kontrolle übernommen.
    Becky lehnte das Rad gegen die Außenwand. Sie betrat das Haus noch nicht und näherte sich mit vorsichtigen Schritten einem der Fenster. Von dort aus schaute sie in das Innere, was ihr ziemlich schwerfiel, denn die Gardinen nahmen ihr einen Teil der Sicht. So konnten sie nur durch einen relativ schmalen Spalt blicken, aber sie sah, daß sich unten im Haus niemand aufhielt.
    Küche und Wohnraum gingen ineinander über. Vor der offenen Kochstelle sah sie niemand und auch nicht auf der nach oben führenden Treppe.
    Becky dachte daran, daß es besser war, wenn sie sich bewaffnete. Es gab Gewehre im Haus. Derek hatte ihr das Schießen auch beigebracht, aber um an ein Gewehr zu gelangen, mußte sie erst ins Haus.
    Das traute sie sich noch nicht. Es war ihr alles so fremd geworden. Die Tür war geschlossen. Sie schaute genauer hin und stellte fest, daß sich niemand daran zu, schaffen gemacht hatte. Jedenfalls war sie

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